Wer auf der Datingplattform Tinder die Liebe, ein schnelles Techtelmechtel oder irgendwas dazwischen sucht, findet nicht selten Profile, die vor allem für Eigenwerbung gedacht sind. Die Betreiberinnen und Betreiber dahinter sind gar nicht so sehr an verbindendem Austausch interessiert, sondern daran, ihren Account bei Instagram, Snapchat oder anderen Social-Media-Plattformen zu platzieren, um dort Follower zu gewinnen.

Für Tinder ist das freilich eine Lose-Lose-Situation. Suchende werden durch gehäuftes Aufkommen solcher Profile potenziell frustriert und jene Nutzer, die der Einladung zum anderen Netzwerk tatsächlich folgen, verbringen weniger Zeit auf dem eigenen Angebot. Nachdem man das Phänomen, obwohl eigentlich ein Richtlinienverstoß, lange toleriert hat, werden nun Maßnahmen gesetzt.

Das Anlocken neuer Follower für den eigenen Instagram-Account soll auf Tinder künftig deutlich schwerer werden.
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Das Verkupplungsportal hat eine Änderung seines Regelwerks angekündigt. Eine davon verbietet die Nennung bzw. Verlinkung anderer Social-Media-Accounts im eigenen Profil. Bestehende Verweise sollen automatisch entfernt werden. Tinder sei "kein Ort, um neue Follower zu gewinnen, Dinge zu verkaufen, Fundraising zu betreiben oder Kampagnen zu führen", heißt es in einer Presseaussendung aus der vergangenen Woche.

Defizite bei Fakeaccount-Bekämpfung

Weiters will man das Vorgehen gegen Fakeaccounts verstärken und richtet Botschaften an jüngere und neuere User im Alter von 18 bis 25 Jahre. Unter anderem weist man darauf hin, dass Nachrichten aus den privaten Chats mit anderen Mitgliedern nicht veröffentlicht werden dürfen, sofern die andere Person nicht ihr Einverständnis dazu gegeben hat. Dazu erinnert man an Funktionen der App, mit denen man schon im Vorhinein Klarheit ob der eigenen Ziele schaffen kann.

Laut einer Erhebung des Cornell Social Media Lab für 2020 ist Tinder schlecht darin, Fake-Accounts zu erkennen oder zu verhindern. In besagtem Jahr soll ein Schaden von 143 Millionen Dollar rein durch Betrug auf diesem Wege entstanden sein. Der Plattform wurde damals auch vorgeworfen, durchaus die Mittel dafür zu haben, um das Anlegen von gefälschten Konten zu erschweren, dieses Problem aber schlicht nicht zu priorisieren. (gpi, 19.5.2023)