Rapids Team jubelt.
Feiertag für Rapid.
APA/EXPA/THOMAS HAUMER

Wien - Rapid hat die jüngste Negativserie in der Fußball-Bundesliga auf spektakuläre Art und Weise beendet. Die Hütteldorfer setzten sich am Sonntag vor 22.300 Zuschauern im Allianz Stadion gegen Sturm Graz nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 durch und feierten damit den ersten Pflichtspiel-Erfolg nach sieben Partien sowie den ersten Sieg gegen Sturm nach zuvor zehn erfolglosen Versuchen.

Dank der kleinen Revanche für das verlorene Cupfinale schob sich Grün-Weiß in der Meistergruppe auf Rang vier. Sollte diese Platzierung im abschließenden Auswärtsmatch am Samstag gegen Austria Klagenfurt gehalten werden - dafür reicht schon ein Remis -, wäre Rapid in der dritten Qualifikationsrunde zur Conference League und würde sich das Europacup-Play-off ersparen.

Die bereits als Vizemeister feststehenden Grazer schienen nach Toren von Manprit Sarkaria (10.) und Otar Kiteshvili (33.) einem Sieg entgegenzusteuern, doch Guido Burgstaller (40.), Roman Kerschbaum (45.+4) und Marco Grüll (66.) sorgten noch für die Wende.

Vor dem Spiel wurden Christoph Kasmüllner, Dejan Petrovic und Lion Schuster offiziell verabschiedet - die auslaufenden Verträge dieses Trios wurden nicht verlängert. Dafür bekam Ersatzgoalie Paul Gartler ein neues Arbeitspapier bis Ende 2024/25. Im Tor stand allerdings wieder Niklas Hedl, der nach seinen Schulterproblemen rechtzeitig fit wurde.

Sturm startet stark

Rapids Schlussmann musste schon in der zehnten Minute erstmals hinter sich greifen. Nach einem Fehlpass von Aleksa Pejic legte Kiteishvili für Sarkaria auf, der via Latten-Unterkante auf 1:0 für die Gäste stellte. Der Ex-Austrianer hatte schon bei Sturms 2:0 im Cupfinale über Grün-Weiß beide Tore für die Steirer erzielt. Sturm blieb am Drücker, ein Weitschuss von Alexander Prass flog über die Latte (26.).

Kurz danach erhöhten die "Blackys" auf 2:0. Rapids Defensive gab bei einem Einwurf eine unglückliche Figur ab, Kiteishvili zog knapp außerhalb des Sechzehners ab und der abgefälschte Schuss kullerte am verdutzten Hedl vorbei ins Eck. Als Reaktion war vom Block West "Wir wollen Rapid sehen"-Sprechchöre zu hören, und tatsächlich fanden die Hausherren besser ins Spiel.

Grüll brachte den Ball zur Mitte und Burgstaller erzielte aus der Drehung das Anschlusstor. Der Stürmer netzte im achten Liga-Match in Folge, was zuvor noch niemandem im grün-weißen Trikot gelungen war. Außerdem scorte Burgstaller, der nun mit 21 Treffern die Schützenliste anführt, im zehnten Pflicht-Heimmatch der Hütteldorfer in Folge.

Rapid erfängt sich

Dieses Tor hatte einen überaus positiven Effekt auf Rapid. Moritz Oswald schoss aus guter Position drüber, ehe Kerschbaum unmittelbar vor dem Pausenpfiff auf 2:2 stellte. Der Mittelfeldspieler war nach einem Corner von Grüll per Kopf erfolgreich.

Auch zu Beginn der zweiten Hälfte strahlte Rapid aus einer Standardsituation Gefahr aus - nach einem Eckball von Grüll fehlten bei einem Burgstaller-Kopfball nur Zentimeter (52.). Doch auch Sturm suchte den Weg nach vorne, bei einem Kopfball von Jan Gorenc Stankovic musste sich Hedl strecken (58.). Auf der Gegenseite köpfelte Nicolas Kühn daneben (64.).

