ÖH-Wahlergebnisse 2023 aller Fachhochschulen in Österreich
DER STANDARD

Es war einiges los an den Hochschulen. Die Wände waren zugekleistert mit Wahlplakaten, es gab Freibier oder zumindest kostenlosen Kaffee und Kekse. Flyer und Goodies flogen durch die Luft. Von 9. bis 11. Mai wurden dieses Jahr die neuen Vertreterinnen und Vertreter für die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) gewählt.

Drei für die Fachhochschulen

Ein kurzer Blick auf die gewählten Kandidatinnen und Kandidaten zeigt: Die Fachhochschulen (FHs) sind nur mit wenigen Personen in der Bundesvertretung zu finden und damit eindeutig unterrepräsentiert. 

Grundsätzlich ist die ÖH die gesetzliche Interessenvertretung aller Studierenden in Österreich. Zweimal im Semester trifft sich die Bundesvertretung, um Beschlüsse zu fassen. In der Bundesvertretung, dem obersten Gremium, gibt es insgesamt 55 Mandate. Nur drei davon werden diesmal von Studierenden einer FH besetzt.

Viktoria Feichtinger

Viktoria Feichtinger ist nun für die Aktionsgemeinschaft in der ÖH-Bundesvertretung.
Elias Pargan

Viktoria Feichtinger ist eine der drei gewählten Personen, die von einer FH kommen. Sie sitzt für die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft (AG) in der Bundesvertretung: "Meine Herzensthemen sind die Digitalisierung der Lehre mit allem, was dazugehört – Streaming von Lehrveranstaltungen, digitale Infrastruktur und so weiter –, und ein österreichweites Studierendenticket."

Während ihrer Zeit als ÖH-Vorsitzende an der FH OÖ erreichte sie bereits eine Vergünstigung des Klimatickets in Oberösterreich. Momentan studiert sie im Master Digital Business Management an der FH Oberösterreich. Davor arbeitete sie in einer PR-Agentur.

Benjamin Frormann

Benjamin Frormann sitzt für die Aktionsgemeinschaft in der ÖH-Bundesvertretung.
Foto: Privat

Die AG wurde die zweitstärkste Fraktion bei der Wahl und erhielt zwölf Mandate. Zu dieser Fraktion gehört auch der in die ÖH-Bundesvertretung gewählte Benjamin Frormann. Er studiert an der Lauder Business School Internationale Betriebswirtschaft: "Ich möchte eine bessere Vereinbarkeit von Studium und Beruf erreichen. Auch die Interessen ausländischer Studierender finde ich in der ÖH nicht genügend vertreten. Für sie setze ich mich verstärkt ein."

Nebenher arbeitete er als Projektassistent im Bereich Strategie und Kommunikation bei der Industriellenvereinigung. An seiner FH gaben dieses Jahr bei der Wahl nur insgesamt 56 Personen von rund 400 Studierenden ihre Stimme ab. Am wenigsten Personen insgesamt, nämlich nur zehn, wählten an der Ferdinand-Porsche-Fern-FH. 

Peter Leskosek

Peter Leskosek wurde in die Bundesvertretung der ÖH gewählt für den Ring freiheitlicher Studenten
Ring freiheitlicher Studenten

In der ÖH sind schon immer linke Fraktionen etwas stärker als andere. Das ist Peter Leskosek ein Dorn im Auge. Er sitzt nun seit Mai in der Bundesvertretung der ÖH für den Ring Freiheitlicher Studenten (RFS). Diese Fraktion erhielt nur ein Mandat bei der Wahl. Peter Leskosek studiert im Master Public Management an der Fachhochschule Campus Wien:

"Uns ist eine Transparenzdatenbank für die Verwendung der ÖH-Zwangsbeiträge besonders wichtig." Er lehnt auch das Gendern ab und setzt sich dafür ein, dass Beruf, Familie und Studium besser vereinbar sind, etwa durch den Ausbau digitaler Angebote. Neben dem Studium ist er als Polizist tätig. 

FH-Studierende wählten anders

Es sind allerdings nicht alle Fraktionen an den insgesamt 21 Fachhochschulen, die es in Österreich gibt, vertreten. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Personen in der ÖH oder bei der Fraktionsarbeit mitarbeiten können. Die Wahlbeteiligung dieses Jahr war insgesamt niedrig. Nur 21,2 Prozent aller Studierenden gaben ihre Stimmen ab. Damit stimmten allerdings sogar mehr Personen ab als bei der Wahl vor zwei Jahren.

Das Wahlverhalten von FH-Studierenden unterscheidet sich zumindest leicht von den anderen: Die AG, die Junos, Herbert und der RFS schnitten im Vergleich zu den Ergebnissen bei Universitäten besser ab. Damit wurden an den Fachhochschulen etwas häufiger konservative und liberale Fraktionen gewählt.

Aber können die Interessen der FH-Studierenden wirklich vertreten werden, wenn sie nur in einer solchen Unterzahl vertreten sind? Einige Fraktionen antworten auf Anfrage des STANDARD, dass sie trotzdem die Interessen der FH-Studierenden im Blick haben und mitdenken. Ob das gelingt, wird die Zukunft zeigen. (Natascha Ickert, 25.5.2023)