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Zeitreise im Arsenal: Eine "Wolkenspange" über den historischen Kasernen gewann den Ideenwettbewerb in der Kategorie "Wohnen".

Abb: Hohensinn

Dachausbauten und ein Büroturm sind Kernpunkte des Siegerprojekts im Bereich "Museum".

Abb. Junger Beer/Kirsch
„Es kann einen schon der Schlag treffen, wenn man die Entwürfe das erste Mal sieht“, räumt Rudolf Fries im Hinblick auf das Siegerprojekt des Ideenwettbewerbs für das Arsenal ein. „Aber das Hohensinn-Projekt ist ein Wegweiser, wie Städtebau in Zukunft gestaltet werden kann“, betont der Badener Anwalt, der zuletzt mit dem Verkauf seiner Böhler-Uddeholm-Anteile auf sich aufmerksam machte.

Seit 2003 ist Fries Eigentümer großer Teile des Arsenals in Wien-Landstraße, die damals vom Bund verkauft wurden – und wälzt seither große Pläne für den ehemaligen Militärkomplex, der heute vor allem als Wohnanlage sowie vom Heeresgeschichtlichen Museum (HGM), dem Herzstück des Areals, genutzt wird.

Fries’ Ziel: Das zwischen verschiedenen Stadtentwicklungsgebieten eingeklemmte Backstein-Ensemble aus seinem Dornröschenschlaf zu holen. Oder konkreter: Die Wohnnutzfläche von derzeit 71.000 m2 um 40.000 m2 zu erhöhen. Umbauwünsche und Ausweitungsbedarf hat auch das Heeresgeschichtliche Museum, das älteste seiner Art in Europa: „Es werden Ausstellungsflächen für die Geschichte der 2. Republik, die bisher gar nicht präsentiert wird, sowie für Depots benötigt“, erklärt Gerhard Fritz von der Baudirektion des Verteidigungsministeriums. Benötigt werden insgesamt 24.300 m2 zusätzliche Flächen, vor allem, um schweres Gerät wie LKW, Flugzeuge und Panzer ausstellen zu können.

Ideenwettbewerb

Im Frühjahr dieses Jahres wurde deshalb in Kooperation von Verteidigungsministerium und der Arsenal Immobilien Development Gesellschaft von Rudolf Fries besagter Ideenwettbewerb ausgelobt, dessen Ergebnisse kürzlich präsentiert wurden. Intention war die Öffnung der seit vielen Jahren unberührten „Bastion“ so wie eine Positionierung des Areals in Bezug auf die angrenzenden Stadtentwicklungsgebiete auf dem Gelände des künftigen Hauptbahnhofes und den Aspanggründen, wo jeweils groß angelegte Stadtviertel entstehen. Außerdem sollte eine Achse zwischen Belvedere, 20er Haus und HGM geschaffen werden.

Elf Projekte wurden jeweils in den Kategorien „Wohnen“ und „Museum“ bewertet. Den mit 13.000 Euro dotierten ersten Preis in der Kategorie „Wohnen“ erhielt die futuristisch anmutende „Wolkenspange“ von Architekt Josef Hohensinn, der eine markante Überbauung der historischen Kasernen auf schlanken Stelzen entwarf. „Das Ensemble wird mit dem Überbau weniger gestört als durch Aufstockungen“, ist Fries überzeugt, dass das Projekt Realisierungschancen hat. Anders sieht man das beim Denkmalamt: „Eine Umsetzung ist sicherlich auszuschließen“, stellt Konservator Friedrich Dahm fest. Im Bereich der Utopie siedelt auch Hans-Peter Graner von der zuständigen Magistratsabteilung den Vorschlag an. Für das Siegerprojekt in der Kategorie „Museum“, das einen Ausbau der Eckgebäude und einen Büroturm an der Arsenalstraße vorsieht, gibt es weder einen Zeitplan noch eine Finanzierungszusage des Ministeriums.

Widerstand kommt auch vom Verein Initiative Arsenal, dem über 500 Bewohner angehören: „Hier wird mit Brutalität aus kommerziellen Gründen ein sensibles Gebiet verbaut“, befürchtet Sprecher Arno Grumbeck. Dennoch: Sowohl HGM als auch Fries wollen die Pläne weiterverfolgen. (Karin Krichmayr/DER STANDARD; Printausgabe, 14./15.8.2007)