Dieser frustrierende Anblick verfolgte vor zehn Jahren viele Menschen in ihren Albträumen.
Dong Nguyen

Tippen, fliegen, tippen, fliegen, tippen, fliegen ... und dann doch der Absturz! Vor genau zehn Jahren, am 24. Mai 2013, erblickte das Handyspiel "Flappy Bird" das Licht der Welt. Vorerst nur für iPhones, die Android-Version folgte erst Anfang 2014, und zeitgleich ein regelrechter Hype rund um ein süchtig machendes und nervenzermürbendes Spiel, das in nur wenigen Tagen entwickelt worden war, aber bewirkte, dass teils gewaltige Geldbeträge den Besitzer wechselten. 

Einfaches Konzept, schnell entwickelt

Falls Sie zum damaligen Zeitpunkt unter einem Stein gelebt und den Hype daher verpasst haben, sei das äußerst simple Spielkonzept hier kurz erklärt. "Flappy Bird" ist ein 2D-Scroller, bei dem ein Vogel durch Lücken zwischen grünen Rohren fliegt. Um die besagten Lücken zu treffen, tippt der Spieler oder die Spielerin auf den Bildschirm, damit der Vogel aufsteigt, kurz danach begibt er sich wieder in den Sinkflug. Je nach Anzahl der durchflogenen Lücken erhält man anschließend eine Medaille in Bronze, Silber, Gold oder Platin. Das war es auch schon. Um mehr ging es nicht.

Entwickelt wurde das Spiel innerhalb weniger Tage vom vietnamesischen Gamedesigner Dong Nguyen. Aufgewachsen in einem Dorf nahe Hanoi, hatte dieser bereits als Kind seine Liebe zu Games über die "Super Mario"-Spiele entdeckt. Weil er selbst das damals beliebte "Angry Birds" zu kompliziert fand, entwickelte er innerhalb weniger Tage "Flappy Bird" als ein Game mit bewusst simplem Spielkonzept, das man auch unterwegs spielen kann. Der Vogel namens Faby war eine Wiederverwertung aus einem vorherigen Projekt, das 2012 gestrichen worden war. 

Pionierbeispiel für Influencer und Mobile Ads

Die Fachpresse war von "Flappy Bird" nicht unbedingt begeistert: Auf dem Aggregator Metacritic kommt das Spiel auf 52 von 100 möglichen Punkten. IGN vergab 5,4 von zehn möglichen Punkten und kritisierte, dass zum Spielen keinerlei Können nötig sei, bemerkte aber auch ein gewisses Suchtpotenzial. In Fahrt kam der Hype um das Spiel aber, als es von einem damals schon populären Influencer besprochen wurde: dem schwedischen Youtuber PewDiePie. Und auch auf der Plattform Reddit nahm die Diskussion über das Spiel Fahrt auf.

Das Ergebnis: Im Jänner 2014, fast ein Jahr nach dem Release, war "Flappy Bird" die am meist heruntergeladene App, sowohl auf iPhones als auch in Googles Play Store. Später verriet Nguyen in einem Interview mit dem Tech-Medium "The Verge", wie viel Geld er mit in dem Spiel platzierter Werbung verdient hat: Pro Tag sollen es 50.000 Dollar gewesen sein. Über 50 Millionen Mal war das Spiel heruntergeladen worden

Plötzliches Aus für "Flappy Bird"

Und dann war plötzlich Schluss. Am 18. Februar 2014 verkündete Nguyen auf Twitter, dass er "Flappy Bird" in 22 Stunden aus den Stores entfernen werde. Und so war es dann auch. Als Grund nannte der Developer stets, dass er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne, ein süchtigmachendes Spiel in die Welt gesetzt zu haben, mit dem Menschen ihre Lebenszeit verschwenden. 

Mutmaßungen zu anderen Gründen wurden immer wieder dementiert. So hatten manche Marktbeobachter vermutet, dass der Erfolg des Spiels durch Bots befeuert worden sei, andere kritisierten eine starke grafische Ähnlichkeit zu den "Super Mario"-Spielen, was wiederum zu der Annahme führte, dass eine Klage Nintendos zum Aus von "Flappy Bird" geführt habe. Der Konzern stritt dies ab.

Schwieriges Erbe

Das offizielle Aus führte jedoch erst recht zu obskuren Situationen. Denn das Spiel konnte zwar nicht mehr heruntergeladen werden, war aber nach wie vor auf manchen Smartphones installiert. Das führte dazu, dass Smartphones mit einem vorinstallierten "Flappy Bird" auf Ebay angeboten wurden und dort teils Höchstgebote von über 90.000 Dollar erzielten. Diese Praxis wurde von Ebay jedoch bald verboten, denn den Richtlinien zufolge müssen Smartphones dort vor dem Verkauf auf den Werkszustand zurückgesetzt werden.

Auch fanden sich zahlreiche Nachahmungen, die teils auf alternativen Android-App-Stores angeboten wurden und ein ungewünschtes Mitbringsel inkludierten: Sicherheitsforscher warnten, dass diese teils Malware enthalten. Andere Klone des Spiels waren das "Flappy Bert" der "Sesamstraße"-Macher und ein von der Rockband Fall Out Boy veröffentlichtes "Fall Out Bird".

Und Nguyen selbst? Dieser veröffentlichte im August 2014 noch ein Spiel namens "Flappy Birds Family", das für den Amazon Fire TV erhältlich war und unter anderem eine Multiplayer-Option enthielt. Sein Unternehmen Dotgears publiziert auch nach wie vor neue Spiele, wovon jedoch keines an den Erfolg von "Flappy Bird" heranreichen konnte.

Übrigens: Inzwischen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, "Flappy Bird" einfach im Browser zu spielen. Falls man sich das wirklich antun möchte. (Stefan Mey, 24.5.2023)