ModeratorIn: Herr Paul Herr Paul Gludovatz hat nun im Chat-Raum von derStandard.at Platz genommen. Er wird bis 12 Uhr die Fragen unserer Community beantworten.Gludovatz hat nun im Chat-Raum von derStandard.at Platz genommen. Er wird bis 12 Uhr die Fragen unserer

Paul Gludovatz: Vorweg danke ich für die Einladung, freu mich auf noch so kritische Fragen und stehe gerne bis 12 für alle Fragen zur Verfügung!

ModeratorIn: Was würden Sie rückblickend vor dem Halbfinale anders machen?

Paul Gludovatz: Mir blieb zu dem Zeitpunkt keine andere Wahl.Würde genauso handeln.

Rudolf Pesseg: Als Burgenländer womit feiert ma denn do so an Erfolg??

Paul Gludovatz: Im Kreise der Familie zum einen, zum anderen tuts gut wenn einem Freunde gratulieren und zum dritten gehört ein gutes Glas Rotwein dazu.

mottamotta: Hr. Gludovatz, zu allererst: Herzliche Gratulation fuer die Erfolge in Kanada! Sie haben immer betont, Sie koennten sich nicht vorstellen, den Teamchefposten des A-Teams zu uebernehmen. Warum genau?

Paul Gludovatz: Bin noch nie damit konfrontiert worden, nicht mal für den Erwachsenenfußball vorgesehen. Nicht visionär , nicht im Traum daran gedacht, deswegen njet!!!

Interista81: S.g. Herr Guldovatz, was glauben Sie, ist der Grund dafür, dass Österreich seit Jahren relativ gut abschneidet bei den "Jugend WMs" und EMs, aber die Nationalmannschaft bei weitem nicht an solche Erfolge anschließen kann. Werden die Kicker in jugen

Paul Gludovatz: An all dem, was du in den Fragestellungen vorsiehst, früher einmal habe ich nur die Spieler und ihre Einstellung zum Erwachsenenfußball kritisiert, heute kommen viele andere Faktoren dazu. In der Kürze schwer zu beantworten.

Wutale: Sollte Prödl zu Hertha gehen oder bei Sturm Graz bleiben. Und wie schätzen Sie Sturm Graz heuer ein?

Paul Gludovatz: Sturm Graz hat aufgrund der bekannten Probleme einen starken Schwank zur Jugend gemacht. Ich bin mit Herz dabei. Prödl und sein persönliches Umfeld müssen eigenverantwortlich für ihre Zukunft entscheiden.

ModeratorIn: Frage per Mail von Richard Eggenhofer: Beschreiben sie das Verhältnis zu ihrem Ex-Cotrainer G.Schweitzer, wäre der Erfolg in Kanada ohne ihn möglich gewesen?

Paul Gludovatz: NEIN!

Schmähphisto: Hallo Herr Gludovatz , eine altenative Frage : was halten Sie von Interventionen a la : "Madl und Okotie müssen spielen" von Fußball - unbedarften Geldgebern ?

Paul Gludovatz: Geldgeber sind nicht unbedarft, zum einen. Zum anderen lasse ich mir in meine Arbeit auch nicht dreinreden.

Walter KURTZ: Wie sehen Sie den Umgang der Medien mit Talenten. Würden Sie etwa den miserablen Herbst 2006/2007 von Okotie darauf zurückführen, daß er nach seiner guten Saison davor, wo so manches Medium ihm schon mit Ronaldinho verglich, etwas den Boden verloren

Paul Gludovatz: Ich selbst habe in der Medienlandschaft ein Problem , um wie viel mehr muss es einen jungen Fußballer treffen diesen schwierigen Umgang zu pflegen, das Pendel schlägt schnell von Positiv auf Negativ aber auch umgekehrt um.

RebelAngel: Wie groß war denn beim Erreichen des Halbfinales die Anzahl der "Schulterklopfer", die sich ganz plötzlich für das Team interessiert haben?

Paul Gludovatz: Teils ist es berufsbedingte Pflicht sich mit Erfolgreichen zu identifizieren, andererseits freute ich mich über viele viele nicht mal Fußballinteressierte, die den Zugang zum Fußball gefunden haben.

Don Psotter de la Mancha: Sind Sie auch der Meinung, dass in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern beim Nachwuchs zu sehr auf Kondition und zu wenig auf Technik geschaut wird (Was die relativ guten Leistungen der Nachwuchsauswahlen erklärt)? Wie kann man das ändern?

