Alone in the Dark Edward Carnby
Edward legt sich mit der Haushälterin an.
THQ Nordic

Das Haus Derceto. Allein der Name weckt wohlig-schauerliche Erinnerung. Düster liegt das verfallene Anwesen in einem verwilderten Garten. Nur im Obergeschoss brennt noch Licht, als Edward Carnby langsam die Zufahrt entlanggeht. Er weiß noch nicht, dass er seinem schlimmsten Albtraum begegnen wird.

Wer "Alone in the Dark" von 1992 gespielt hat, wird sich genau an jene Szene erinnern. Wobei "gehen" für die damalige Technik ein sehr großes Wort ist. Held Edward Carnby oder wahlweise Emily Hartwood rutschten mehr über den Boden und machte einige Alibi-Fußbewegungen. Doch war das Spiel von Infogrames damals eine Sensation: Eine 3D-Figur konnte sich frei im Raum bewegen, die fixen Kamerawinkel sorgten für eine beklemmende Atmosphäre. Vom Dachboden ausgehend mussten sich die Helden den Schrecken des Hauses Derceto stellen, seine Rätsel lösen, seine Fallen überleben und seinen Bewohnern entkommen. Waffen gibt es so gut wie keine, nur ein paar Patronen für die Schrotflinte müssen genügen.

Alone in the Dark Emily Hartwood
Emily Hartwood sucht nach ihrem Onkel.
THQ Nordic

Moment, starre Kameraperspektiven, ständiger Munitionsmangel, ein einsames Anwesen, mehr oder weniger geistig fordernde Rätsel? Das klingt doch sehr nach "Resident Evil". Richtig, doch "Alone in the Dark" erschien satte fünf Jahre vor Capcoms Zombie-Massaker und gilt deshalb als der Urahn des Survival-Horror-Genres. 31 Jahre später erscheint nun der Reboot der Serie.

Wiedersehen mit Edward und Emily

Die Story ähnelt zumindest jener des Vorgängers. Emily engagiert den Privatdetektiv Edward Carnby, um Emilys Onkel zu suchen. Dieser wurde von schrecklichen Visionen geplagt und hat sich deshalb in das abgelegene Krankenhaus begeben – das Haus Derceto. Anders als in den alten Serienteilen treffen Emily und Edward hier nicht nur auf Monster und Untote, sondern auf sehr lebendige Bewohner des Hauses. Der Fokus liegt deutlich stärker auf den Charakteren, erklären die Entwickler von Pieces Interactive.

Alone in the Dark Spotlight
THQ Nordic

Dafür setzt man auf Starpower: Emily Hartwood wird von der britischen Schauspielerin Jodie Comer verkörpert. Die 30-Jährige ist unter anderem aus "Killing Eve" und "Star Wars: The Rise of Skywalker" bekannt. Die Rolle von Edward Carnby übernimmt David Harbour, der den meisten Gamern wohl als Sheriff Jim Hopper aus "Stranger Things" bekannt sein dürfte – und selbst erklärter Fan von Horror-Games ist. 

Es ist wohl kein Spoiler zu verraten, dass sich die Suche nach Emilys Onkel als deutlich schwieriger herausstellt als angenommen – vor allem da Emily unter dem Fluch leidet, der auf der Familie Hartwood liegt. Und welche Rolle spielt die junge Grace in alldem? Anders als im Vorbild von 1992 erleben die beiden Charaktere die Geschichte unterschiedlich und interagieren anders mit den Bewohnern von Derceto. Deshalb soll es sich lohnen, die Geschichte einmal mit jedem Charakter durchzuspielen, wie Publisher THQ Nordic im Rahmen eines Presseevents versichert.

Suspense-Noir statt Gorefest

Anders als bei "Resident Evil" oder der "Evil Within"-Reihe soll das Ausmaß an Blut und Beuschel auf dem Bildschirm reduziert werden. Stattdessen soll sich der Horror von "Alone in the Dark" langsam im Hintergrund aufbauen und mehr ein Film-noir-Erlebnis sein als ein Bad in Zombie-Innereien. Sogar Platz für Humor soll sein, versprechen die Entwicklerinnen und Entwickler. 

Alone in the Dark
Was steckt hinter dem Fluch der Familie Hartwood?
THQ Nordic

Ab sofort steht ein kostenlos spielbarer Prolog für Steam, PS5 oder Xbox Series zur Verfügung, in dem man in die Haut der mysteriösen kleinen Grace Saunders schlüpft. Mit ihr kann man Derceto schon vorab erkunden und soll die Story vorbereiten. Kämpfe gibt es im Prolog aber noch keine. Die Auseinandersetzungen mit allerlei Widersachern dürften genretypisch ausfallen: Munition ist knapp, und sobald die Spielfigur mit der Waffe zielt, kann sie sich nicht mehr bewegen. Dafür gibt es keine starren Kamerawinkel mehr, die das Kämpfen zum Frust ausarten lassen – die moderne 3rd-Person-Sicht hat es auch in die Welt von "Alone in the Dark" geschafft. Das Gegnerrepertoire verspricht wenig Innovation: "Resident Evil 7"-ähnliche Schimmelzombies, Spinnen und Fischmonster stellen sich Emily und Edward in den Weg. 

Alone in the Dark 1992
So sah "Alone in the Dark" anno 1992 aus.
THQ Nordic

Der Fokus soll aber ohnehin weniger auf den Kämpfen, sondern mehr auf den Rätseln liegen, dabei soll es dem Spielenden freistehen, welche Location zuerst nach Hinweisen untersucht wird, sagt Game-Director Mikael Hedberg, der schon am Horrorklassiker "Amnesia: The Dark Descent" und an "SOMA" beteiligt war.

Eine schwierige Vergangenheit

Die Geschichte der "Alone in the Dark"-Reihe warf die Fans in ein Wechselbad der Gefühle. Der erste Teil war noch rau und kantig, voller Spannung und bot mehr Rätsel als Gefechte mit den Monstern. In Teil zwei von 1993 trug Edward nicht nur plötzlich einen roten Schnauzer, sondern bewegte sich auch deutlich schneller als im gemächlichen Vorgänger. Der Fokus verschob sich mehr zu den Kämpfen, bevor der dritte Teil im Jahr 1994 im Western-Setting verstärkt auf High-Noon-Shootouts setzte. Danach ging es mit der Serie bergab.

Alone in the Dark Derceto
Das Haus Derceto ist so gruselig wie vor 30 Jahren.
THQ Nordic

"Alone in the Dark: The New Nightmare" von 2001 war zwar für damalige Verhältnisse technisch beeindruckend, die Kämpfe und eine unfaire Kamera machten das Spiel aber zur Geduldsprobe. Der Reboot von 2008 gilt hingegen mit einer vermurksten Steuerung, uninspirierten Kämpfen und sinnlosen Actionsequenzen als Tiefpunkt der Serie. Der 2015 veröffentlichte Coop-Shooter "Alone in the Dark: Illumination" fand beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ob THQ Nordic und Pieces Interactive ("Titan Quest", "Magicka 2") den Geist von 1992 einfangen können, wird sich spätestens am 25. Oktober 2023 weisen, wenn das Spiel veröffentlicht wird. (Peter Zellinger, 26.5.2023)