Isabelle Eberhardt in "The Lost Ones": Die europäische Adelige reist in den Maghreb und wollte die arabische Kultur erleben.
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Sie wollte raus. Raus aus der engen, wohlbehüteten Schweiz. Nach dem Tod ihrer Mutter machte sich die ­damals 20-jährige Isabelle Eberhardt Ende des 19. Jahrhunderts auf nach Tunis, schnitt sich die Haare kurz, trug von nun an Männerkleidung. Sie durchquerte die Sahara auf eigene Faust, konvertierte zum Islam und wurde in eine muslimische Brüderschaft aufgenommen – ihr Leben als Rebellin und Abenteurerin begann. Es endete allerdings tragisch.

Isabelle Eberhardts Lebensgeschichte ist eine von 20, die in der Arte-Serie The Lost Ones zu sehen sind. In zwei Staffeln mit jeweils zehn Folgen porträtiert die Regisseurin Mathilde Hirsch Menschen mit außergewöhnlichen Schicksalen. Eine Folge dauert zwar nur sechs Minuten, ist aber vollgepackt mit Informationen und überaus interessant.

Die Geschichten sind fesselnd: von dem Mann, der den Eiffelturm verkaufte, der Frau, die unfreiwillig zur Spionin des KGB wurde, bis hin zu dem Japaner, der zwei Atombombenangriffe überlebte – um nur einige zu nennen. Besonders interessant ist die Folge über die Österreicherin Alma Mahler. Sie war Komponistin und Muse vieler bekannter Künstler: Gustav Klimt machte ihr den Hof, als sie 17 Jahre alt war, sie hatte Liebes­beziehungen mit dem Komponisten Gustav Mahler, dem Architekten Walter Gropius, dem Maler Oskar Kokoschka und vielen weiteren Künstlern. Anhand ihrer Lebensgeschichte kann man in das damalige Leben in Wien eintauchen.

Wer will, kann die Serie in einem Rutsch ansehen, denn sie ist unterhaltsam und informativ zugleich – und die nächste Folge folgt immer automatisch. Die inspirierenden Geschichten beflügeln und machen süchtig. (Natascha Ickert, 26.5.2023)