Koffer mit Reiseapotheke
Medikamente für jeden Tag gehören ins Handgepäck. Das ist vor allem wichtig, sollte der Koffer verlorengehen.
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Die Urlaubssaison steht vor der Tür, Freizeit und Erholung sind angesagt – doch dabei lauert so manche Gefahr für die Gesundheit. Von Reisekrankheit über Stress mit der Verdauung bis zu fremden Viren kann einem so einiges die Laune verderben. Zumindest für bestimmte Eventualitäten kann man sich schon im Vorfeld mit der richtigen Packliste für die Reiseapotheke gut rüsten. Und vor allem für Fernreisen gilt: Auch den eigenen Impfstatus sollte man im Blick haben.

Was muss unbedingt mit?
Je nach Ziel kann das unterschiedlich sein

Was gehört überhaupt in die Reiseapotheke? Es kommt darauf an, wo man hinfährt. Für einen Städtetrip setzt man andere Schwerpunkte als für einen Wanderurlaub oder einen längeren Aufenthalt in den Tropen. Apothekerin Katharina Wiesner empfiehlt aber eine Grundausstattung, die bei allen Destinationen gleich ist: Medikamente gegen Fieber, Schmerzen, Erkältungen, Mittel, die bei Magen-Darm-Problemen wie Durchfall, Verstopfung, Magenbeschwerden, Übelkeit helfen, sowie etwas gegen Insektenstiche und Sonnenbrand. Bei Bade- oder Tauchurlaub nicht auf Augen- und Ohrentropfen vergessen. Wer viel zu Fuß unterwegs ist, sollte außerdem Desinfektionsmittel, Wundgel, Traumasalbe, Bandage, Blasenpflaster einpacken. Und ein Fieberthermometer sollte man mithaben.

Für alle, die Dauermedikation haben, empfiehlt die Expertin, eine ärztliche Rezeptverordnung einzupacken. "Oder machen Sie zumindest ein Foto vom Medikament und dem Rezept. Es kann immer etwas verlorengehen." Reist man mit Kindern, ist der Inhalt gleich. Man sollte aber auf kindgerechte Dosierungen achten und eher zu Fiebersaft greifen statt zu Zäpfchen, der hält Temperaturschwankungen besser aus.

Natürlich kann man die gängigsten Medikamente in den meisten Ländern auch vor Ort kaufen. Doch nicht immer ist eine Apotheke in der Nähe, es gibt Sprachbarrieren, und vor allem sind nicht in allen Ländern die gleichen Dosierungen und Marken verfügbar. Man muss sich dann in einer Stresssituation nicht noch zusätzlich mit unbekannten Produkten auseinandersetzen.

Arzneien im Handgepäck?
Wichtige Medikamente sollte man griffbereit haben

Vor allem Arzneien, die man täglich nimmt, gehören ins Handgepäck – auch für den Fall, dass der Koffer verlorengeht. Außerdem sollte man für Temperaturempfindliches wie Insulin eine kleine Kühltasche dabeihaben, rät die Apothekerin Wiesner. Sie empfiehlt auch, im Flieger abschwellende Nasentropfen mitzuhaben, vor allem wenn man mit Baby oder Kleinkind reist: "Sie können den Druckunterschied in der Kabine noch nicht so gut ausgleichen wie Erwachsene."

Bei den meisten Medikamenten sind kurzfristige Temperaturschwankungen aber kein Problem, sie können auch in den Koffer gepackt werden: "Am besten fragt man vorher in der Apotheke nach, bei welchen Medikamenten man besonders aufpassen muss." Im Auto sollte man die Reiseapotheke übrigens unter dem Beifahrersitz transportieren, weil es dort am kühlsten ist. Nur ins Handschuhfach sollte man sie keinesfalls geben, dort kann es sehr heiß werden. Diese Hitze und direkte Sonneneinstrahlung können Inhaltsstoffe zerstören.

Welche Impfungen?
In der Pandemie wurden viele nicht aufgefrischt

Der Nachweis einer Corona-Impfung ist mittlerweile in fast keinem Land mehr nötig, auch die USA haben vor kurzem die Impfpflicht für ausländische Staatsbürger aufgehoben. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht trotzdem vor einer Infektion schützen sollte. Am besten man erkundigt sich vorab über die Corona-Lage im Urlaubsland und holt sich, falls die letzte Auffrischung schon länger zurückliegt, noch in Österreich eine Impfung.

