Es beginnt mit Wut. Zu dem Zeitpunkt, als Amy Lau (Ali Wong) und Danny Cho (Steven Yeun) auf einem Parkplatz in L.A. aufeinanderprallen, haben beide schon so viel hinter sich und so viel bevorstehenden Stress im Kopf, dass der Moment das Fass zum Überlaufen bringt. Das ist der Beginn der Serie "Beef", die seit kurzem auf Netflix zu sehen ist – und der Anfang eines langen, verrückten gegenseitigen Rachefeldzugs, in dem es alles andere als leicht ist, in Gut und Böse zu unterteilen.

Steven Yeun (links) und Ali Wong in der Netflix-Serie "Beef".
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Gefühlt jede der zehn Folgen endet mit einem "Oh no, you didn't"-Moment, allerdings nicht auf die witzige Art, sondern eher die "Himmelherrgott, das kann doch alles nicht wahr sein"-Variante. Was geschieht, ist absurd, dann aber wieder realistisch, wenn man sich die Lebensumstände der Charaktere vor Augen führt beziehungsweise sie dem Publikum eindrücklich bewusst gemacht werden. Auch ihre Lebensrealität als Asian Americans spielt eine Rolle: Ihnen wird gesellschaftlich wenig Platz für Wut zugestanden, was mit dem Klischee der asiatischen "model minority" zusammenhängt, der Ruhe, Anpassung und Fügsamkeit nachgesagt werden.

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Weil man während der Serie die meiste Zeit auf Nägeln sitzt, freut man sich umso mehr über die lustigen Momente, etwa wenn Danny auf der Mailbox seines Bruders landet ("Sei nicht alt, schreib mir") oder Amys Ehemann erklärt, warum er anzügliche Bilder auf Instagram likt ("Es geht um den Text!"). Das kurze Durchatmen im Dauerstress ändert aber nichts daran, dass die Intrigen zwischen Danny und Amy immer weiter eskalieren, der Streit zum Ventil für ihren Lebensfrust wird, der sich schließlich zu einem bizarr-katastrophalen Höhepunkt hochschaukelt. (Noura Maan, 24.5.2023)