Nicht jammern und suddern" lautet eigentlich das gelebte Motto von Franz Brandl. Der 52-Jährige führt in vierter Generation die Traditionsbäckerei Brandl mit zwei Filialen in der Linzer Innenstadt. Und er ist damit in einer Branche daheim, die aktuell vor sehr großen Herausforderungen steht. Heute heißt es längst "Alarmstufe Brot" – die explodierenden Rohstoffpreise und die hohen Energiekosten lassen die Umsätze der Bäcker förmlich zerbröseln. Spürbar wird das auch in dem Geschäft mit der 131-jährigen Geschichte. Es "sei nicht leicht, aber noch machbar", erzählt Brandl im Gespräch mit dem STANDARD.

Und doch häufen sich die Momente, in denen beim 52-Jährigen der innere Britschieber aus dem Gleichgewicht gerät und nicht nur der Teig so richtig sauer wird. Brandl hat neben seiner kleinen Schaubackstube Platz genommen, nippt am Espresso und legt einen Packen Stromrechnungen auf den Tisch. 4,4 Cent pro Kilowattstunde hat der Bäcker noch 2021 gezahlt, heute sind es 23 Cent. Führt man einen Betrieb, bei dem jeden Tag ab Mitternacht die Öfen heiß laufen, entlüften solche Energiepreise das Geldbörsel schon gewaltig.

Bäcker, Brot, Linz
Einen Teil der Preise habe man selbst geschluckt, meint Bäcker Franz Brandl aus Linz. Wenn sich an den Preisen nichts ändere, werde man aber noch einmal nachjustieren müssen.
Wolfgang Simlinger

Teures Wasser

Doch es sind letztlich nicht die gestiegenen Preise, die Brandl an diesem frühen Morgen so verärgern. Auf der Kundeninformationsseite des Stromanbieters sticht vor allem ein fett unterlegter Passus heraus: "Ihr Produkt laut Stromliefervertrag – 100 Prozent internationale Wasserkraft." – "Was für mich eigentlich völlig unverständlich ist. Es wird Energie aus Wasserkraft verrechnet, und die Preise steigen trotzdem so drastisch. Ist das Wasser teurer geworden?", ärgert sich Brandl. Die Begründung der aktuellen Strompreissteigerungen mit Marktpreisen und vor allem dem extrem teueren Gas habe er vernommen, sie ändere aber "rein emotional nichts daran, dass meine Kundenzufriedenheit massiv darunter leidet".

Spezielle Förderungen – Unternehmen, deren Energiebeschaffungskosten sich im Jahr 2021 auf mindestens drei Prozent des Produktionswertes sowie deren nationale Energiesteuer sich im Jahr 2021 auf 0,5 Prozent des Mehrwerts belaufen haben, konnten 2022 einen Antrag auf Zuschuss stellen – sind bisher in der Linzer Backstube noch nicht eingetroffen: "Im Vorjahr waren wir unter den vorgeschriebenen drei Prozent, heuer gibt es zwar eine Regelung für kleine Betriebe, doch dafür sind wir zu groß", führt Brandl aus.

Linzer Bäckermeister Franz Brandl
Brandl hat schon vor der Energiekrise mit einer Wärmerückgewinnung vorgesorgt, er hätte trotzdem gern zusätzlich eine PV-Anlage.
Wolfgang Simlinger

Wunschtraum PV-Anlage

Die Sorgen des Linzer Bäckers werden auch durch Zahlen untermauert. Hatten Bäcker von 2016 bis 2020 noch durchschnittlich Gewinne von 2,52 Prozent der Betriebsleistung erzielt, werde nun daraus ein Verlust von 3,25 Prozent, wie eine Berechnung der KMU Forschung Austria gezeigt hat.

In Brandls Betrieb mit den insgesamt 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat der Chef aber schon lange vor der Energiekrise vorgesorgt: "Wir haben eine Wärmerückgewinnung bei den Öfen, der Kühlung und haben jedes Lamperl in der Firma auf LED umgerüstet." Eigentlich hätte Brandl gerne noch eine PV-Anlage, aber: "Da legt sich ein Miteigentümer im Haus quer, und da sie für die Firma wäre, kannst du gesetzlich nicht einfach drüberfahren."

Rolle des Preistreibers

Für manche Betriebe sei die aktuelle Energiesituation jedenfalls "existenzgefährdend". Man habe aber etwa die gestiegenen Rohstoffe nicht alle "an den Kunden weitergegeben". Brandl: "Wir haben einen Teil auch selbst geschluckt. Ich möchte nicht ein Inflationstreiber sein. Aber natürlich: Wenn die Preise nicht nach unten gehen, müssen wir noch einmal nachjustieren." Einen Teil der Preise habe man selbst geschluckt, meint Bäcker Franz Brandl aus Linz. Wenn sich an den Preisen nichts ändere, werde man aber noch einmal nachjustieren müssen. (Markus Rohrhofer aus Linz, 26.5.2023)