Am Wahlsonntag sorgte der türkische, alte und wohl auch neue, Präsident Recep Tayyip Erdoğan wieder einmal für Aufregung. Auf einem Video ist zu sehen, wie er vor einem Wahllokal in einer Menschenmenge steht und Geld verteilt: 200 Türkische Lira, also umgerechnet pro Schein rund 10 Euro, händigte er aus. Das Video ist kurz nach seiner eignen Stimmenabgabe aufgenommen worden.

Die Aktion sorgt allein deshalb schon für Aufregung, weil Wahlwerbung am Wahltag grundsätzlich verboten ist. Auf weiteren Videos ist zu sehen, wie AKP-Wahlhelfer und Wahlhelferinnen des Präsidenten Spielzeug an Kinder verteilen. Der Vorfall wurde den Wahlaufsichtsbehörden bereits gemeldet, diese haben sich bisher jedoch nicht dazu geäußert. Schon vor zwei Wochen hatte Erdoğan bei der ersten Runde der Prasidentshaftswahl Geld an Kinder im Wahllokal verteilt.

Erdoğan beim Geldverteilen.

Die Türkei hat heute in einer Stichwahl Erdoğan erneut zum türkischen Präsidenten gewählt. Kandidiert haben Amtsinhaber Erdoğan von der AKP und Kemal Kılıçdaroğlu von der oppositionellen CHP. Mit rund 52 Prozent der Stimmen hat sich Favorit Erdoğan am Abend zum Sieger erklärt. Obwohl Erdoğan bei seiner Dankesrede auf dem Dach eines Busses von "allen 85 Millionen Mitbürgerinnen und Mitbürgern" als Siegerinnen und Sieger sprach, hat die Präsidentschaftswahl 2023 die türkische Bevölkerung stark polarisiert. Vor allem junge Menschen in der Türkei zogen in Betracht, bei einem Wahlsieg Erdoğans auszuwandern. Erdoğan hingegen spricht vom "türkischen Jahrhundert" und auch davon, 2024 die Regionalwahlen zu gewinnen. (Harun Çelik, 28.5.2023)