Paul Gludovatz: Bin nicht dieser Meinung, stehe den Akademieausbildungseinrichtungen als sportlicher Leiter vor. Der physische Teil der Ausbildung ist die Basis, aus dem Stehen heraus kann man auch die Technik nicht umsetzen. Die Frage ob einer über 90 und mehr Minuten sehr schnell und sehr lange laufen kann stellt sich weltweit nicht mehr, die Technik wie sie sich in den Spielen aller Nachwuchsnationlamannschaften überzeugen können ist aufgeholt.

ModeratorIn: Frage per Mail von Urs Maier: Nach einem Monat Aufenthalt in Kanada wird Paul Gludovatz auch einen Einlick in die Organisation des Turniers und den kanadischen Fussball bekommen haben. Wie lautet rueckblickend sein Urteil dazu und wie schaetzt er di

Paul Gludovatz: Der Frauenfußball hat einen sehr hohen Stellenwert. Der Breitenfußball bis zu einem gewissen Nachwuchsalter ist ebenso stark vertreten. Für den Profifußball ist extra die WM nach Kanada geholt worden. Der kanadische Verband erwartet sich über Medien und Investoren eine Initialzündung für den Spitzenfußball.

ModeratorIn: Gab es seit der WM ein Angebot als Klubtrainer?

Paul Gludovatz: Nein

ModeratorIn: Frage per Mail von Florian Schweighofer: Erstmal herzliche Gratulation zum 4 ausgezeichneten 4ten Platz bei der U20-WM in Kanada. Meine Frage: Welchen von Ihren Spielern aus der aktuellen U20 trauen Sie den Sprung ins Ausland, also in eine grössere

Paul Gludovatz: Der 4te Platz ist leider Gottes nur 3ter Verlierer. Die 100ten Scouts vor Ort in Kanada haben den einen oder anderen österr. Spieler ins Auge gefasst. Seriöse Transfers beruhen auf längerer Beobachtung, die momentanen Anfragen für 2 WM Spieler könnten nur der Anfang sein.

Claudio Heinsheimer_99: Was ist jetzt eigentlich Ihr Schlüssel zum Erfolg?

Paul Gludovatz: Bin seit 25 Jahren Nachwuchsteamchef unterschiedlicher Jahrgangsklassen des ÖFB,. ziehe einen sehr konsequenten und kontinuierlichen Weg durch, verändert habe ich bloß die Kompetenzen und Zugänge zu Einzelspielern. Spieler mit Selbstverantwortung und starken Charaktermerkmalen können meine Sicht des Fußballs besser umsetzen.

ModeratorIn: Frage per Mail von Ulirich Gruen: Sie haben während des Spiels von draußen oft reingeschrien, glauben Sie das hilft den Spielern?

Paul Gludovatz: Wenn man 24 h für den Fußball lebt, beweist man den Spielern gegenüber auch die Mitarbeit im Spiel, die verbale zur Hilfestellung betrifft nur individuell und kurzzeitig etwas.

Dr. Hornig: Wie groß sehen Sie die Gefahr dass die jungen Spieler jetzt verheizt/schlecht beraten etc. werden?

Paul Gludovatz: Wenn man auf 4 Spieler, die A-Team Kurzerfahrung haben, auf Hackmair der in Ried schon viele T- MObile Einsätze gehabt hat und andere erfahrene Red- Zac- Spieler zurückgreift, ergibt sich diese Frage nicht.

ModeratorIn: Frage per Mail von Matthias Lackner: Werden sie den jetzigen U17 Jahrgang auch wieder so lange betreuen wie den letzen bzw. sehen sie jetzt gestiegene chancen für unsere Jugendfußballer im Ausland?

Paul Gludovatz: Wir haben in den letzten 10 Jahren auf viele im Nachwuchs und im Ausland spielende Österreicher zurückgreifen können. Meine Tätigkeit als u17 Trainer bezieht sich auf Gesundheit, Ablaufdatum im ÖFB und auch mögliche persönliche Gründe.

Rudolf Pesseg: War bei der doch eher dürftigen Leistung beim letzten Vorbereitungsspiel in Lindabrunn gegen Austria Amateure dabei. Haben sie damals schon an den Erfolg geglaubt und womit erklären sie die kontinuierliche Leistungssteigerung in den ersten vier Spie

Paul Gludovatz: Ich habe immer an den Erfolg geglaubt, wollte Weltmeister werden. Wenn man um 13 Uhr noch einen körperlichen Schwerpunkt setzt, kann man schwer um 17 Uhr eine Topleistung abrufen. Ich persönlich habe, vergleichsweise mit anderen Nationalverbänden ist das abgesichert, keinen Einbruch weder physisch noch psychisch erkennen können.

