Der Verkauf von Unternehmensteilen der Fellner-Mediengruppe nach der Einigung mit kreditgebenden Banken über einen Schuldenschnitt geht in eine nächste Runde: Derzeit werfen nach STANDARD-Infos mehrere Interessenten genauere Blicke in die wirtschaftlichen Daten der Radiosender der Mediengruppe Österreich. Einige Namen kursieren in der Branche, auch von Überraschungskandidaten ist die Rede. 

Offizielle Auskünfte zum geplanten Verkaufsprozess gibt es nicht. Zum Verkauf stehen wie berichtet einerseits die bundesweite Radiokette Radio Austria, andererseits die Regionalsender Antenne Salzburg und Antenne Tirol der Mediengruppe Österreich. Kolportiert werden Preisvorstellungen von mehr als zehn Millionen Euro. 

Die Fellner-Mediengruppe sucht Käufer für das bundesweite Radio Austria.
Radio Austria Screenshot

Radio Austria ist im Oktober 2019 als erst zweite nationale Privatradiomarke nach Kronehit gestartet, laut Fellners ausgerichtet auf eine etwas ältere Zielgruppe der 30- bis 50-Jährigen. Im Radiotest für das Kalenderjahr 2022 hat Radio Austria zusammen mit den Regionalsendern Antenne Salzburg und Antenne Tirol 1,7 Prozent Reichweite beim Publikum ab zehn Jahren. 

Styria, Bauer, Zmeck kolportiert

Schon vor dem Sendestart 2019 interessierte sich die deutsche Mediengruppe Bauer für die bundesweite Radiolizenz in Österreich, der Deal kam schließlich nicht zustande. Nun soll Bauer neuerlich im Rennen sein, heißt es jedenfalls im Bewerberkreis. Bestätigen will man das auf STANDARD-Anfrage freilich nicht. Eine Sprecherin der Londoner Bauer-Radiogruppe lässt wissen: "Als Unternehmen im Privatbesitz kommentieren wir keine Spekulationen."

Unter den Kaufinteressenten soll die Styria Media Group ("Kleine Zeitung", "Die Presse", Antenne Steiermark, Antenne Kärnten) sein, was man in Graz auf Anfrage nicht kommentiert. 

Ebenso wenig äußert man sich bei der Münchner Mainstream Media AG des Österreichers Gottfried Zmeck, die TV-Kanäle wie Gold Star TV, Heimatkanal und Romance TV betreibt. Auch Zmeck soll sich für die Fellner-Radios interessieren. 

Als Kaufinteressent kolportiert wurde auch schon der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB). Dort dementierte man Interesse an den Sendern auf STANDARD-Anfrage eher überrascht. Wer aber aus gewerkschaftlicher Sicht sehr wohl ins Radio-Business einsteigen wird, ist die Vida. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die Komm Austria der Vidaflex eine Zulassung für einen multiethnischen Inforadio in Wien erteilt hat. DER STANDARD berichtete.

Auch die Medienholding WH Media verneint Kaufinteresse an Fellner-Radios, man sei nicht in diesem Prozess, wird auf Anfrage versichert. Die WH Media gehört der Wien Holding der Stadt Wien.  

Derzeit sollen Interessenten die wirtschaftlichen Daten der Fellner-Radios näher begutachten. Menschen mit Einblick in den Prozess sagen, eine Entscheidung über einen Verkauf dürfte noch etwas dauern.

Im September 2022 übernahmen Niki Fellner, Sohn von Gründer Wolfgang Fellner, und seine Cousine Alexandra Fellner, Tochter von Helmuth Fellner, die Gesellschaftsanteile an einer nun zentralen Holding der Fellner-Mediengruppe. Wolfgang Fellner zog sich aus den operativen kaufmännischen Funktionen zurück. Im Dezember 2022 bestätigte Niki Fellner einen Schuldenschnitt mit den kreditgebenden Banken, den er nicht bezifferte. (fid, 2.6.2023)