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Wo jetzt gebaggert wird, entstehen Shops, Restaurants und eine Diskothek. Spätestens zur Fußball-EM 2008 wird der Riesenradplatz nicht mehr wiederzuerkennen sein

Foto: APA/ MARTIN FICHTER

Praterverband und Vizebürgermeisterin Laska setzen nach einem Treffen auf Streitschlichtung - Von Karin Krichmayr

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Wien – "Es wird sicher keinen Baustopp am Pratervorplatz geben", stellte eine Sprecherin von Vizebürgermeisterin Grete Laska (SP) schon im Vorfeld der Sitzung des Pratergremiums fest, die Mittwochnachmittag stattfand. In diesem Gremium, bei dem regelmäßig die Entwicklung des Wurstelpraters abgestimmt werden soll, saß Laska immerhin mit Vertretern des Praterverbands an einem Tisch – zum ersten Mal, nachdem der Konflikt zwischen den Praterunternehmern und der Stadt in den letzten Wochen einen neuen Höhepunkt erreicht hatte.

Das Treffen dürfte aber die Wogen geglättet haben: Beide Seiten gaben sich versöhnlich und verlauteten einhellig, die "konstruktive Zusammenarbeit" im Sinne der Besucher fortsetzen zu wollen. "Die CIA-Akten sind geschlossen", meinte Praterverbandssprecher Alexander Meyer-Hiestand in Anspielung auf ein PR-Konzept, das zuletzt für erhitzte Gemüter sorgte.

"Unterminierung" der Vizebürgermeisterin

Dieses enthielt Strategien für die "Schwächung" und "Unterminierung" der Vizebürgermeisterin – was prompt als Aufforderung zum Sturz Laskas interpretiert wurde. Bloß: Die PR-Agentur des Praterverbands, die auf dem Papier als Urheber firmierte, wollte damit nichts zu tun haben, ebenso wenig der Praterverband selbst, der sich von dem Konzept distanzierte und von einem "Ablenkungsmanöver" sprach.

Disneyland

Denn der eigentliche Streitpunkt ist die Neugestaltung des Eingangs zum Wurstelprater: Bis Mai 2008 soll der Platz im Lichte von "Alt-Wien" erstrahlen – und fristgerecht vor Beginn der Fußball-EM einen Blickfang für die Besucher bilden. Die Entwürfe, die rund um den Riesenradplatz acht bis neun Meter hohe Fassaden samt dahinter liegenden Restaurants, Shops und einer Diskothek vorsehen, haben seit dem Bekanntwerden eine Welle an Assoziationen hervorgerufen. Erinnerungen an Schönbrunn und Disneyland wurden wach, verbunden mit teils vernichtender Kritik. Gefordert wurde mehrfach ein Baustopp und die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs für das Prater-Entrée.

Inszenierung nicht Architektur

Es handle sich nicht um Architektur im herkömmlichen Sinn, sondern um Inszenierung, sieht man im Büro von Laska keinen Handlungsbedarf. Der Praterverband, der sich übergangen fühlt und gegen die Pläne mobil macht, sei durchaus eingebunden worden, wird betont.

"Wir lassen uns nicht irritieren", heißt es vonseiten der Vizebürgermeisterin. "Wir werden sicher nicht öffentlich darüber diskutieren, wie der Platz aussehen soll." Viele Unternehmer würden die Pläne befürworten, gemeinsam mit den Betreibern werde nun an der Gestaltung der Fassaden gearbeitet. Meyer-Hiestand bleibt dabei, "dass die Chance, einen großen Wurf zu machen, vertan wurde." Er hofft weiterhin, dass noch "Reparaturen" an den Plänen möglich sind. (Karin Krichmayr/DER STANDARD Printausgabe 9.8.2007)