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In der vergangenen Woche enthüllte er Rüstungsgeschäfte mit Frankreich, die maßgeblich zur Freilassung der fünf Krankenschwestern und des Arztes beigetragen haben sollen. In dieser Woche machte er offiziell, was Libyen bisher immer abgestritten hat: Die Anschuldigungen gegen die Verurteilten (Kinder mit HIV infiziert zu haben) waren falsch - und die Geständnisse durch Folter erzwungen.
Anders als die jüngsten Initiativen und sein martialisch anmutender Name - Saif al-Islam bedeutet "Schwert des Islam" - vermuten lassen, wählt der Gaddafi-Sohn üblicherweise den diskreten Weg, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu schaffen. Und das heißt oft: zahlen.
Als Vorsitzender der "Gaddafi International Foundation of Charitable Associations" setzte sich der Junggeselle im Jahr 2000 erfolgreich für die Freilassung entführter Urlauber auf den Philippinen ein - für 25 Millionen Dollar Lösegeld. Er soll an der Befreiung europäischer Geiseln in der Sahara beteiligt gewesen sein.
Er verhandelte Entschädigungszahlungen für libysche Terroranschläge auf eine Diskothek in Berlin und ein US-Flugzeug über dem schottischen Lockerbie. Über seine Rolle in der Krise um die Bulgaren sagt er: "Ich war der Hauptverhandler."
Die inoffizielle Diplomatie des Sohnes hat dem lange geschmähten Gaddafi senior wieder Anschluss an die internationale Gemeinschaft verschafft. Sätze von Saif al-Islam wie "Wir müssen Menschenrechte und Demokratie fördern" hört man im Westen gerne. Und der studierte Architekt und Ökonom weiß sich in den westlichen Kreisen zu bewegen.
Letzteres hat der Freund des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider auch in Wien gelernt: Zwischen 1997 und 2000 absolvierte er ein MBA-Programm an der Wirtschaftshochschule Imadec. Zuvor war er mit seinen Studienwünschen in anderen Ländern wie den USA, Frankreich, England und der Schweiz abgeblitzt - Sicherheitsrisiko. Nach Österreich reiste der Libyer mit schwer bewaffneten Bodyguards - und zwei weißen bengalischen Tigern, die im Schönbrunner Zoo Asyl fanden. Die sind nun wieder in Libyen, wo Saif inzwischen als Nachfolger seines Vaters gehandelt wird. Mit der erfolgreichen Lösung des Dramas um die Bulgaren hat er sich dafür erneut empfohlen. (Julia Raabe/DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.8.2007)