Worldcoin ist ein Projekt von Sam Altman, das derzeit noch nicht so bekannt ist wie ChatGPT.
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Spätestens seit dem Hype um ChatGPT bringt man den Namen Sam Altman eigentlich eher mit Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz in Zusammenhang. Zuletzt machte der Chef von OpenAI zwar auch auf sich aufmerksam, indem er das "Experiment" Homeoffice für gescheitert erklärte. Lieber experimentiert er offenbar mit einem Kryptoprojekt, das kurz vor einer weiteren Finanzierungsrunde in der Höhe von 100 Millionen Dollar stehen soll.

Wie die "Financial Times" berichtet, könnte "Worldcoin", so der Name des Projekts, nicht nur eine kräftige Finanzspritze erhalten, sondern auch schon in wenigen Wochen mit der eigenen Blockchain an den Start gehen. Die Idee dahinter ist nicht unumstritten: Der Gedanke einer digitalen Weltwährung ist in der Kryptowelt freilich genauso wenig Novum, wie ein bereits kolportierter Gesamtbestand an Tokens in der Höhe von drei Milliarden Dollar überrascht. Dubios und bereits vor dem offiziellen Start vieldiskutiert ist vielmehr die Kopplung von Worldcoin an ein proprietäres Identifizierungssystem.

Vom "Orb" zum Auge als Ausweis

Damit sich Nutzerinnen und Nutzer mit der Wallet "World App" nämlich im Netzwerk von Worldcoin identifizieren können, müssen sie mittels spezieller Hardware einen zwingenden Irisscan durchführen. In den FAQ des Unternehmens heißt es dazu, dass der sogenannte Orb Bilder erstellt, "um einen eindeutigen Iris-Code zu generieren". Da jeder Mensch über ein einzigartiges Irismuster verfüge und diese Muster nur schwer fälschbar seien, könne Orb die Teilnehmer exakt voneinander unterscheiden, ohne weitere Daten erheben zu müssen, "nicht einmal Namen", so das Unternehmen.

Standardmäßig sollen diese Bilder zwar gelöscht werden, sobald der Iris-Code erstellt worden ist. Allerdings birgt diese Methode das Problem, dass man wieder eine Registrierungsstelle mit Orb aufsuchen muss, wenn etwa im Zuge einer Aktualisierung die neue Erstellung eines Codes erforderlich ist. Solche Registrierungsmöglichkeiten sind noch rar, und das Unternehmen ist weltweit weiterhin auf der Suche nach Partnern, die die Orbs an öffentlichen Plätzen aufstellen können. Stimmt man einer langfristigen Nutzung der Bilder hingegen zu, gewährt man Worldcoin die Weitergabe der Daten an Dritte.

Kostenlose Token als Anreiz

Apropos Zustimmung: Dass trotz datenschutzrechtlicher Bedenken schon rund 1,7 Millionen Nutzer die World App nutzen sollen, dürfte daran liegen, dass man mit kostenlosen Token für die Registrierung, also den Iris-Scan, wirbt. Auch hinsichtlich Investoren stieß man bislang auf reges Interesse. Neben der Risikokapitalfirma Andreessen Horowitz und dem Linkedin-Gründer Reid Hoffman sticht in der Liste der Unterstützer mit FTX-Mitgründer Sam Bankman-Fried ein Name ins Auge, der in der Kryptowelt zuletzt für viel Aufsehen sorgte.

Das Projekt Worldcoin an sich gibt es auch schon länger: Altman gründete das Unternehmen schon vor der Covid-Pandemie im Jahr 2019 gemeinsam mit Alex Blania, der hinter der Entwicklung der Wallet stehen soll. Neben den WLD-Token von Worldcoin lassen sich damit vorerst nur drei weitere Krypto-Assets halten.

Wie es für ein Projekt dieser Art üblich ist, soll der Community des Projekts eine eigens eingerichtete Stiftung unter die Arme greifen. Ob diese Community eine nennenswerte Größe erreichen kann, ist allerdings fraglich. Abgesehen von datenschutzrechtlich ungeklärten Fragen sind Nutzerinnen und Nutzer mit einem Wohnsitz in den USA von Worldcoin-Token ausgeschlossen, und somit auch einer der größten Kryptomärkte. (red, 16.5.2023)