Ausgerechnet in der Kronen Zeitung lesen zu müssen, dass er mittlerweile sogar seiner eigenen Partei auf die Nerven ginge, muss für Sebastian Kurz bitter gewesen sein. Überraschend war es nicht, weiß man doch gerade in der Krone, wie der Wahrheitsgehalt der von Kurz unermüdlich vorgebrachten Geschichte, wonach der Inseratenkorruptionsskandal sich ohne sein Wissen hinter seinem Rücken abgespielt hätte, einzuschätzen ist. Im Geständnis von Thomas Schmid heißt es dazu: "Sebastian Kurz wusste auch, dass ich bzw. Mag. Pasquali bei den an ihn berichteten Terminen mit den Geschäftsführern Inseratenvereinbarungen getroffen haben."

Hat schlechte Presse: Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz.
APA/HANS KLAUS TECHT

Die Erwähnung Pasqualis erinnert daran, dass wir dieser Tage ein Jubiläum feiern. Zwanzig Jahre ist es her, dass der schon damals im Finanzministerium tätige Pasquali die legendäre, um 283.000 Euro von der Industriellenvereinigung gespendete, inhaltlich zweckfreie Homepage für Karl-Heinz Grasser mit Kinder- und sonstigen Privatfotos des damaligen
Ministers befüllt hat. Pasquali hat sich also schon damals als Spezialist für das Kreieren von Kommunikationsinhalten erwiesen, wenn ein Kommunikationsbedarf vorgetäuscht werden muss. Eine Fähigkeit, die er zwanzig Jahre später nicht verlernt haben dürfte. Thomas Schmid sagt dazu: "Über die konkreten Inhalte der Inserate und mögliche Schwerpunkte
für an die Öffentlichkeit gerichtete Informationen wurde dabei nicht gesprochen. Aus meiner Sicht war das die Aufgabe von Mag. Pasquali und seiner Abteilungsmitarbeiter, entsprechende Inhalte zu finden und zu setzen."

Pudelwelpen-Interventionen

Wie kreativ Pasquali und seine Abteilungsmitarbeiter beim "Finden" von "an die Öffentlichkeit gerichteten Informationen" waren, erfährt man aus dem Ermittlungsakt: "Insbesondere sollte der Aufgriff von drei Pudelwelpen, welche aus der Ukraine nach Österreich geschmuggelt wurden, medial aufbereitet werden."

Eine echte Herausforderung für einen Soft-News-Profi wie Pasquali. Und speziell für seine Abteilungsmitarbeiterin Susanne Thier – Lebensgefährtin von Sebastian Kurz –, die mit der Operation "Zollbehörden-PR Pudelwelpe" beauftragt wurde. Im Akt dokumentiert sind ihre hartnäckigen Pudelwelpen-Interventionen bei Heute und Krone, die zumindest bei Letzterer von Erfolg gekrönt waren: Die Geschichte erschien mit Symbolfoto von nur einem Pudelwelpen – dafür fand der Schmuggel nicht aus der Ukraine, sondern in einem Linienbus aus Moldau Richtung Italien statt.

Ein entsprechender Artikel in Heute findet sich zwar nicht im Netz, aber dafür ein später erschienener Bericht, in dem von acht Pudelwelpen, die in einem rumänischen Reisebus Richtung Italien geschmuggelt wurden, die Rede ist. Möglicherweise gab es bei der Heute-Berichterstattung eine Pudelwelpen-Untergrenze, von der Susanne Thier bei ihrer Intervention nichts wusste.

Absolut nichts davon gewusst hat natürlich Sebastian Kurz. Anzunehmen, er hätte seine Lebenspartnerin irgendwann gefragt: "Sag amal, was machst Du eigentlich so in Deinem Beruf?", ist völlig lebensfremd. Und Thier wollte Kurz bestimmt mit ihren beruflichen Alltagsproblemen verschonen. Im konkreten Fall galt für den Ex-Kanzler Welpenschutz. (Florian Scheuba, 24.5.2023)