Für den börsennotierten, mehrheitlich dem Land Niederösterreich gehörenden Energieversorger EVN gab es in den zurückliegenden Monaten kalt-warm. Politischer Druck, vor der im Jänner stattgefundenen Landtagswahl den Ball bei der Gestaltung der Strom-, Gas- und Wärmetarife möglichst flach zu halten, hat zu tiefroten Zahlen im Endkundengeschäft geführt.

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Der niederösterreichische Energieversorger EVN sitzt noch immer auf teuren Gasreserven und zu hohen Preisen eingekauftem Strom.
APA/HELMUT FOHRINGER

Dank guter Rückflüsse aus Projektgeschäften im Ausland sowie positiver Stichtagseffekte aus der Absicherung der Energieerzeugung konnte der Energieversorger seine Ergebniszahlen im ersten Halbjahr 2022/23 (per Ende März) unterm Strich dennoch deutlich steigern. Was wiederum so manche Begehrlichkeiten weckt. 

Finanzminister macht Druck

Aus dem Finanzministerium hieß es am Donnerstag, die Bevölkerung habe "kein Verständnis für Rekordgewinne bei Energieversorgern, vor allem wenn diese mehrheitlich  in öffentlicher Hand sind". Und weiter: "Wir haben als Bunde

So ist der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen (Ebitda) um elf Prozent auf 466,4 Millionen Euro gestiegen; das operative Ergebnis (Ebit) hat sich bei einem um 3,1 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gekletterten Umsatz um 44 Prozent auf 303,8 Millionen verbessert. Das Konzernergebnis war mit 217,4 Millionen Euro um 71 Prozent höher als im Jahr davor.

Höhere Nettoverschuldung

Gestiegen ist aber auch die Nettoverschuldung. Lag diese per Ende September 2022 noch bei 1,2 Milliarden Euro, ist sie mittlerweile auf 1,7 Milliarden geklettert; der Verschuldungsgrad gemessen am Eigenkapital (Gearing) hat sich von 17,0 auf 27,4 Prozent verschlechtert. Dies resultiere einerseits aus dem Investitionsbedarf in die Energiewende und sei andererseits Folge des Liquiditätsausgleichs für die stark defizitäre Vertriebsgesellschaft EVN KG, gab das Vorstandsduo Stefan Szyszkowitz und Franz Mittermayer bei der Bilanzpräsentation am Donnerstag bekannt.

Mit 223,1 Millionen Euro hat die Vertriebsgesellschaft der EVN, die mit Wien Energie und Burgenland Energie die Energieallianz bilden, einen Rekordverlust erlitten. Ein bis zwei Jahre werde man daran sicher noch kiefeln, glaubt Szyszkowitz. Zugleich hofft der EVN-Vorstandssprecher, dass die Großhandelspreise bei Strom in den kommenden Wochen und Monaten nochmals um 15 bis 20 Prozent sinken. Damit gewinne man Spielraum, Kunden und Kundinnen günstigere Tarife anzubieten.

Gewinnabschöpfung

EVN ist zuletzt in die Kritik von Konsumentenschützern geraten, weil 300.000 Kündigungsschreiben ausgeschickt wurden – "um mit neuen Verträgen Rechtssicherheit herzustellen", wie Szyszkowitz sagt. Viel Geld hat den Niederösterreichern die Beteiligung an Verbund gebracht: 158 Millionen Euro sind an Dividende in die EVN-Kassen geflossen. Ein Großteil davon geht in Form einer Sonderausschüttung an die EVN-Eigentümer, der Rest soll für Investitionen verwendet werden.

Was die Gewinnabschöpfung der Regierung betrifft, rechnet man bei EVN mit rund 50 Millionen Euro, die heuer abzuführen sein werden.

(Günther Strobl, 25.5.2023)