Renald Deppe
Renald Deppe wirkte als Saxofonist und Klarinettist bei vielen Ensembles mit.
Klaus Prokopp

Wien – Der Musiker, Komponist, bildende Künstler und Kurator Renald Deppe ist tot. Der Wahlwiener starb am Sonntag im Alter von 67 Jahren an seinem schweren Krebsleiden, teilte dessen Familie dem Radiosender Ö1 mit. Deppe wirkte als Saxofonist und Klarinettist bei vielen Ensembles mit, verantwortete zahlreiche Auftragswerke als Komponist, gründete 1992 das Ensemble Capella con Durezza und trat 1993 als Mitbegründer des Jazzclubs Porgy & Bess in Erscheinung.

Geboren wurde Deppe am 4. August 1955 in Bochum. Er studierte unter anderem Klarinette, Klavier und Komposition an der Folkwang-Hochschule in Essen, bevor es ihn in den 70er-Jahren an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien zog. "Es war der Klang von Alfred Prinz, dem damaligen Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker, der hat mich genauso fasziniert wie der Sound von Jazzer Jimmy Giuffre", erinnerte sich Deppe vor mehreren Jahren gegenüber der "Presse", was ihn nach Wien gelockt hatte.

Als Saxofonist und Klarinettist wirkte er bei führenden Ensembles für klassische, zeitgenössische und improvisierte Musik mit und trat bei vielen internationalen Festivals auf. Abseits davon verfasste er zahlreiche Auftragswerke als Komponist mit Schwerpunkt auf Kammermusik, Musiktheater oder auch Installationen. 1992 gründete er das Ensemble Capella con Durezza, mit dem er zeitgenössische Künstler aus verschiedenen Domänen zusammenführte. Auch eine zweite Formation, die Wachauer Pestbläser, rief er ins Leben.

Laboratorium für den Nachwuchs

1993 war er an der Gründung des Jazzclubs Porgy & Bess beteiligt, wo er später auch die "Strenge Kammer", ein Laboratorium für den Nachwuchs, leiten sollte. "Für die, die öfter kommen, ist die Strenge Kammer eine Schule der Wahrnehmung", sagte er einst. Dabei förderte Deppe nicht nur Nachwuchsmusiker, sondern lehrte auch an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und der Anton-Bruckner-Universität Linz. Ab 1999 fungierte er als Mitherausgeber der Kunstzeitschrift "Kursiv". 2006 erhielt er den Preis der Stadt Wien für Musik.

Auf Tonträger hat Deppe seine Musik nicht gebannt. "Für mich ist Musik etwas, was sich der Fixierung entzieht. Aus Prinzip mache ich keine CDs", erklärte er der "Presse". Ö1 erinnert am Dienstag ab 19.30 Uhr mit einer Nachrufsendung an den Universalkünstler.

"Mit Renald Deppe verliert die heimische Musikszene einen kreativen Macher und ein facettenreiches Talent, einen Unterstützer und Mutmacher für nachfolgende Musiker:innen- und Komponist:innengenerationen", hielt Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer Aussendung fest. Auf seinen Einfluss auf die zeitgenössische Musikentwicklung verzichten zu müssen, bedeute einen großen Verlust. "Menschen wie Renald Deppe, die mit so viel Kreativität, Innovationskraft und Leidenschaft nicht nur dem eigenen künstlerischen Schaffen, sondern einer ganzen Szene Impulse geben sind von unschätzbarer Bedeutung für die Kulturstadt Wien", sagte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Deppes Wirken sei "äußerst vielfältig und grenzenlos" gewesen. (APA, 29.5.2023)