Es war Andreas Bablers Talk-Tag, vom "Morgenjournal" über die Aufzeichnung von "Milborn" für Puls 24 bis zur "ZiB 2" live um 22 Uhr. Da kann unterwegs, zwischen Corinna Milborn und Armin Wolf, schon einmal der bekennende Marxist im SPÖ-Obmannkandidaten auf der Strecke bleiben. Ob das schon Dialektik war – oder doch einfach eine Frage des Nachfragens?

Keine Klarheit sehen

Armin Wolf schaute am Abend vor der "ZiB 2" noch ein bisschen fern, Puls 24 nämlich. Bei "Milborn" hörte Wolf von Babler: "Ich bin Marxist." Also fragt er den SPÖ-Obmannkandidaten: "Ist das eine in Österreich mehrheitsfähige Positionierung?"

"Klarheit ist, was uns in der Sozialdemokratie seit langem fehlt": Andreas Babler in der "ZiB 2".
ZiB 2 ORF Screenshot

Corinna Milborn hatte Babler nach seiner "marxistischen Brille" gefragt, über die Babler schon öfter gesprochen hat und die auch Diktatoren wie Stalin getragen hätten. Babler auf Puls 24 über diese Art des Sehens: "Marxismus ist echt eine gute Brille, um ökonomische Zusammenhänge gut verstehen zu können." Und, ist er Marxist? "Ich bin Marxist, ich bin marxistisch orientiert, seit meiner Jugendorganisation. Aber Marxist ist natürlich ein hartes Wort manchmal."

Was meint Andreas Babler, wenn er den Marxismus als gute Brille, um auf die Welt zu schauen, bezeichnet? Wir erklären Marxismus für Eilige.
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Diese Härte führt Wolf in der "ZiB 2" noch beispielhaft vor Augen: Aufhebung des Privateigentums, Vergesellschaftung der Produktionsmittel, Diktatur des Proletariats etwa. Babler: "Ich verstehe die Aufregung echt net." Marx war "einer der Denker, die die Partei geprägt haben und auch das Parteiprogramm noch in vielen Bereichen" – da verspricht sich Babler wohl nach dem langen Tag, wenn er sagt, "wo es Profit über Menschen stellt". Aber das Programm habe in dem Sinne mit Marxismus nichts zu tun. Wolf: "Also sind Sie doch kein Marxist?" Babler: "Nein, überhaupt nicht. Wenn man das so interpretiert."

"Also sind Sie doch kein Marxist?", will Armin Wolf von Andreas Babler wissen.
ZiB 2 ORF Screenshot

Dialektik ist ein wesentliches Instrument im Marxismus, da geht es um das Denken in Widersprüchen. In viel größeren noch als zwischen zwei TV-Interviews. "Jetzt sehen wir, dass wir keine Klarheit haben", sagte Babler gleich zu Beginn der "ZiB 2" zur Lage der SPÖ nach der Mitgliederbefragung mit drei etwa gleich großen Lagern und vor der Abstimmung zwischen Babler und Hans Peter Doskozil beim Parteitag. Vielleicht gilt der Satz auch für die Marxismusfrage. Für die SPÖ jedenfalls gilt nach Bablers Worten: "Es braucht eine Klarheit. Das ist, was uns in der Sozialdemokratie seit langem fehlt." 

Klarheit übers Wundenlecken

Ein bisschen Klarheit liefert Babler jedenfalls noch im "ZiB 2"-Studio: Die Forderung nach einer Mitglieder-Stichabstimmung sei nach dem Beschluss der Abstimmung zwischen Babler und Doskozil beim Sonderparteitag Anfang Juni für ihn nun vom Tisch. Er werde, wenn er unterliegt, definitiv keine Linkspartei aus der SPÖ abspalten. Und, nein, er habe das Gespräch mit Doskozil "nicht so wahrgenommen", dass er Doskozil folgendes Modell vorgeschlagen habe: der Burgenlandeshauptmann als Spitzenkandidat und Babler als Parteichef.

Bei Milborn wollte er zwar nichts über die vertraulichen Sitzungen der SPÖ-Gremien und auch nicht viel über sein Gespräch mit Doskozil ausplaudern, aber: "Es war viel die Rede von Wundenlecken." So auch im Puls-24-Studio: "Ich bin nicht Teil dieses Wundenleckens." Und: "Ich mag mich nicht beteiligen am historischen Wundenlecken." Falls es dieser Klarstellung noch bedurfte. (fid, 25.5.2023)

"ZiB 2": Babler zum Showdown um den SPÖ-Vorsitz
Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler im Interview
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