Chinas Handelsministerium hat nach dem jüngsten Spielzeugskandal die Berichterstattung in westlichen Medien kritisiert, die von "Killer"-Produkten aus China sprechen. Der US-Konzern Mattel hatte am Donnerstag giftige "Sesamstraße"-Spielsachen, "Made in China" wieder aus den Läden nehmen müssen und Eltern davor gewarnt, Kinder damit spielen zu lassen.

Vizehandelsminister Gao Hucheng sagte, hinter der Berichterstattung darüber verberge sich der Versuch des Handelsprotektionismus. Vernünftige Kritik nehme die Regierung dagegen an. Sie gehe gegen "schwarze Schafe" entschieden vor. Gao verwies auf die Schließung zweier Biotech-Firmen, der Xuzhou-Anying-Gesellschaft für Biotechnologie in Ost-Jiangsu und in Shandong, der Binzhou-Futian-Gesellschaft im Zusammenhang mit Lebensmittelskandalen.

Mängellisten

Die scharfe Reaktion zeigt, dass die ständig neu auftretenden Negativfälle der chinesischen Führung unter die Haut gehen. Auf die Kritik, die von den USA an schlechten Nahrungsmitteln, schadhaften Reifen, giftigen Lacken und Rückständen in Kinderspielzeug geübt wurde, hatte Premier Wen Jiabao noch mit großer Betroffenheit reagiert. Menschenleben stünden auf dem Spiel, die Reputation der Hersteller und das Ansehen der Nation.

Ende Juli verabschiedete das Kabinett Überwachungsverordnungen: Danach müssen die Behörden "Mängellisten" führen und ihre Erkenntnisse "regelmäßig den Medien weiterleiten". Lokalregierungen seien für Inspektionen verantwortlich, für Betrugsversuche wurden hohe Geldstrafen festgesetzt.

Spielzeugriese China

Spielzeughersteller, etwa aus Chinas Stadt des Holzspielzeugs, Yunhe in Ostchinas Zhejiang, wo 667 Familienbetriebe Spielzeug herstellen, betonten, dass sie sich bei Auftragsbestellungen strikt an die Sicherheits- und Unbedenklichkeitsvorgaben der europäischen oder US-Hersteller halten. Sie fänden es ungerecht aufgrund weniger Vorfälle pauschal mitverurteilt zu werden. China beliefert drei Viertel des Weltmarktes mit Spielwaren. Es exportierte 2006 für mehr als 17 Milliarden Dollar Spielzeug. Fünf Millionen Chinesen arbeiten für die 8000 Fabriken in der gigantischen Spielwarenindustrie. Massenproduktion von Plastikspielzeug, Plüschtiere oder elektronischer Spiele kommen aus Südchinas Küstenprovinzen Guangdong und Fujian, die 85 Prozent des Marktes kontrollieren. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4./5.8.2007)