Porträt von Sabine Lehner.
Soziolinguistin Sabine Lehner.
Jan Dreer / IFK

Was macht man eigentlich als Soziolinguistin? Sabine Lehner beschäftigt sich als solche mit ganz unterschiedlichen Dimensionen der Kommunikation. Sie erforscht sprachliche Praktiken und deren strukturelle und diskursive Ebene. Ihre bisherigen Schwerpunkte reichen von der Grenzforschung bis zur Interaktion von Mensch und Maschine. Am Ende ihres Studiums der Angewandten Linguistik an der Universität Wien begann die 33-Jährige sich mit nationalen Identitätskonstruktionen auseinanderzusetzen.

Es folgte ihre Dissertation "It’s still like a border, you know?", in der sie Grenzerfahrungen von nach Österreich geflüchteten Personen analysierte. "Ich wollte wissen: Wie werden Grenzen auf der Flucht wahrgenommen, und wie sprechen die Personen dann darüber? Aber ich habe auch sozio-symbolische Grenzen angeschaut: Wie empfinden Asylwerber:innen den erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt?", erklärt sie.

Intelligente Helfer

Seit vergangenem Jahr arbeitet Lehner an der FH St. Pölten am Ilse-Arlt-Institut für Soziale Inklusionsforschung. "Ich bin begeistert von den interdisziplinären Teams, in denen ich hier arbeite", sagt sie. Aktuell geschieht das mit Kolleginnen und Kollegen aus dem technischen Bereich für die Entwicklung eines speziellen Staubsaugerroboters. Der Roboter, ausgestattet mit verschiedenen Sensoren, führt unterschiedliche Technologien zusammen und wird für alleinstehende Personen ab 65 entwickelt. Während er im Haushalt hilft, kann er auch erkennen, wenn eine Person gestürzt ist. In diesem Fall kann er Rettungsorganisationen informieren, die unmittelbar Kontakt herstellen, um herauszufinden, ob die Person Hilfe benötigt.

Im Rahmen dieses Projekts ist Lehner als Sozialwissenschafterin vor allem mit Ethikfragen der Mensch-Maschine-Interaktion beschäftigt. Wie können solche Technologien so entwickelt werden, dass sie ethisch vertretbar sind und auch angenommen werden? Wie wird der Datenschutz gewährleistet? Wie sprechen Nutzerinnen und Nutzer mit Sprachassistenten? "Wir arbeiten schon bei der Entwicklung mit potenziellen Nutzer:innen zusammen, um die Akzeptanz bei den Personen, die aufgrund ihres Alters nicht so viel Erfahrung mit Technik haben, zu erforschen", erklärt sie.

Pflegeroboter

Der Roboter wäre eine Möglichkeit, älteren Menschen zu helfen, länger zu Hause zu leben. Die Idee ist eine Weiterentwicklung des mittels Armbands am Handgelenk getragenen Notrufknopfs. Da dieser eine permanente Erinnerung an die eigene Verletzbarkeit darstellt, wird er oft als stigmatisierend empfunden. Hier setzt Lehners Arbeit an. In die Forschung wird aber auch das soziale Umfeld einbezogen: "Oft sind es besonders Frauen, die die Pflege ihrer Angehörigen übernehmen. Ich frage mich: Inwiefern kann man Teile der Verantwortung an einen Roboter abgeben und diese ein Stück weit entlasten?", schließt Lehner. (Pia Gärtner, 3.6.2023)