Zwei Minuten später gelang Rapid das entscheidende Tor. Burgstaller lieferte eine sehenswerte Vorarbeit für Grüll der von der Strafraumlinie flach ins lange Eck traf. Im Finish kämpfte Sturm verbissen um den Ausgleich, die Gastgeber brachten den Vorsprung aber über die Zeit. (APA, 28.5.2023)

Fußball-Bundesliga (31. Runde) - Meistergruppe (9. Runde):

SK Rapid Wien - SK Sturm Graz 3:2 (2:2). Wien, Allianz Stadion, 22.300, SR Ebner

Tore:
0:1 (10.) Sarkaria
0:2 (33.) Kiteishvili
1:2 (40.) Burgstaller
2:2 (45.+4) Kerschbaum
3:2 (66.) Grüll

Rapid: Hedl - Schick (84. Koscielnik), Sollbauer, K. Wimmer, Auer - Kerschbaum (76. Druijf), M. Oswald (84. Greil), Pejic - Kühn (84. Bajic), Burgstaller, Grüll (92. Strunz)

Sturm: Okonkwo - Gazibegovic, Affengruber (77. Geyrhofer), Wüthrich, Schnegg (46. Dante) - Hierländer (77. Jantscher), Gorenc Stankovic, Kiteishvili, Prass (67. T. Horvat) - Sarkaria, Emegha

Gelbe Karten: Schick bzw. Emegha, Gazibegovic, Gorenc Stankovic

Stimmen:

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Ich bin glücklich, aber nicht zufrieden. Wir sind schlecht reingestartet, wollten alles spielerisch lösen und haben Fehler im Spielaufbau gemacht. Wir waren verdient 0:2 hinten. Wir haben dann eine kleine Umstellung gemacht, was die Raumaufteilung betrifft, und sind dann glücklicherweise mit 2:2 in die Pause gegangen. Es hat am Anfang die Energie gefehlt, die dann irgendwie - ich weiß nicht warum - zurückgekehrt ist. In der zweiten Hälfte haben wir dann ein besseres Spiel von unserer Mannschaft gesehen. Es war ein sehr schweres Spiel für uns, aber wir sind nach einem 0:2 zurückgekommen, da gebührt der Mannschaft ein großes Kompliment. Wir wollen unbedingt Vierter werden. Es wartet noch ein sehr schweres Spiel auf uns. Heute haben sich meine Spieler das Glück verdient. Wir waren nach dem 0:2 in der Defensive ziemlich stabil. Man hat gesehen, wenn die Jungs ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben, dass sie wirklich gut kicken können. Jetzt ist die Frage, wie ich ihnen das einpflanzen kann. Ich kann leider nicht zum Billa gehen und ein paar Gramm oder 5 Kilo Selbstvertrauen kaufen."

Christian Ilzer (Sturm-Graz-Trainer): "Die Niederlage ist sehr ärgerlich, vor allem das Wie. Wir haben nach der Führung Fokus und Spannung verloren. Dass Rapid aufgekommen ist, hat schon mit uns zu tun gehabt. Die zweite Hälfte war ausgeglichen, aber ein Punkt wäre nicht verdient gewesen, weil wir die Führung so aus der Hand gegeben haben. Das muss uns eine Lehre sein. Wir müssen jetzt Ursachenforschung betreiben und die richtigen Botschaften mitnehmen für die weitere Reise. Wir haben heute wieder gesehen, wenn wir nicht bei 100 Prozent sind, wird es schwer. Wir waren gegen Rapid in dieser Saison nur in der zweiten Hälfte im Cupfinale überlegen, sonst waren es immer ausgeglichene Spiele. Es war eine schmerzvolle Niederlage, aber wir sind zu einem richtigem Team zusammengewachsen. Wir werden im letzten Heimspiel alles unternehmen, um noch einmal eine richtig starke Leistung zu zeigen. Es war eine beeindruckende Saison von uns."