Pflegemütter und Pflegeväter kommen da zum Einsatz, wo leibliche Eltern ihre Kinder aus verschiedenen Gründen nicht mehr selbst versorgen können. Oftmals sind Vernachlässigung oder Gewalt in der Herkunftsfamilie ursächlich dafür, dass Kinder für eine gewisse Zeit zu Pflegeeltern kommen, die sie versorgen und ihnen Zuwendung und Geborgenheit schenken. So schön und bereichernd die Aufgabe sein kann, Kinder auf diese Art zu betreuen, bringt sie doch auch Herausforderungen mit sich.

Eine von hinten sichtbare Frau hält ein Kind auf dem Arm, das sein Gesicht an ihrer Schulter verbirgt.
Pflegeeltern springen ein, wenn die Kinderversorgung den leiblichen Eltern nicht möglich ist.
Foto: Getty Images/Jose Luis Pelaez Inc

Elternschaft auf Zeit – und voller Herausforderungen

Schließlich handelt es sich um eine Form der Betreuung, die meist zeitlich begrenzt ist – mit dem Ziel, die Kinder nach Möglichkeit wieder bei ihren leiblichen Eltern leben zu lassen, sofern dies vertretbar ist. Man ist also, anders als bei einer Adoption, Elternteil auf Zeit, häufig ohne genau zu wissen, wie lange man das Pflegekind letztlich um sich haben wird. Emotional muss man einerseits für das Kind offen sein und es liebevoll betreuen, andererseits gehört es dazu, seinen Schützling wieder gehen zu lassen, wenn sich die Situation so weit stabilisiert hat, das er nach Hause zurückkehren kann. Dafür müssen sich Pflegemütter und Pflegeväter auch gut abgrenzen können.

Offiziell wird unterschieden zwischen der geschilderten Krisenpflege für einen kurzen Zeitraum, etwa bei familiären Problemen oder sozialen Notfällen, und Langzeitpflege, bei der ein Kind für einen längeren Zeitraum begleitet wird – dies kann auch bis zur Volljährigkeit der Fall sein. In letzterem Fall ist eine Rückführung zu den leiblichen Eltern grundsätzlich nicht vorgesehen. Was Pflegeeltern generell alles mitbringen sollten, um der Aufgabe gut gewachsen zu sein, bringt die Stadt Wien auf einer Informationsseite für Interessentinnen und Interessenten auf den Punkt, nämlich "besondere persönliche Fähigkeiten, zum Beispiel erzieherisches Geschick, Einfühlungsvermögen, Toleranz, Gesprächsfähigkeit und Konfliktlösungskompetenz". Auch sollte man selbst in stabilen Verhältnissen leben und ohne finanzielle Sorgen sein.

Im Vorfeld wird man einem Eignungstest unterzogen und muss Vorbereitungsseminare absolvieren. Und tritt man schließlich die Aufgabe der Pflegeelternschaft an, erhält man Unterstützung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Krisenpflegeeltern müssen in einer Art Dauerbereitschaft zur Verfügung stehen und spontan und kurzfristig einspringen, wenn gefährdete Kinder in einer akuten Notlage eine Unterbringung brauchen. Hier kann es teilweise um wenige Tage gehen, die man mit seinem Pflegekind verbringt, bevor man es möglicherweise nie wieder sehen wird. Auch wenn der Abschied von jedem Kind schmerzt und in dieser Situation Tränen fließen, schilderte eine Krisenpflegemutter kürzlich dem STANDARD, dass bei ihr nach solchen Trennungen – wie wohl bei vielen Pflegeeltern – die Freude daran, bald dem nächsten Kind helfen zu können, wieder im Vordergrund steht.

Was sind Ihre Erfahrungen als Pflegeeltern?

Haben Sie selbst schon die Aufgabe der Pflegeelternschaft übernommen – und wie haben Sie diese erlebt? Was hat Sie motiviert, das zu tun? Und falls Sie keine Erfahrung damit haben: Könnten Sie sich vorstellen, als Pflegemutter oder Pflegevater tätig zu werden? Berichten Sie im Forum! (Daniela Herger, 31.5.2023)