Kalifornischer Traum
Ich habe viele Jahre in Kalifornien gelebt. Auch dort wurden Rauchverbote erlassen - ohne dass das allerdings nennenswerte Auswirkungen auf das Verhalten von Rauchern gehabt hätte. In Kalifornien bewegt man sich in seinem privaten Lebensbereich. Betritt man einen öffentlichen Raum, etwa die Oper oder Disney Hall, kann der Raucher, weil das Klima so ideal ist, an jedem Tag im Jahr einfach nach draußen gehen. Viele Restaurants haben Terrassen. Daher hat mich das Rauchverbot nicht besonders gestört. Aber etwas anderes ist in Kalifornien seit der Verhängung des Rauchverbots passiert, worüber die Medien nie berichtet haben, und auch mir ist es erst nach einiger Zeit aufgefallen, weil ich ja seit sieben Jahren wieder in England arbeite.
Das Ausmaß der Arzneimittelwerbung im Fernsehen zeigt, was an die Stelle der Zigarette getreten ist (obwohl zwanzig Prozent weiterhin rauchen): Schmerztabletten, Prozac und Antidepressiva - alles Drogen, die meist per Rezept verschrieben werden, man muss dem Arzt einfach nur sagen, was man braucht. In den Printmedien gibt es bei Medikamentenwerbung immer viel klein gedruckte Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen, während im Fernsehen eine Stimme eilig die ganze Liste herunterleiert. Vielleicht Hängen bleibt vielleicht einer von vier Begriffen - Lähmung, Diarrhö, Tod, Kopfschmerzen. All das werden nun auch wir erleben. Mit Drogen (legalen wie illegalen) wird weltweit das meiste Geld verdient. Der Grund liegt auf der Hand: Sie verschaffen uns Wohlbefinden.
Ich kenne mich aus mit fanatischen Nichtrauchern - mein Vater war einer der ersten (sein ältester Sohn hat ihn überlebt und rauchte, bis er siebzig war; ich selbst rauche auch und bin gerade siebzig geworden). Ich rauche, weil es mir guttut. Es fördert meine mentale Gesundheit. Und die beruhigende Wirkung einer Zigarette ist mir allemal lieber als die von pharmazeutischen Produkten (samt unbekannten Nebenwirkungen).
Niemand antwortet
Nun könnte man einwenden, dass das Rauchen schreckliche Nebenwirkungen habe. Bei manchen Leuten sicher, aber nicht bei allen. Der Britische Ärzteverband sollte uns doch beispielsweise einmal erklären, wieso Denis Thatcher, ein Dauerkonsument von (filterlosen) "Senior Service", mit 88 und Kurt Vonnegut, der siebzig Jahre lang "Pall Mall" rauchte, mit und 84 Jahren starb. Wie ist das zu erklären? Niemand fragt danach, und niemand antwortet.
In den späten neunziger Jahren war die damals noch mächtige New York Times strikt gegen das Rauchen. Ich schrieb mehrere Leserbriefe, von denen keiner veröffentlicht wurde. Als der chinesische Politiker Deng Xiaoping im Alter von 92 Jahren starb, brachte sie einen Nachruf - und drei Tage danach einen völlig blödsinnigen Leserbrief, dessen Verfasser behauptete, Deng sei ein schlechtes Vorbild für die Jugend gewesen, weil er immer eine "Panda"-Zigarette im Mund oder in der Hand hatte.- Ich war fassungslos. Wieder schrieb ich an die Redaktion und wies darauf hin, dass Deng sehr alt geworden sei - wie alt sollen die Leute denn eigentlich werden? - und dass das Argument jenes Lesers darauf hinauslaufe, dass Adolf Hitler ein gutes Vorbild für die Jugend sei, da er nicht geraucht habe. Mein Brief wurde wieder ignoriert und seither begegne ich allem, was in Zeitungen steht, mit äußerster Skepsis.
BBC manipuliert
Inzwischen hat sich auch die Presse in England - ohne Tabakwerbung - auf die Seite der Antiraucher geschlagen. Die BBC erklärte sich für "raucherfrei", was ich sehr bedenklich fand. Das Problem der BBC ist, dass es keinen neutralen Standpunkt gibt. Heisenbergs Unschärferelation, die zusammen mit anderen mathematischen Theorien zum Computer geführt hat, besagt, dass der Beobachter das Beobachtete beeinflusst - niemand ist neutral. Die BBC hat hat das zwar immer von sich behauptet, ist aber nun Teil eines gigantischen (von Hörern und Zuschauern bezahlten) Manipulationsprojekts. Sie steht zwölf Millionen Rauchern gegenüber - nicht sehr fair.
Die britische Presse mag ja recht lebendig sein, aber sie ist auch schrecklich kindisch. Ich nehme sie kaum noch ernst, und wenn ich in Bridlington bin, überfliege ich die Zeitungen nur. Sie sind mir nicht skeptisch genug, und deshalb betrachte ich sie als Teil dieser politischen Bevormundung. Keiner fragt nach den Konsequenzen - alles wird gut, lautet offenbar ihr kindisches Motto. Der Guardian spricht von einem "Erfolg" des Rauchverbots in Schottland. Was versteht der Guardian unter Erfolg? Die Einnahmen der Wirte sind zurückgegangen, einige Pubs mussten zusperren. Von "Erfolg" könnte man doch nur sprechen, wenn die Nichtraucher scharenweise in die Pubs geströmt wären. Sind sie aber nicht. Was ich denke? Du lebst in einem Irrenhaus, David ... Im Grunde habe ich das schon immer gefunden, aber meine Liebe für die Welt bewahrt mich vor den armseligen und öden Leuten, die in England den Ton angeben.
Das Rauchverbot trifft mich nicht sonderlich. Ich lebe sehr zurückgezogen, bin nicht sehr gesellig - ich höre nicht mehr gut, und in der Welt, die ich mir geschaffen habe, werde ich weiterhin rauchen. Ich habe nicht vor, Politiker zu treffen - die meisten von ihnen sind Menschenverächter. In England wimmelt es von Leuten, die unbedingt die Tablettengesellschaft einführen wollen. Und niemand weiß das Ungeordnete - das "Vergnügen an der Unordnung" - noch zu schätzen.
Im Einklang mit den Energien
Vor zwei Monaten begann ich mit der Arbeit an dem größten Gemälde, das ich je geschaffen habe - 4,5-mal zwölf Meter. Im selben Moment stellte ich fest, dass ich die Treppe (rauchend) hinaufeilte. Und mir wurde klar, dass manche Menschen stärker in Einklang mit den Lebensenergien stehen als andere.