In einem wohlhabenden Land wie Österreich sollten steigende Lebensmittelpreise eigentlich keine großen Probleme verursachen: Jahrzehntelang ist der Anteil, der für Essen und Trinken ausgegeben wird, gesunken. Nur mehr 12 Prozent der Ausgaben entfallen darauf; 1966 war es noch gut ein Drittel.

Wenn wir also wieder etwas mehr Geld für Brot, Milch und Fleisch ausgeben müssen - und die Landwirte dadurch für ihre Produkte einen faireren Preis als derzeit erhalten - ist dies nur recht und billig.

Ganz anders bei den laut Statistik Austria 1,1 Millionen Menschen, die in Armut oder Armutsgefährdung leben. Die Schwelle dafür wird mit 900 Euro angegeben, mit denen diese große Personengruppe monatlich ihr Auskommen finden muss. Ein Preisanstieg von ein paar Cent bei fast allen Lebensmitteln fällt da bei den täglichen Einkäufen im Supermarkt schnell ins Gewicht, verhindert, dass diese Personen andere, ebenso dringend notwendige Anschaffungen tätigen oder ihre Rechnungen begleichen können.

Armutsgefährdete Menschen haben kein Sparbuch, auf das sie zurückgreifen können, wenn es sich am Ende des Monats nicht ganz ausgeht. Das gesamte Einkommen muss für das Lebensnotwendige ausgegeben werden.

Angesichts der hohen Zahl von Personen, bei denen die Preiserhöhungen fürs Essen existenzielle Probleme aufwerfen, müssten in der Politik die Alarmglocken schrillen. Um zu verhindern, dass sich die Armutsspirale rapide nach unten dreht, muss schnell reagiert werden. Grundsätzlich gehörten Sozialleistungen, Arbeitslosengeld, Notstandshilfen und Mindestpensionen ebenso an Inflationsraten angepasst, wie sich alljährliche Kollektivvertragserhöhungen daran orientieren. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.08.2007)