Orschgustl: Würden Sie die jetzige U20 als mögliche "Goldene Generation" sehen, oder liegt das Potential eher unter dem Erreichtem?

Paul Gludovatz: In einer Mannschaftssportart ist bei Ausschöpfung aller Potenziale sehr viel möglich. Diesen Nachweis habe ich immer und werde ihn immer wieder erbringen. Rankings und Resultate können dann eben vergoldet, versilbert oder bei uns eben verledert werden.

M_L: Ist, durch die erfolge in Kanada eine nachhaltige jugendförderung wie z.b das challange08 projekt wieder mehr ins gespräch gekommen, und meinen sie das dieses auch nach der wm durch die regierung weiterfinanziert werden sollte?

Paul Gludovatz: Die Regierung hat ein umfassendes und langfristiges Programm beschlossen, davon profitierte teils auch die U20 Mannschaft. Wie Sportpolitik in Zukunft aussieht, steht für mich in den Sternen.

blowfly: Wie sehen Sie die Aussagen mancher Österr. BL - Trainer, dass die U20 Spieler ja "nur" gegen Gleichaltrige gespielt haben und sich erst gegen "Leute wie Sedloski" beweisen müssen? Im TV ist der vergleich oft schwer - War das Tempo in Kanada wirklich

Paul Gludovatz: Gleichaltrige gegen Erwachsene spielen zu lassen oder Jüngere im Erwachsenenfußball einzusetzen sind 2 Problemfelder. Ich sehe sie sehr individuell und unterschiedlich. Wir haben im höchsten Nachwuchsalter unter schwierigsten Bedingungen immer wieder temporeiche Spiele gezeigt, die auch von südamerikanischen Mannschaften nicht getoppt worden sind.

ModeratorIn: Frager per Mail von Ulrich Gruen: Wie ernst nehmen die großen Nationen eigentlich die U20, einige europäische Kaliber waren ja nicht dabei. Relativiert das den Erfolg der Österreicher?

Paul Gludovatz: Es ist in insgesamt 6 Turnieren im Nachwuchs für jede Nation schwer sich zu qualifizieren, wenn man in der Eliterunde Erster werden muss dann fallen dieser Bewerbsstruktur auch große Nationen zum Opfer. Ich gehe nicht davon aus, dass sich Deutschland, Frankreich, England oder Italien nicht qualifizieren wollten. Umso höher ist über eine sehr akribische Arbeit unser Erfolg zu bewerten.

markz1: Welche Gründe gab es eigentlich für die nichtberücksichtigung von Ildraj? Wurde er vom Klub nicht freigestellt.

Paul Gludovatz: Besian Idrizaj war einer der vielen Kandidaten für die Endrunde, er konnte meiner hohen Erwartungshaltung nicht entsprechen. Sowohl österr. als auch ausländische Clubs sind meinen Abstellungswünschen alle nachgekommen.

Orschgustl: Das A-Team liefert emotionslose Spiele obwohl man beteuert den Teamgeist gezielt zu fördern. Sehen Sie gruppendynamische Parallelen zwischen U20 und A-Team, oder ist das nur Wunschdenken von Herrn Hickersberger?

Paul Gludovatz: Parallelen zu so unterschiedlichen Jahrgangsstrukturen sind schwer herstellbar.

M_L: brauchen junge spieler zwangsweise einen manager oder reicht es wenn der spieler einfach sich rat einholt, z.B sagen wir einmal bei seinem trainer

Paul Gludovatz: Ein junger Spieler sollte in viele Richtungen Fragen stellen. Wem er letztendlich Glauben schenkt, liegt in der Eigenverantwortung.

ModeratorIn: Wie intensiv verfolgen Sie den weitern Weg Ihrer Spieler?

Paul Gludovatz: Ich verfolge seit 2 1/2 Jahrzehnten die pos. und neg. Karrieren aller Spieler mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

M4r3k l*e*d: Hat der Besuch von Stickler das Team in Kanada verunsichert?

Paul Gludovatz: Wir hatten insgesamt von allen Bereichen ob Funktionären, Trainern, Wetter, Beginnzeiten, Flügen, Trainingsbedingungen, Essen etc. nur positive Einflüsse.

jimlegis: Welche Dinge im Leben sind für Sie wichtiger als Fußball?

