Wayland als designierten Nachfolger des klassischen X-Servers zu bezeichnen, grenzt an einen nicht gar so guten Scherz. Immerhin wurde diese Richtung schon vor vielen Jahren vorgegeben, und doch gibt es gerade jenseits der GNOME-Welt weiter eine verblüffend große Zahl an Projekten, die von Haus aus auf X setzen. Dass dies ein echtes Problem für den Linux-Desktop darstellt und so nicht weitergehen kann, macht nun ein bekannter Open-Source-Entwickler mit deutlichen Worten klar.

Kaputt

Der X-Server ist fundamental kaputt und für moderne Anzeigehardware komplett ungeeignet: Zu diesem Verdikt kommt einer, der es wissen muss. Hector Martin, Hauptentwickler des für moderne Macs mit Apple Silicon gedachten Asahi Linux, will keine Zeit mehr auf den Support der alten Technologie verschwenden.

Asahi Linux ist für moderne Macs mit Apple Silicon gedacht.
Asahi Linux

In einer Serie an Postings auf Mastodon kündigt Martin an, dass man künftig nur noch Wayland unterstützen will. Der Grund dafür, dass andere Plattformen weiterhin ganz okay mit X funktionieren, sei schlicht, dass diese Jahre an Arbeit in das Umschiffen der zahlreichen X.org-Fehler gesteckt hätten. Dafür habe man schlicht keine Zeit, es sei sinnlos, X noch auf neuen Plattformen zu unterstützen.

Vorgeschichte

Entsprechend sollen auch jene Nutzer, die bisher Asahi Linux mit X.org verwendet haben, automatisch auf Wayland umgestellt werden. Dass man überhaupt jemals X als Option angeboten habe, liege daran, dass in den Frühzeiten des eigenen Projekts Wayland durch die Nutzung von Software-Rendering langsamer gewesen wäre. Mittlerweile habe man aber eine ordentlich GPU-beschleunigte Lösung, die schneller als jene mit X sei.

Dass damit nicht jede gewohnte Funktion oder jedes Programm läuft, ist Martinez klar, damit müssen die Nutzer aber seiner Meinung nach schlicht klarkommen. Die Brückenlösung XWayland werde man zwar weiter unterstützen, das werde aber nie so gut sein wie eine native Wayland-Unterstützung, stellt der Entwickler klar.

Barrierefreiheit bleibt ein Problem

Als einzig relevantes Defizit lässt Martinez die Verschlechterung in Hinblick auf Barrierefreiheit gelten, die mit dem Wechsel einhergeht. Das hat vor allem historische Gründe, wurde dieses Thema doch zum letzten Mal vor vielen Jahren grundlegend für den Linux-Desktop angegangen – und zwar von Sun und das eben damals noch rund um X.org. Aber auch hier kann die Lösung natürlich nicht sein, ewig diese Altlasten mitzuschleppen. (apo, 16.5.2023)