Im Leben ist alles eine Frage der Perspektive. Das zeigt sich gerade am Immobilienmarkt, der sich nach Jahren der stark steigenden Preise etwas beruhigt. Die in Wien und anderen Ballungsräumen horrenden Preise für Wohnraum stagnieren oder sinken sogar leicht, weil die Zinsen gestiegen sind und Geld von der Bank nicht mehr so leicht zu haben ist.
Manche Investoren und Bauträger sprechen deshalb bereits von einer Immobilienkrise. Die Branche ist erfolgsverwöhnt: Sie hat in den letzten Jahren ausgezeichnet an einer Marktsituation verdient, die das Wohnen als Geldanlage lukrativ und damit für die allermeisten Menschen unleistbar gemacht hat.
Die Sicht auf die derzeitige Situation sollte aber eine andere sein: Die leicht sinkenden Preise sind Grund zur Hoffnung für all jene, die von Eigentum zuletzt nicht einmal mehr träumen konnten. Auch die Preise für Baugrundstücke, einen der Preistreiber der letzten Jahre, gehen teilweise bereits zurück. Baufirmen haben wieder Kapazitäten. Und Investoren, die die Preise getrieben haben, sind zur nächsten Anlageklasse weitergezogen. Manche Projekte, die schon fertig geplant waren, werden deswegen bereits verschoben.
Die Verschnauf- sollte nun auch zur Nachdenkpause werden. Für ein Nachdenken darüber, für wen man eigentlich bauen will, wie man die immer noch hohen Immobilienpreise eindämmen und dabei Umwelt und Boden schonen will. Es ist Zeit für die besten Ideen – nicht für Krisenstimmung. (Franziska Zoidl, 23.5.2023)