Am Freitag war alles weg. Die Büroräumlichkeiten der im April in Konkurs gegangenen Gazprom Austria GmbH in der Wiener Löwelstraße 20* haben sich Ende voriger Woche rasch geleert. Denn Masseverwalterin Eva Riess hat die gesamte Einrichtung dem Versteigerungshaus Aurena zur Verwertung übergeben, um die rund 350 Quadratmeter großen Räumlichkeiten besenrein zu machen und per Ende Mai an den Vermieter zurückzugeben. Das hilft, bei einer All-in-Miete von 16.000 Euro pro Monat, beim Kostensparen.

Die Versteigerung fand vorige Woche statt. Zu haben war da alles, von Grünpflanzen zu Rufpreis zwei Euro über Drucker oder ein "Werbebild OMV-Gas" (Rufpreis: fünf Euro) bis hin zu Barhockern und Fußstützen, insgesamt 228 Posten. Und das Interesse war vorhanden: 411 Bieterinnen und Bieter gaben mehr als 3831 Gebote ab, und letztlich wurden alle Exponate versteigert. Am meisten gefragt: ein Teppich von Designer Jan Kath, der bei einem Rufpreis von 16 Euro 3115 Euro einspielte. Auch ein Knoll-Ledersofa spielte mit insgesamt 2265 Euro gutes Geld ein, ebenso wie eine Zirbenholz-Akustikwand, die für 1157 Euro ersteigert wurde. Der von der Insolvenzverwalterin beauftragte Sachverständige hatte in seinem Schätzgutachten einen Liquidationswert von insgesamt 11.500 Euro errechnet.

Gazprom Austria hatte im April einen Insolvenzantrag gestellt, seine Schulden gab das Unternehmen mit 31,4 Millionen und seine Forderungen mit rund 27 Millionen Euro an, das Handelsgericht Wien eröffnete in der Folge das Konkursverfahren. Das 1992 gegründete Gashandelsunternehmen hat bis dahin Gas von ihrer russischen Muttergesellschaft Gazprom Export Ltd. mit Sitz in St. Petersburg bezogen – die die Lieferungen allerdings am 22. März eingestellt hat.

Eingestellte Lieferungen

Der Hintergrund dafür liegt im Streit zwischen Gazprom Russland und dem deutschen Energieunternehmen Uniper, dem größten deutschen Importeur von russischem Gas, der Ende 2022 vom Staat aufgefangen werden musste. Uniper machte wegen zu geringer Lieferungen Schadenersatz in Milliardenhöhe bei den Russen geltend, gewann ein Schiedsverfahren und bekam vor kurzem auch von einem Gericht in Nürnberg ein vollstreckbares Urteil an die Hand. Schon davor hatte das Unternehmen die Pfändung von Lieferforderungen der russischen Gazprom durchgesetzt, was sich auch auf die österreichische Gazprom-Tochter durchschlug. Gemäß Entscheidung des Bezirksgerichts Innere Stadt durfte die Gazprom Österreich nichts mehr an die Russen bezahlen, was den Insolvenzantrag zur Folge hatte.

Wie es nun weitergeht, ist noch nicht klar, denn bislang hat (bis auf die fünf Dienstnehmer) noch kein Gläubiger Forderungen angemeldet. Erwartet wird, dass die Russen Forderungen von rund 30 Millionen Euro geltend machen werden. Ob die österreichische Tochter wegen des Lieferstopps im Gegenzug Schadenersatz oder Gegenforderungen geltend machen wird, ist nicht klar. Sollte das ein – in den Verträgen vorgesehenes – Schiedsverfahren in Österreich nach sich ziehen, wird das jedenfalls teuer werden. (Renate Graber, 30.5.2023)

Gas, Streit, Insolvenz
Gazprom Austria Pleite
Im April ging die österreichische Tochter der russischen Gazprom Export Ltd. pleite, das Büro ist nun einmal verwertet.
APA/AFP/OLGA MALTSEVA