Durch die Pandemie sind aber bei anderen Impfungen Lücken entstanden. Apothekerin Wiesner erinnert: "Womöglich ist eine Auffrischung von Impfungen wie FSME oder Hepatitis notwendig." Diese sollte man so einplanen, dass der Impfschutz noch vor Reiseantritt in Kraft treten kann. Am besten bespricht man die Planung mit der Hausärztin oder dem Apotheker. Bei dieser Gelegenheit kann man gleich klären, ob man womöglich eine andere Impfung übersehen hat, vor allem bei Kindern. Ganz besonders bei Masern haben immer weniger Kinder einen vollständigen Impfschutz. Das führt zu Ausbrüchen wie zuletzt jenem in der Steiermark.

Für zahlreiche Länder in Afrika, Asien und Ozeanien sind darüber hinaus weitere Impfungen empfohlen. Diese sind je nach Land unterschiedlich, am häufigsten braucht man Immunisierungen gegen Cholera, Gelbfieber, Tollwut, Typhus, Diphtherie und Kinderlähmung. Ob ein Malariaschutz nötig ist, ist regional und saisonal sehr unterschiedlich. Idealerweise erkundigt man sich mit ausreichend Vorlaufzeit gezielt über die Vorgaben für das eigene Reiseziel.

Was tun bei Allergien?
Saisonale Bedingungen vorher abfragen

Allergikerinnen und Allergiker können sich im Hotel vorab erkundigen, ob es Teppichboden gibt oder Haustiere erlaubt sind. Antihistaminika sollten aber auf jeden Fall mit im Gepäck sein. Und alle mit Pollenallergie sollten sich vorab über die Pollensaison im Urlaubsland informieren. In Skandinavien etwa fliegen viele Pollen erst später.

Dass unerwartet eine allergische Reaktion auftritt, muss man im Urlaub eher nicht fürchten. Apothekerin Wiesner erklärt: "Es ist wirklich unwahrscheinlich, dass plötzlich eine Reaktion auftritt auf etwas, das immer unproblematisch war." Passiert es trotzdem, etwa bei einem Insektenstich, sollte man das zur Sicherheit ärztlich abklären lassen.

Sind Hausmittel okay?
Im Notfall kann man auf Omas Tricks zurückgreifen

Ja, es kommt vor, dass man die Reiseapotheke vergisst – oder einfach nicht mit einem gesundheitlichen Problem rechnet. Dann kann man zur Not auf Hausmittel zurückgreifen. Bei Bauchweh helfen Wärme und Kräutertees aus Kamille, Fenchel oder Pfefferminze, weiß Apothekerin Wiesner. Quellstoffe wie Leinsamen oder Flohsamenschalen unterstützen dabei, dass die Verdauung flutscht. Apfelpektin bindet den Stuhl bei Durchfall, am besten einfach einen Apfel aufreiben und etwa 15 Minuten an der Luft stehen lassen, bevor man ihn isst, dann ist er auch gut verträglich. Auch eine sehr lang gekochte Karottensuppe ist ein gutes Hausmittel, ihr Moleküle können pathogene Keime im Darm binden.

Und wenn man Sonnenbrand bekommt, trägt man am besten etwas Kühlendes auf. Das kann Topfen oder Joghurt sein, aber auch Aloe Vera. Die spendet zusätzlich Feuchtigkeit – und im Süden kommen die Pflanzen sehr oft natürlich vor, man kann einfach ein Stück abbrechen und den Saft auftragen.

Was tun bei Verstopfung?
Im Urlaub macht oft auch der Darm Pause

Auf Reisen steht die Verdauung oft erst einmal still, das kennen so manche. Das liegt wahrscheinlich an der ungewohnten Umgebung, sagt Günther Malek, Allgemeinmediziner und Gründer des Gesundheitszentrums Trinicum, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier: "Beim Stuhlgang findet unbewusst eine Konditionierung statt, man entwickelt ein Muster, wann es gut funktioniert, etwa immer am Morgen oder wenn man nach Hause kommt." Im Urlaub ist diese Routine verändert, Reize und Gerüche sind anders, da kann es schon einmal zum Stillstand kommen.

Das ist aber kein Drama, zumindest drei Tage muss man sich auch ohne Entleerung keine Sorgen machen. Wenn es dann immer noch nicht klappt und man will kein Medikament nehmen, helfen zum Beispiel Dörrzwetschgen. Einfach zum Frühstück dazu essen oder über Nacht in Wasser einlegen und dieses trinken. Dann sollte sich das Problem lösen. (Pia Kruckenhauser, 7.6.2023)