"Die Abonnenten sterben weg, also müssen Klicks generiert und alles zu einem wahnsinnigen Thema hochgejazzt werden": Harald Schmidt über Medien.
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Wo er ist, ist deutsche Fernsehgeschichte mit Legenden- und Ikonenstatus. Scharfzüngigkeit, Wortwitz und Schlagfertigkeit waren und sind seine ständigen Begleiter. Im APA-Interview lässt Harald Schmidt wissen, dass er Donald Trump "sehr, sehr gerne sieht", die Medien "gegen den Untergang kämpfen" und er nur dann ein Show-Comeback feiert, wenn in Österreich wieder die Monarchie ausgerufen wird. "Mein Österreich ist das der Sissi-Filme oder der Heimatfilme mit Oskar Sima, Gunther Philipp, Paula Wessely", sagt Schmidt. 

Helmut Berger "einer meiner besten Gäste"

Der kürzlich verstorbene Helmut Berger war "einer meiner besten Gäste, ein echter Star", erzählt Schmidt, "er brachte so einen Hauch von untergegangener Jetset-Welt rein. Hat im Leben nix ausgelassen. Das Beste war: Einmal kam er gerade von einer Geburtstagsfeier von Ron Wood von den Rolling Stones aus Berlin. Fragte ich: 'Dann kennen Sie auch Jerry Hall?' Darauf er: 'Bitch. I had her before Mick (Jagger, Anm.).' Solche Typen gibt es heutzutage nicht mehr. Heute gibt es eine Masse an Kurzzeit-Stars, kleinen Stars. Aber es gibt nicht mehr diese Lebensgeschichten wie bei Berger: der Hotelierssohn aus Bad Ischl, der von einem italienischen Adeligen geformt wird,  Es gibt auch den moralischen Skandal nicht mehr. Man ist angepasst geworden, politically correct, stromlinienförmig. Es wird sich ja auch permanent entschuldigt. Denn die Exekution durch die sozialen Medien folgt auf der Stelle. Der Tabubruch war früher noch möglich, weil es mehr Dinge gab, die angeblich nicht gingen."

"Reine Medienblase"

Schmidt über die Rolle der Medien: "Die klassischen Medien kämpfen ja gegen den Untergang. Ich höre von Chefredakteuren von Zeitungen: Wir haben mehr 100-jährige Abonnenten als 20-jährige. Die Abonnenten sterben weg, also müssen Klicks generiert und alles zu einem wahnsinnigen Thema hochgejazzt werden. Dabei handelt es sich aber oft um eine reine Medienblase, der Großteil kriegt das gar nicht mit. Interessant ist für die Menschen das, was an den Geldbeutel geht. Der Deutsche fragt sich derzeit: Kann ich meine Heizung behalten, oder muss ich den Heizkessel rausreißen? Aber was die Krisen betrifft, lautet das Ergebnis aller Umfragen in Deutschland so ungefähr: 'Insgesamt seh ich schwarz, aber mir persönlich geht's super.'"

Befragt zu Donald Trump und dessen möglichem Comeback sagt Schmidt: "Ich seh ihn sehr, sehr gerne. Als Medienprofi. Wie er so daherkommt, mit Mantel, langer Krawatte. Ich glaube, dass die Hälfte der Amerikaner sagt: guter Mann. Man macht sich hier in Europa kein Bild davon, wie viele dort die Art, wie er redet und auftritt, gut finden. Und Biden: Ich höre, dass er jeden dritten Satz zweimal sagt. Ich weiß aber nicht, ob er das deshalb macht, weil der Satz so wichtig ist, oder er vergessen hat, dass er ihn gerade gesagt hat. Wie die Wahl ausgeht, werden unsere amerikanischen Freundinnen und Freunde entscheiden." 

Ob für ihn ein Night Show-Comeback ausgeschlossen ist? Schmidts Antwort darauf: "Nur für den Fall, dass in Österreich die Monarchie nicht wieder eingeführt wird." (APA, 23.5.2023)