Paul Gludovatz: Werte können in jedem Job vermittelt werden. Fußball trifft ebenso viele Bereiche des Lebens. Mir ist das Wohlgefühl in der Familie wichtig.

M_L: Was sieht ihre planung für die nächsten ÖFB-Jahre vor?

Paul Gludovatz: Vielleicht werden es nicht mehr ÖFB Jahre, bin ja pensionsberechtigt. Durch das "Rad" betreue ich momentan die U17 und die 4 Nationenmannschaft, bin sportlicher Leiter der Akademien nach wie vor und wenn meine Erfahrung gewünscht wird gebe ich sie in der Trainer Aus- und Fortbildung weiter.

Dyrn: Ich wollt Ihnen und Ihrem Team gratulieren und Ihnen danken, dass Sie es uns Fans ermöglicht (!) haben, für ein österreichisches Nationalteam mitten in der Nacht aufzustehen und mitzufiebern und es am Morgen danach nicht bereuen zu müssen. Meine Fra

Paul Gludovatz: Ich danke jedem fürs Aufstehen und für schlaflose Nächte. 7jährige in Akademien zu stecken wäre der falsche Weg, die Lust und Freude am FB kann schon von 2- 3 Jährigen erkannt werden. Diese zu lenken und zu fördern obliegt vorerst Eltern, Familien, Freunden, das ist b´neben dem etwas später einfließenden Gruppentraining die beste Voraussetzung für gezielte Ausbildung im wichtigen Alter zwischen 10 und 14 Jahren.

Schmähphisto: Was sind eigentlich die Anforderungen in Sachen pädagogischer und didaktischer Ausbildung an einen Jugendbetreuer ? Ich denke daß es ganz schön schwierig sein kann junge Leute dieser Altersklasse erfolgreich zu betreuen , ihnen etwas beizubringen un

Paul Gludovatz: In Zeiten der vielen Einzelkinder wird es immer schwieriger gruppendynamische Prozesse einzuleiten. Das Erkennen von Charakteren, die ihre Höchstleistungen in einem Mannschaftsverband unterwerfen, erfordert viel Erfahrung und Feingefühl.

Manfred Bieder: Ihr Tipp für die EM - wer wird Meister und was schafft Österreich?

Paul Gludovatz: Zum heutigen Zeitpunkt können nur Österreich und Schweiz EM- Meister werden. Die anderen müssen sich erst qualifizieren. Österreich wird es sehr weit schaffen ( letzte 4).

Mondmann: S.g.H. Gludovatz: Auch wenn jetzt schon überall reichlich Euro-2008 Fanartikel vertrieben werden - kann ich (trotz der hervorragenden Leistung des U20-Teams!) in unserem Land kaum bis gar keine EM-2008-Begeisterung feststellen: Ist das nicht ein Arm

Paul Gludovatz: Zuerst muss man Kaenntnis von einem Großereignis haben und das genügt zum jetzigen Zeitpunkt. Jetzt eine Begeisterung zu erkennen wäre falsch, die könnte nie bis zu EM halten. Begeisterung kurzzeitig, zB bei einem Erfolg der A- Nationalmannschaft, ist in der schnelllebigen Zeit normal.

Manfred Bieder: Gludovatz ist Erfolgstrainer, Mattersburg Tabellenführer: Haben die Burgenländer den Fußball im Blut? Liegts am Wein oder woran sonst?

Paul Gludovatz: Wahrscheinlich an beidem.

Rudolf Pesseg: Zum Rotwein: Blaufränkisch oder moderner a Merlot, oder ganz altmodisch a milder Blauer Portugieser?

Paul Gludovatz: Ein gutes Verhältnis der besten Rotweinsorten ( alt und "neu") - Cuvee- schmeckt ausgezeichnet.

dergrauestar: Haben Sie Ihr 8terl mit dem Kanzler schon getrunken?

Paul Gludovatz: Nein, wir werden eine Flasche von Herrn Bundeskanzler und eine Flasche von mir vergleichen und bei Zeiten je ein 8terl trinken.

ModeratorIn: Es ist nun 12 Uhr, wir bedanken uns bei Paul Gludovatz und Tochter Sarina für das Beantworten der Fragen und bei der Community für das rege Interesse. Die letzten Worte überlassen wir natürlich dem Herrn Erfolgstrainer.

Paul Gludovatz: Ich habe die Stunde genossen, genauso wie ich jede Frage auf jedem Fußballplatz, auch auf der Straße privat gerne beantworte.