ORF-Korrespondent Paul Krisai ist "Journalist des Jahres"
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Wien - Am Mittwochabend hat das Magazin "Österreichs Journalist:in" wieder die besten der Branche gefeiert. Fast 30 Journalistinnen und Journalisten wurden für ihre Leistungen im Vorjahr im ORF-Zentrum geehrt. Dabei äußerten sich mehrere Hauptpreisträger auch in Zeiten hitziger Diskussionen rund um das neue ORF-Gesetz versöhnlich zum Zusammenhalt in der Medienbranche und kritisch gegenüber der bevorstehenden Einstellung der gedruckten "Wiener Zeitung".

Paul Krisai "Journalist des Jahres"

ORF-Moskau-Korrespondent Paul Krisai nahm die Ehrung als "Journalist des Jahres" 2022 entgegen. Laut Jury lieferte er trotz schwieriger gesetzlicher Rahmenbedingungen in Russlands Hauptstadt "unaufgeregte Analysen". Die Laudatio hielt Kollege Karim El-Gawhary, der über den 28-jährigen Preisträger festhielt: "Der größte Fehler, den man machen kann, ist Paul wegen seines jungen Alters zu unterschätzen." Er halte den Zeitpunkt der Auszeichnung selbst für "ein bisserl früh", befand Krisai in seiner Dankesrede, in der er auch vom "täglichen Drahtseilakt" des Journalismus im heutigen Russland berichtete.

APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger erhielt zum zweiten Mal nach 2019 die Auszeichnung als "Chefredakteur des Jahres". Er sprach von einer "wunderbaren Anerkennung für die APA-Redaktion, die für faktenbasierten und objektiven Qualitätsjournalismus steht. 2022 war mit Putins Krieg gegen die Ukraine, der Energie- und Klimakrise sowie den Ausläufern der Corona-Pandemie ein Jahr der Zeitenwende und großen journalistischen Herausforderungen".

"Medienpolitischer Schildbürgerstreich"

Als Medienmanager des Jahres betrat "Kronen Zeitung"-Geschäftsführer Gerhard Valeskini die Bühne im ORF-Zentrum. Die Jury bescheinigte ihm, er habe sich "klug und leise als wirtschaftliche und Marketing-Instanz etabliert" und sorge für "eine schleichende Markenveredelung" bei Österreichs größter Tageszeitung. Laudator und "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand betonte Valeskinis Wertesystem aus "Mut, Haltung, Unabhängigkeit". Mit der Durchsetzung der Paywall "gegen viel Skepsis" habe er "Weitblick bewiesen". Zum Thema Unabhängigkeit der Redaktion hielt Dichand fest: "Natürlich kann man uns kaufen. Jeden Tag an der Trafik."

Für sein Lebenswerk wurde Johannes Kunz ausgezeichnet. Der 76-Jährige betätigte sich von 1986 bis 1994 als ORF-Informationsdirektor und machte sich auch als Pressesprecher von Bruno Kreisky und als Konzertveranstalter einen Namen. In seinen Dankesworten bekräftigte er mit Blick auf aktuelle Herausforderungen:"Qualitätsjournalismus ist heute wichtiger als je zuvor." Die bevorstehende Einstellung der "Wiener Zeitung" als Printprodukt bezeichnete Kunz als "medienpolitischen Schildbürgerstreich".

Maria Rauch-Kallat, Ex-ÖVP-Frauenministerin und Initiatorin des Journalistinnenkongresses, erhielt einen Sonderpreis für ihr Engagement, mit dem sie Journalismus stützt und fördert, ohne selbst Teil der Branche zu sein. Im Bildbereich wurde APA-Fotografin Barbara Gindl als "Fotojournalistin des Jahres" geehrt.

ORF-Chef Roland Weißmann hielt die Laudatio für die Redaktion des Jahres 2022, wie auch schon 2021 und 2020 der ORF. Weißmann sah in der Zuerkennung, insbesondere im Zuge der aktuell "großen Kritik" und "heißen Diskussionen" rund um das neue ORF-Gesetz die "Wertschätzung der Branche" für die journalistischen Leistungen des ORF. Er mahnte die Branche im Angesicht der Konkurrenz mit globalen Playern dazu, "wieder aufeinander zuzugehen: Ohne Massenmedien auch keine Massendemokratie". Der ORF bekenne sich "stärker denn je zur Kooperation".

Überblick der Prämierten

  • Journalist:in des Jahres Paul Krisai (ORF)
  • Medienmanager:in des Jahres: Gerhard Valeskini ("Kronen Zeitung")
  • Chefredakteur:in des Jahres: Johannes Bruckenberger (APA)
  • Innenpolitikjournalist:in des Jahres: Eva Linsinger ("profil")
  • Außenpolitikjournalist:in des Jahres: Christian Wehrschütz (ORF)
  • Investigativjournalist:in des Jahres: Ulla Kramar-Schmid (ORF)
  • Wirtschaftsjournalist:in des Jahres: Renate Graber (STANDARD)
  • Kulturjournalist:in des Jahres: Peter Schneeberger (ORF)
  • Wissenschaftsjournalist:in des Jahres: Köksal Baltaci ("Presse")
  • Sportjournalist:in des Jahres: Alina Zellhofer (ORF)
  • Chronikjournalist:in des Jahres: Lisa Gadenstätter (ORF)
  • Medienjournalist:in des Jahres: Harald Fidler (STANDARD)
  • Fotojournalist:in des Jahres: Barbara Gindl (APA)
  • Kolumnist:in des Jahres: Anneliese Rohrer ("Presse")
  • Unterhaltungsjournalist:in des Jahres: Michael Pammesberger ("Kurier")
  • Aufgefallen: Stefan Lenglinger (ORF)
  • Local Hero Wien: Michael Pommer ("Kronen Zeitung")
  • Local Hero Niederösterreich: Benedikt Fuchs (ORF)
  • Local Hero Oberösterreich: Manfred Wolf ("Oberösterreichische Nachrichten")
  • Local Hero Burgenland: Andreas Riedl (ORF)
  • Local Hero Steiermark Petra Prascsaics ("Kleine Zeitung")
  • Local Hero Salzburg Katharina Maier ("Salzburger Nachrichten")
  • Local Hero Tirol: Viktoria Waldegger (ORF)
  • Local Hero Vorarlberg: Hanna Reiner ("Vorarlberger Nachrichten")

(APA, 25.5.2023)