Und dann kam Dad, De Niro 
Hollywoodstar Robert De Niro wieder einmal als "grumpy old man".
Dan Anderson Lionsgate

Robert De Niro wird in wenigen Wochen 80 Jahre alt. Seine Filmografie verzeichnet in der International Movie Data Base (IMDB) 127 Titel. Neulich ist er auch noch einmal Vater geworden, sein siebentes Kind, die Information ließ er nebenbei in einer Talkshow fallen. Das ist natürlich ein privates Detail, es ist aber auch ein bisschen von Belang für seine neue Rolle in dem Film Und dann kam Dad von Sebastian Maniscalco. Denn De Niro spielt da einen Vater, der es seinem Sohn nicht ganz leicht macht, ein eigenes Leben zu leben. Wenn ein Mann, der schon Großvater ist, selbst noch einmal ein Kind bekommt, bringt das auf jeden Fall auch die Generationenfolge ein wenig durcheinander, die ja darauf beruht, dass die ältere Generation irgendwann ein Stück zurücktritt.

Andererseits könnte man sich bei der Figur des Salvo Maniscalco auch fragen, wie lange De Niro jetzt eigentlich schon dieser "grumpy old man" ist, mit dem er inzwischen schon ein beachtliches komisches Alterswerk bestritten hat ­– begonnen hat es wahrscheinlich 1999 mit Reine Nervensache von Harold Ramis, wo er sich als Mafiaboss in Therapie begab. Und dann natürlich Meet the Fockers (2004), wo er auf Dustin Hoffman traf und wo er schon weitgehend die Persona beisammenhatte, die er nun auch in Und dann kam Dad zu Markte trägt.

In diesem Fall ist Robert De Niro eigentlich der Sidekick, denn im Mittelpunkt steht der Regisseur Sebastian Maniscalco: in den USA ein bekannter Comedian, im Kino noch nicht ganz so bekannt. Allerdings gab es bereits eine denkwürdige Begegnung in Martin Scorseses The Irishman, wo Maniscalco in einer Nebenrolle als Gangster zu sehen war, der von dem Mafioso Frank Sheeran umgebracht wird. Und den spielte Robert De Niro. Und dann kam Dad ist im Kern eine romantische Komödie, die zwei Happy Ends braucht. Maniscalco spielt quasi sich selbst, einen Italoamerikaner, der in vielerlei Hinsicht sehr typisch für seine Gruppe ist. Zum Beispiel, weil er einen Vater hat, der den starken Familienbezug unwillig aufgibt. Und das ist nun einmal erforderlich, wenn der Sohn heiraten möchte.

Familienerbe Verlobungsring

Die Geschichte entfaltet sich dann auch ganz klassisch: Bei einem festlichen Wochenende bei den Eltern der Zukünftigen will Sebastian endlich seinen Antrag stellen, mit allem Drum und Dran. Er braucht dafür allerdings einen Ring, den sein Vater Salvo nicht so ohne Weiteres herausgibt. Denn das Familienerbe hängt an diesem Ring. Irgendwann wird Sebastian ihn natürlich bekommen, aber mit knapp 40 Jahren ist es vielleicht noch ein bisschen zu früh.

Das Ergebnis der Auseinandersetzung ist, dass Salvo auch zu dem Wochenende kommt – widerwillig, dann aber auch übereifrig. Ein Frisör aus Chicago, der zuerst einmal ein Fremdkörper sein muss in der reinweißen Elitefamilie, die schon gegenüber Italoamerikanern einen latenten Rassismus entwickelt.

KinoCheck

De Niro spielt das alles, als hätte man ihn morgens aufgeweckt und zu einem Blind Date gezwungen. Man weiß nicht recht, ob er sich darüber ärgert, dass er sich auf diesen Film eingelassen hat, oder darüber, dass er schon wieder mit seinen ältesten Klischees konfrontiert ist. Irgendwie geht das dann sogar noch auf: Das erste Happy End, eine Vater-Sohn-Bromance der heftigeren Sorte, eine Last-Minute-Versöhnung bei schon eingeschalteten Flugzeugtriebwerken wird Fans der Anti-Oscars von der Goldenen Himbeere Tränen der Entzückung in die Augen treiben.

Es ist aber auch ein großer komischer und vielleicht sogar romantischer Moment. Irgendwann muss De Niro begriffen haben, dass bei diesem Film nur eine Flucht nach vorn hilft. Und da lässt er dann – in einem Sakko mit dem Muster der amerikanischen Flagge und mit anderen grotesken Details – seinen stark auf Anpassung erpichten Filmsohn doch deutlich hinter sich. Ein würdiger Karriereabend sieht anders aus, aber Pfeif drauf ist sicher nicht die schlechteste Haltung an der Schwelle zum Achtziger. (Bert Rebhandl, 27.5.2023)