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Ebenbauer wurde als reformfreudiger Rektor bekannt, der sich auch für Anliegen der StudentInnen einsetzte.

Foto: APA/Gindl
Wien - Der ehemalige Rektor der Universität Wien, Alfred Ebenbauer, ist am Samstag (11. August) im Alter von 61 Jahren unerwartet gestorben. Das teilte der Österreichische Austauschdienst (ÖAD), dessen Präsident Ebenbauer seit 1997 war, am Montag mit. Der Germanist stand von 1991 bis 1998 an der Spitze der größten Universität des Landes, war von 1991 bis 1993 Vorsitzender der Rektorenkonferenz und galt als einer der Wegbereiter des Universitätsorganisationsgesetzes (UOG) 1993.

Karriere an der Uni Wien

Als erstes von fünf Kindern eines Agrarbeamten am 13. Oktober 1945 in der Obersteiermark geboren, absolvierte Ebenbauer sowohl die Schule in Judenburg als auch das Studium der Germanistik und Geschichte an der Uni Wien mit Auszeichnung. Sein Erfolgsrezept dafür: "Produktivität im Chaos".

1970 wurde Ebenbauer Assistent am Institut für Germanistik der Universität Wien. Nach verschiedenen Lehraufträgen in Deutschland wurde der Altgermanist 1981 zum ordentlichen Professor an die Uni Wien berufen. 1991 wurde er zum Rektor der Universität Wien und gleichzeitig für zwei Jahre zum Chef der Österreichischen Rektorenkonferenz gewählt. Seine Vorliebe für universitäre Traditionen bewies er gleich mit seiner ersten Amtshandlung - der Wiedereinführung der Inauguration, die nach den Studentenprotesten im Jahr 1968 an der Uni Wien abgeschafft worden war.

Vergangenheitsbewältigung

Für Aufsehen sorgte Ebenbauer, als er während seiner Amtszeit eine Untersuchung über einen anatomischen Atlas des 1955 verstorbenen österreichischen Mediziners Eduard Pernkopf in Auftrag gab. Im Zuge der Recherchen stellte sich heraus, dass von 1938 bis 1945 an der Anatomie der Universität Wien mit Leichen von Hingerichteten gearbeitet wurde, darunter Widerstandskämpfer und Juden. Auch in den Sammlungen fanden sich Präparate zweifelhafter Herkunft. Ebenbauer entschuldigte sich als Rektor stellvertretend für die Universität bei den Opfern.

Als Rektor engagierte sich Ebenbauer außerdem für die Errichtung des Uni-Campus im Alten AKH. Während und auch nach seiner Amtszeit protestierte er mit Vorlesungen in der Öffentlichkeit außerdem gemeinsam mit Studenten gegen Kürzungen im Wissenschaftsbereich. Von den hochschulpolitischen Grabenkämpfen ermüdet, begründete Ebenbauer seinen Rückzug von der Uni-Spitze 1998 unter anderm mit seiner "Sehnsucht nach der wissenschaftlichen Ruhe seines Faches", der "Älteren deutschen und nordischen Sprache und Literatur". 2005 wurde er mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. (APA)