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REUTERS/Shannon Stapleton
Aus dem PC-Alltag ist Microsoft Office nicht weg- zudenken. Word, Excel und Powerpoint sind das Dreigestirn, das auf kaum einem PC oder Mac fehlt, obwohl es billige, teils unentgeltliche Alternativen wie OpenOffice , Star-Office oder Corel WordPerfect Office Suite gibt.

Bewegung

Aber langsam kommt doch Bewegung in den Office-Markt, obwohl dies an Verbreitung oder gar finanziellen Ergebnissen von Microsoft vorerst nicht einmal in den Stellen weit hinter dem Komma sichtbar wird. Die jüngste Attacke gegen das Office-Monopol reitet jetzt Google zusammen mit Sun: Ab sofort ist das Sun StarOffice Teil von "Google Pack", einer Sammlung unentgeltlicher Software.

StarOffice hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das mit Microsoft Office vergleichbare Produkt kam ursprünglich aus Deutschland und wurde von Sun in dessen wirtschaftlich besseren Tagen aufgekauft, um zusammen mit Linux eine Microsoft-freie Desktop-Alternative zu bieten. In dieser Rolle war es wenig erfolgreich, obwohl billig - ohne Handbuch und per Download ist eine Lizenz ab rund 43 Euro erhältlich. OpenOffice, eine OpenSource-Version, ist gratis zu haben. Preis ist nicht alles

Kein Hebel

Aber Preis allein (Microsoft Office ist für Haushalte ab rund 140 Euro erhältlich) ist offenbar auch in der Ära kostenloser Angebote offenbar kein Hebel, um Microsofts Marktmacht zu knacken. Zwei andere Faktoren könnten die Alternativen anschieben:

OpenDocument-Format: Unter dem Eindruck der OpenSource-Bewegung, die vor allem öffentliche Körperschaften zu teilweisem oder gänz- lichem Umstieg auf Linux und, wo möglich, Open- Source-Software animierte, wurden auch Dokumentenformate zu einem Thema. OpenDocument lautet die ISO-zertifizierte Alternative zu Microsoft-Formaten (das versucht, sein Office Open XML als "offenen" Standard zu verankern), und dabei punkten Star- Office und OpenOffice.

Online-Software: Der andere Faktor, der das Office-Monopol untergraben könnte, ist der Wechsel zu Online-Software. Ermöglicht wird dies einerseits durch die fast permanente Online-Verbindung heutiger PCs, andererseits durch Technologien wie Ajax, die Webseiten immer mehr zu kleinen Programmen machen - wie bei Webmail.

Buzzword

Aber Online-Software wie Google Documents hat bisher zwei gravierende Nachteile: erstens keine Software, wenn der PC nicht am Netz hängt. Und zweitens weniger Funktionen als Desktop-Software. Eine - im Beta-Stadium befindliche - neue Generation von Online-Software wie Buzzword ist dabei, diese Kluft zu schließen.

Weitermachen

Das Problem der Offline- Impotenz hingegen beseitigt Google jetzt mit dem Star- Office-Angebot in seinem "Google Pack", das Google-Documents-Benutzern für die verbindungslose Zeit im Zug oder Flieger ein Gratis-Office zum weiter arbeiten bietet.

Der Weisheit letzter technischer Schluss ist StarOffice in Ergänzung zu Google Documents jedoch nicht, denn On- und Offlineprodukt sind zumindest derzeit nicht integriert, im Gegensatz etwa zu Googles Fotosoftware Picasa und seinem Online-Fotodienst gleichen Namens.

Apollo

Hier kommt ein andere Anbieter ins Spiel, der in beiden Welten Standbeine hat: Adobe und sein "Apollo"-Projekt, jetzt unter AIR (Adobe Integrated Runtime) auf dem Markt. Zusammen mit seiner Flash-und-Flex-Technologie für Web-Präsentationen ermöglicht AIR, dass Onlineprogramme Offline weiterlaufen. Sobald der PC wieder verbunden ist, synchronisieren sich Off- und Online-Arbeit. Das Betriebssystem ist dabei egal - so wie der Adobe Reader elektronische Dokumente auf PCs, Macs oder Linux-Geräte zeigen kann, ist auch AIR Plattform-"agnostisch". Adobe investierte zuletzt eine größere Summe in das Buzzword-Projekt, um diese Entwicklung voranzutreiben.

Microsofts Antwort auf die Bedrohung heißt "Software und Services" - also Online-Dienste mit Office-Software verbinden. Bei Bruttomargen von rund 80 Prozent für Office kann der Konzern beim Preis dem Kunden noch weit entgegenkomme n, auch wenn noch unklar ist, wie künftige Onlineservices aussehen oder wie damit Geld verdient werden kann. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 18.08.2007)