Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil
Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil im Jänner 2023, während der Übergabe des Vorsitzes der Landeshauptleutekonferenz von Wien an das Burgenland.
APA/GEORG HOCHMUTH

Zwischen Michael Ludwig, dem Wiener Bürgermeister, und Hans Peter Doskozil, dem burgenländischen Landeshauptmann, gibt es mehr als nur Differenzen inhaltlicher Natur. Die Unstimmigkeit zwischen den beiden hat sich zu einer handfesten Feindschaft ausgewachsen. Nach der Niederlage von Pamela Rendi-Wagner in der parteiinternen Mitgliederbefragung haben die Wiener flugs das Lager gewechselt und sind zu Andreas Babler übergelaufen – um Doskozil als Parteichef zu verhindern. Dass die Wiener in den Gremien den Antrag von Babler, noch eine zweite Mitgliederbefragung abzuhalten, unterstützt haben, war ein offener und offenbar auch bewusster Affront gegen Doskozil. Der konnte das nur als neuerliche Kriegserklärung wahrnehmen. In den Gremien wurde der Antrag allerdings abgelehnt, was ebenso wie die erfolglose Unterstützung von Rendi-Wagner, die schlussendlich nur Dritte wurde, als Niederlage der Wiener Landesorganisation gewertet werden kann.

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Funktionäre, die an den Sitzungen teilgenommen haben, zeigen sich verwundert darüber, dass Ludwig auf Konfrontation setzt. Doskozil sei längst zu einem Einlenken bereit und suche den Kompromiss, wenn schon nicht die Versöhnung mit Ludwig, beiße aber auf Granit. Doskozil weiß, dass er letztendlich die Wiener braucht, das wissen auch die Wiener und spielen diese Macht aus. Dieses Machtbewusstsein, das außerhalb von Wien als Arroganz empfunden wird, ist mit ein Grund dafür, warum das Verhältnis zwischen den Landesorganisationen so schlecht ist.

Zwei starke Egos

Der Konflikt zwischen Ludwig und Doskozil reicht weit zurück und dürfte auch persönlicher Natur sein. Zwei machtbewusste Politiker spielen hier ihr Ego aus, auch gegeneinander. Dass die Wiener Doskozils Koalition mit den Freiheitlichen im Burgenland als politischen Sündenfall geißelten und den Landeshauptmann quasi als Outlaw hinstellten, hat diesen getroffen. Doskozil revanchierte sich mit Kritik am Corona-Kurs der SPÖ, als diese die restriktiven Maßnahmen der Bundesregierung guthieß und unterstützte.

Doskozil war schon früh davon überzeugt, dass Rendi-Wagner nicht die Richtige ist – und er der bessere Parteichef wäre. Allerdings war es der scheidende SPÖ-Chef Christian Kern, mit dem er jetzt sehr eng ist, der Rendi-Wagner 2018 handstreichartig als Nachfolgerin vorschlug, auch um Doskozil zu verhindern.

Die Hartnäckigkeit und Uneinsichtigkeit, mit der Ludwig nicht nur an Rendi-Wagner, sondern auch an Christian Deutsch als Bundesgeschäftsführer festhielt und damit den Einfluss Wiens in der Bundespartei sicherte, stieß vielen Funktionären in den Ländern sauer auf. Da war es eine logische Entwicklung, dass sich Doskozil als Rädelsführer der aufständischen Länder gegen Wien etablierte. Doskozil benannte diese Unzufriedenheit auch sehr deutlich, als er im STANDARD die "elitären Zirkel" in Wien kritisierte und den Einfluss Ludwigs als mächtiger Mann in der Sozialdemokratie infrage stellte. Ob es Ludwig tatsächlich gelingt, Doskozil an der Spitze der SPÖ zu verhindern, wird sich beim Parteitag am 3. Juni herausstellen. Eine künftige Zusammenarbeit wird sich jedenfalls sehr schwierig gestalten. (Michael Völker, 25.5.2023)