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Foto: APA/Peer Grimm dpa/lbn
"Das Glück deines Lebens wird bestimmt von der Beschaffenheit deiner Gedanken" (Marc Aurel), lautet das Lieblingszitat von Hans Böck. Ganz leicht kann ihm diese Wahl nicht gefallen sein, schließlich hat der umtriebige Unternehmer an die 200.000 Zitate, Gedanken und Aphorismen auf Lager, fein geordnet nach Autoren und Schlagwörtern im größten Regal der Welt, dem Internet.

"Ungebremster Spaß"

Seit seiner Jugend treibt ihn die Zitate-Leidenschaft, die vor mehr als zehn Jahren ihren Niederschlag unter anderem sichtbar auf seiner Website zitate.at(eu) gefunden hat, die ihm aber, wie er versichert, keine Leiden, sondern "ungebremsten Spaß" bereitet. Auch wenn dahinter so etwas ähnliches wie eine Geschäftsidee steckt - reich geworden ist er damit (noch) nicht. "Ich habe mir damit einen Traum erfüllt. Wenn es doch eines Tages eine Geldmaschine wird, umso besser, dann freu' ich mich darüber", sagt er mit einem fröhlichen Lachen im Standard-Gespräch.

Der Redewertbewerb vor 35 Jahren

Angefangen hat alles vor mehr als 35 Jahren mit einem Redewettbewerb der Liga der Vereinten Nationen. Mit einer Rede über "25 Jahre Zweite Republik - Wie soll es weitergehen" überzeugte er die Juroren von seinem Sprachtalent, das er kurze Zeit später auch als Redakteur und Aboverkäufer bei den Niederösterreichischen Nachrichten unter Beweis stellte. "Ich habe damals in jede Geschichte ein Zitat hineingepackt", erinnert er sich. Sammelte er diese anfangs noch im Schuhkarton, legte er ab 1984 seine erste digitale Zitatensammlung auf einem IBM XT-Personal Computer an.

1996 presste er erstmals rund 30.000 Zitate von 5000 Autoren auf CD, ein Jahr später stellte er seinen Zitatenschatz, der inzwischen auf 77.777 angewachsen war, ins Netz. Heute finden sich auf der Site 200.000 Zitate in deutscher, englischer, französischer und lateinischer Sprache.

Kommunikation und Kreativität

"Sprache ist nun einmal das allerwichtigste für die menschliche Kommunikation und Kreativität", begründet der gelernte Schriftsetzer sein Faible für die "Sager dieser Welt". Deshalb ist es ihm ein beinahe "missionarisches" Anliegen, sie auch einem jungen Publikum näher zu bringen. Seit kurzem bietet er deshalb besonders für diese Zielgruppe eine Gratisversion an, bei der bis zu 200 Zitate pro Tag abgerufen werden, können. Ebenfalls kostenlos gibt es für jedermann einen Newsletter mit dem Zitat des Tages. Der Verkauf von Jahresabos sei zwar kein Riesengeschäft, erzählt der ehemalige Geschäftsführer des Fernsehmagazins tele, über mangelnde Nachfrage könne er aber nicht klagen: "Vor kurzem habe ich einen Deal mit der Bibliothek des Deutschen Bundestags über 1500 Lizenzen abgeschlossen."

Wein als "Sammelprodukt"

Geld herein kommt auch durch mit Zitate bedruckte Servietten, Tischsets etc. Die neuste Idee heißt WiseWine. Spezialabfüllungen bekannter heimischer Winzer sollen mit weinseligen Zitat-Etiketten geschmückt und "hoffentlich zum Sammelprodukt werden".

Kultige Werbesprüche

Als vor wenigen Jahren sein Sohn und Partner Stefan Böck bemängelte, dass in der großen Zitatensammlung die teilweise kultigen Werbesprüche (wie : "Ein guter Tag beginnt mit der perfekten Rasur" - Gilette) fehlten, war es um den "Afficionado des Wortes" ein zweites Mal geschehen. Zuerst durchstöberte er die von einem Bekannten geschenkt bekommene Zeitschriftensammlung, schließlich kaufte er über das Onlinekaufhaus eBay Magazine etc. auf. Gesamtausgaben hierfür in den letzten drei Jahren: 85.000 Euro. 33.804 Headlines und rund 13.000 bebilderte Werbesujets hat er so zusammengetragen und präsentiert diese seither ebenfalls im Internet.

Reise in die Vergangenheit

"Werbesprüche und Werbebilder sind irgendwie Teil des Zeitgeistes und können auch zur Reise in unsere Vergangenheit einladen", resümiert Böck. Gemeinsam mit Zitate.eu könnten sie eines Tages Teil seiner Vision eines "Erinnerungshotels mit vielen Zimmern sein" und er sein Ziel erreicht haben: "Dann kriege ich ein ganz unmoralisches Angebot von einem Investor. Ob ich es allerdings annehme, ist ein anderes Thema."(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 16.8.2007)