Wien – "Mir ist lieber ein ehrgeizige Jungunternehmer als ein Mitarbeiter, der seine 40-Stunden-Woche schiebt." Alexander Platzl ist Chef der Franchise-Kette Pizza Mann. Er und sein Bruder haben vor gut zwei Jahren das Schnitzelhaus gekauft. Heuer stellen sie den Betrieb auf ein Franchise-Modell um. Damit ließen sich höhere Umsätze erzielen und rascher die Expansion in den Westen Österreichs schaffen.

200 Anfragen habe er allein in einem Monat erhalten, sagt Platzl. Er suche aber Leute, die zupacken können. "Viele glauben, sie kaufen ein fertiges Geschäft, wo sie am Freitag nur das Geld abholen müssen."

Mit dem zunehmenden Interesse an Franchising drängen auch immer mehr internationale Marken nach Österreich. Derzeit sucht der heimische Berater Syncon Interessenten für zwei kalifornische Konzepte: "Home Instead Senior Care", ein Anbieter für Seniorenbetreuung, probiert den Einstieg. Auch der mobile Hundesalon "Aussie Pet Mobile" steht vor der Tür. "Dienstleistungen werden im Franchising immer wichtiger", sagt Waltraud Martius, Syncon-Beraterin und Vizepräsidentin des Franchise-Verbands.

Hürde Finanzierung

In Österreich sei die Selbstständigkeit für viele aber wenig attraktiv, sagt Martius zum STANDARD. Die meisten seien nicht bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen. Die Partnersuche sei daher nicht immer leicht. Zumal es in Österreich auch an Finanzierungsmodellen durch die Banken fehle. Martius: "Wenn jemand eine McDonald’s-Filiale aufmachen will, ist die Finanzierung leichter, schwierig wird es, wenn es um Konzepte geht, die hierzulande noch unbekannt sind." Viele Franchise-Geber hätten reagiert und bieten nun eigene Finanzierungsmodelle an, etwa Leasingverträge oder Komissionen.

In Deutschland ist das anders. Die Deutsche Bank etwa hat eine eigene Abteilung, die Franchise-Konzepte prüft und Finanzpläne erstellt.

Syncon hat im Vorjahr 15 Franchise-Konzepte aus dem Ausland vermittelt. "Das war schon viel", sagt Martius. Zu beachten sei, dass neue Konzepte nicht mit einer lokalen Strategie kollidieren. Dann sei Misserfolg programmiert.

"Ich war nie ein Anhänger von Franchising", räumt Fritz Aichinger, Obmann des Wiener Handels, ein. Im Zuge der Strukturänderung werde das Modell aber immer interessanter. Die Leute wollten ja mehr Markenware, und der Handel konzentriere sich auf weniger Lieferanten. "Hier macht Franchising vieles einfacher." Auch bei Bäckern macht das Modell Schule. Der deutsche Frühstücksdienstleister Morgengold liefert Backwaren vor die Haustüre. Seit 2006 gibt es vier Partner in Wien und Graz. Ziel ist es, dafür 14 österreichische Betriebe zu gewinnen.

Helmut Partsch, Chef von Repa Copy, hat 15 Franchise-Partner, die 36 Betriebe führen. Es sei nicht einfach, geeignete Partner zu finden, denen nicht nur das fixe Monatsgehalt am Herzen liege, sagt er. Bei Repa liege die Einstiegsinvestition zudem bei mehr als 70.000 Euro. "Da wird die Luft dünner." Partsch warnt davor, Franchising zu unterschätzen. "Viele glauben, dass sie was vom Geschäft verstehen, nur weil sie sich etwa bei Kosmetik oder Essen auskennen." Er sieht für europäische Modelle gute Chancen – US-Systeme hätten es hier schwerer.

Der KSV ortet bei Franchise-Betrieben nicht mehr Turbulenzen als bei traditionellen Betrieben. Einen der größten Konkurse legte die Fastfood-Kette Subway hin. Seit wenigen Wochen ist fix: Die Gläubiger erhalten keine Quote. (Bettina Pfluger, Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.08.2007)