Spock hat im Spiel früh einen Gastauftritt.
Dramatic Labs

"Star Trek"-Fans schweben gerade mit Warp-Geschwindigkeit von Wolke zu Wolke. Die dritte Staffel von "Picard" war schöner Fan-Service, und auch die demnächst in der zweiten Staffel befindliche "Strange New Worlds"-Serie macht vieles richtig. Aber was tun, wenn man selbst den Tricorder bedienen und ein ikonisches Raumschiff durch einen Ionensturm lenken will?

Machen Sie's so

Das Entwicklerstudio Telltale hat sich in der Games-Branche einen starken Ruf erarbeitet. Zu vielen großen Marken, darunter "The Walking Dead", "Jurassic Park" oder "Game of Thrones", hat das 2004 gegründete US-Studio Abenteuerspiele geschaffen, die vor allem von einer starken Geschichte getrieben waren. Immer wieder durfte und darf man als Spielerin in Gesprächen aus mehreren Antworten wählen und so die Story mitschreiben. Hinzu kommen einige Action-Passagen, wo man unter Zeitdruck die richtigen Tasten drücken muss, um bestimmte Aktionen auszulösen.

Ganz genau so funktioniert das neue "Star Trek: Resurgence", das in den letzten zwei Jahren von ehemaligen Telltale-Mitarbeiterinnen geschaffen wurde. Das Abenteuer beamt uns auf die USS Resolute, wo wir als Commander Jara Rydek den wankelmütigen Captain Solano aktiv unterstützen können. Als die Resolute zu einem heiklen Konflikt zwischen zwei verfeindeten Völkern gerufen wird, muss Rydek und damit der Spieler zudem sein diplomatisches Geschick beweisen.

Der zweite spielbare Charakter ist der Unteroffizier Carter Diaz, der sein Hauptaufgabenfeld im Maschinenraum hat, aufgrund von diversen Entwicklungen aber ebenfalls weit mehr leisten muss, als in seinem Arbeitsvertrag steht. Die Aufgaben der beiden Figuren unterscheiden sich zwar, spielerisch ähneln sich die Möglichkeiten für den Joypad-Akrobaten vor dem TV-Gerät allerdings.

Das Steuern eines Shuttles gehört zu den Aufgaben eines jeden guten Commanders.
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Die Charakter-Modelle sind gelungen, die Animationen weniger.
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Phaser auf Betäubung

Da wird ein Shuttle mit ein paar Tastendrücken zum Ziel gesteuert, der Tractor-Beam richtig eingestellt oder auch auf Feinde mit dem hoffentlich ausgerüsteten Phaser geschossen. Die Action-Passagen halten sich zwar in Grenzen, sorgen aber dafür, dass man den Controller oder die Maus nie in Ruhe ablegen kann. Ähnliches gilt für die Unterhaltungen zwischen den Figuren. Aus drei Antwortmöglichkeiten kann man in der Regel wählen, um der Geschichte seinen eigenen Stempel aufzudrücken oder Crewmitglieder und andere Gegenüber für sich und seine Sache zu gewinnen.

Da können Romanzen begonnen, bestimmten Charakteren geholfen werden – und manchmal darf man entscheiden, welches Manöver die Resolute als Nächstes ausführen soll. Speziell diese Momente sind es, die das Spiel glänzen lassen. Den Befehl geben zu können, die Schilde hochzufahren oder ein Ausweichmanöver zu starten, lässt keinen Fan kalt. Auch wenn sich bestimmte Aufgaben wiederholen, etwa das etwas nervige Absuchen der Umgebung mit dem Tricorder, liefert das Spiel in den acht bis zehn Stunden Spielzeit ausreichend Abwechslung und erinnerungswürdige Momente.

In Gesprächen ändert man den Verlauf der Geschichte.
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Technisch passabel

Wie schon die Telltale-Games keine großen Hingucker waren, ist auch das Spiel der Splittergruppe Dramatic Labs technisch durchwachsen. Animationen wirken oft steif und speziell von Felsen geprägte Umgebungen kahl. Hinzu kommen zum Start einige Probleme, die manchmal die Kamera in Zwischensequenzen nicht scharf auf die Situation stellen oder einfach zu wackeln beginnen. Das sind Dinge, die das Studio aber in den ersten Tagen hoffentlich noch mit Updates fixt.

Wer nicht weiß, wie man Raytracing buchstabiert oder vielleicht gar keine aktuelle Konsole zu Hause stehen hat, sondern auf einer PS4 oder einem älteren PC "Resurgence" startet, der wird sich daran wohl gar nicht so stark stören und sich über an die Situation anpassende Gesichtsanimationen und einen sehr stimmigen Soundtrack freuen. Die ausschließlich englische Sprachausgabe ist zudem sehr mitreißend eingesprochen und unterstreicht speziell die emotionalen Momente im Spiel.

"Star Trek: Resurgence" erscheint am 23. Mai 2023 für PC, Playstation 4 und Xbox One. Das Testmuster wurde der Redaktion zur Verfügung gestellt.

Die Aufgaben sind abwechslungsreich, spielerisch aber nicht unendlich anspruchsvoll.
Dramatic Labs

Fazit

Besonders die Momente, in denen man auf der Brücke Entscheidungen treffen muss, die mehrere Leben beeinflussen, lassen den Adrenalinspiegel steigen. Auch wenn das Spiel technisch durchwachsen ist, weiß es durch interessante Gespräche, ein wenig Detektivarbeit und viele klassische "Star Trek"-Elemente das Fan-Herz höher schlagen zu lassen.

"Star Trek: Resurgence" ist sicher kein Pflichtkauf im dichtgedrängten Jahr 2023, aber wer gerne aktuelle Serien zur Sci-Fi-Thematik schaut und sich dabei immer wieder gedacht hat, jetzt selbst gern diese Momente erleben zu wollen, der kann das mit diesem Spiel in jedem Fall tun. (Alexander Amon, 23.5.2023)