Der neue Generali-Chef in Wien, Luciano Cirinà, verliert die Ost-Kompetenz.

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Wien - Die österreichische Generali-Gruppe wird nach der Verlagerung der Osteuropazentrale nach Prag weniger Einfluss auf die Region haben als bisher angenommen. Wie der Konzern am Freitag bekannt gab, wird Wien seine Ost-Töchter nicht gegen eine Beteiligung an der neuen Holding in Tschechien tauschen, sondern gegen Bares abgeben. Angenehmer Nebenaspekt der Neuordnung: Laut Finanzchef Walter Steidl erhält die österreichische Versicherung von der Triester Mutter 1,5 Mrd. Euro für den Deal. Da die Beteiligungen nur mit 600 Mio. Euro in den Büchern stehen, wird das Unternehmen einen außerordentlichen Ertrag von 900 Mio. Euro einfahren - dazu noch steuerfrei, wie Steidl erläuterte.

Unklar ist noch, wie sich der Verlust der Ost-Kompetenz auf die 5000 Mitarbeiter in Österreich auswirken wird. Im Laufen ist bereits der Abbau von rund 200 Personen in der Verwaltung, denen Abfindungen angeboten werden: Ab 50 (Frauen) bzw. 55 (Männer) sollen die Beschäftigten für 60 Prozent des Letztbezugs freigestellt werden. Mit dem Betriebsrat wurde vereinbart, bis 2008 keine Kündigungen vorzunehmen. Was danach kommt, wollte Konzernchef Luciano Cirinà nicht sagen.

Mit dem frischen Geld aus dem Verkauf der Ost-Töchter will Generali in Österreich kräftig expandieren. Gerade angemeldet wurde die Übernahme der Bawag/PSK-Versicherung, die im Zuge des Einstiegs bei der Bawag mit rund drei Prozent vereinbart wurde. Zudem rechnet Steidl damit, dass noch einige Versicherungen "auf den Markt kommen werden".

Die Generali-Vienna-Gruppe hat das Konzernergebnis im ersten Halbjahr 2007 gegenüber dem Vorjahr um 60,6 Prozent auf 123,6 Mio. Euro gesteigert. Vor allem die gute Entwicklung der Aktien pushte das Ergebnis. Im Stammmarkt Österreich hat sich das Prämienwachstum mit 1,3 Prozent auf 1,19 Mrd. Euro moderat entwickelt. Geringere Einnahmen aus Einmalerlägen führten zu einem Rückgang der Lebensversicherungsprämien. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.8.2007)