Brad Smith
Der Microsoft-Präsident sieht sich, aber auch staatliche Behörden in der Verpflichtung, KI künftig stark zu regulieren.
PEDRO NUNES

Brad Smith, die Nummer zwei bei Microsoft, hat am Donnerstag eine emotionale Rede zum Thema Regulierung von KI gehalten. Es brauche "Leitplanken" für diese neue Technologie und ein sicheres Fundament. Man müsse sich vor allem der Gefahren bewusst sein.

Nicht aufhören zu denken

Die "Leitplanken", die Smith für KI verlangt, müssen laut ihm von Firmen errichtet und in Gesetzen verankert werden. Regierungen seien zudem aufgefordert, die Einhaltung dieser Gesetze laufend zu überprüfen. Mit dem AI Risk Management Framework des US-Normungsinstituts NIST sei das Fundament dafür schon gelegt, doch müsse die "Freiwilligkeit" aus den Formulierungen durch "Pflichten" ersetzt werden. Nur wer sich an dieses Framework halte, so der Microsoft-Präsident, solle als verlässliche Quelle von künstlicher Intelligenz gelten. 

Es brauche auch "Notbremsen", speziell wenn KI bei kritischer Infrastruktur eingesetzt werde, etwa bei Stromnetzen. Diese Notbremsen sollen dafür sorgen, dass Menschen im Notfall jederzeit wieder die Kontrolle übernehmen können. "Menschen müssen das Ergebnis des Computers nehmen und ihr eigenes Gehirn verwenden. Wir dürfen nicht aufhören zu denken", sagt Smith. 

In den fünf Punkten, die der Microsoft-Präsident anspricht, findet sich neben den geforderten Leitplanken und Notbremsen auch der Wunsch nach neuen Behörden, wie sie es auch für die Luftfahrt oder den Straßenverkehr gibt. Speziell leistungsfähige KI-Modelle würden verantwortliche staatliche Stellen benötigen, die für die nötige Sicherheit sorgen.

Transparenz

Auch Firmen wie seine eigene sieht Smith in der Verantwortung. Die rechtliche Verantwortung liege bei jenen, die im Bereich KI Entscheidungen treffen und Kontrolle ausüben. Smith zeigt in diesem Moment auch auf sich.

Transparenz sei ein weiterer wichtiger Faktor. KI-generierte Inhalte müssten immer als solche erkennbar bleiben. Bereits laufende Desinformationskampagnen, gestützt durch KI, stellen für Smith ein großes Problem dar. Die Öffentlichkeit müsse immer wissen, ob es um reale oder künstlich verfälschte Inhalte gehe, was natürlich in Konflikten oder gezielten "Cyber Influence Operations" am liebsten verborgen gehalten wird.

Microsoft president: AI is 'is important to the future of every aspect of digital' tech
Microsoft President and Vice Chair Brad Smith joins Chuck Todd on Meet the Press NOW to discuss the future of artificial intelligence and his calls for regulation of the rapidly evolving technology.  » Subscribe to NBC News: http://nbcnews.to/SubscribeToNBC »
NBC News

Atombombe

In einem Interview mit NBC News, das er am Tag davor gegeben hat, nutzt Smith noch drastischere Worte, um vor KI zu warnen.

"Die Menschheit hat das Atom gezähmt, um eine Bombe zu bauen, die Menschen zerstören kann." Danach habe die Menschheit allerdings festgestellt, dass sie das Atom auch zähmen kann, um Energie zu produzieren. "Wir sind dabei, künstliche Intelligenz für gute Zwecke zu entwickeln, aber wir müssen auch darüber nachdenken, wie sie missbraucht werden kann", warnt Smith. (red, 26.5.2023)

Update, 5.6.2023: In einer früheren Version des Artikels wurde Smith fälschlicherweise als CEO bezeichnet. Der Fehler wurde ausgebessert.