Thomas Kirschner

Die Forschung der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hat eine nahezu explosionsartige Steigerung der Leistung bei Sonnen- und Windkraft zur Folge. Die durchschnittliche Anlagenleistung neu gebauter Windräder in Österreich ist 2023 4,6-mal so hoch wie im Jahr 2000. Rotoren werden größer, Rotorblätter länger, Masten höher (weiter oben weht mehr Wind), Umdrehungen langsamer. In zwei Windparks der oekostrom AG in Parndorf sorgen jetzt halb so viele Windräder für doppelt so viel Strom.
Beim Repowering (dt. Kraftwerkserneuerung) werden ältere Anlagen oder Teile davon gegen moderne noch leistungsfähigere ausgetauscht. Repowering kann Windkraftanlagen, Solar-Paneele oder Wasserkraftwerke betreffen. Die Vorteile: bessere Leistung und höherer Wirkungsgrad, Reduktion der Umweltbelastung und Wartungskosten.
Repowering ist also im Sinne eines erhöhten Stromertrags durchaus sinnvoll. Gerade in Anbetracht der Elektrifizierung des Mobilitäts- und Wärmesektors, aber auch aus anderen Gründen ist die Modernisierung von Windparks eine gute Entscheidung: Neue Windräder sind sicherer, meist in punkto Vogel- und Fledermausschtz besser ausgerüstet und in Deutschland zumeist mit einem Flugzeug-Erkennungssystem bestückt, das sie nicht mehr die ganze Nacht, sondern nur noch bei Bedarf blinken lässt. Repowering lohnt sich insbesondere auch dann, wenn bei älteren Anlagen die Förderung ausgelaufen ist. An bereits genutzten Standorten ist die nötige Infrastruktur, beispielsweise ein Netzanschluss, schon gegeben. Möglicherweise sind die windstärksten Standorte in der Umgebung ohnehin solche, an denen schon alte Windräder stehen. Dann ist Repowering erst recht dem Zubau an weniger ertragreichen Stellen vorzuziehen.

Der oekostrom AG-Windpark: Repowering-Video bietet eindrucksvolle Einblicke in das bisher größte Projekt in der Unternehmensgeschichte.
oekostrom AG

Standorterhaltende oder standortverlagernde Erneuerung

Werden die neuen Windräder direkt am Standort der alten Anlagen oder in unmittelbarer Nähe errichtet, spricht man von einem standorterhaltenden Repowering. Dies hat gegenüber dem standortverlagernden Repowering den Vorteil, dass der Windpark bereits etabliert und akzeptiert ist.

Der Unterschied zu Neuerrichtungen

Beim Repowering gelten allerdings dieselben Anforderungen: Genehmigungen, Voraussetzung bei der Planung und Finanzierung sowie Durchführung. Dennoch sind Repowering-Projekte schneller umzusetzen als ein Neubau.

Thomas Kirschner

Wirtschaftlich lohnend

Windkraft gehört zu den günstigeren klimafreundlichen Energiequellen und ist ökonomisch profitabel. Vom Windkraftausbau profitiert die heimische Wertschöpfung: 3,2 Millionen Euro Auftragsvolumen bringt die Errichtung einer Windkraftanlage heimischen Firmen ein. Über eine 20-jährige Lebensdauer kommen in etwa 5,2 Millionen Euro betreffend Wartung und Betrieb hinzu. Für einen Zeitraum von 20 Jahren übersteigen diese Zahlen die gesamten Investitionskosten.
Österreichs Windenergie-Wirtschaft ist auch am internationalen Markt vertreten. So ist beispielsweise in jeder zweiten Windkraftanlage die weltweit errichtet wird, eine elektronische Steuerung aus Vorarlberg eingebaut. Die Exportquote österreichischer Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen der Windbranche liegt bei 90 %.

Repowering wird im EAG gefördert

Mit Anfang dieses Jahres ist eine EU-Notfallverordnung in Kraft getreten. Das Repowering von Erneuerbaren-Energieanlagen (insbesondere von Windkraftanlagen an Land) soll inklusive Umweltverträglichkeitsprüfungen innerhalb einer maximalen Frist von sechs Monaten genehmigt werden. Dazu soll auch der Ausbau der verbundenen Netzinfrastruktur für die Integration in das Stromnetz zählen. Außerdem sollen sich die Umweltprüfungen auf die Unterschiede zum ursprünglichen Projekt beschränken. Wenn die Gesamtkapazität des Repowering-Projekts die des ursprünglichen um maximal 15 % übersteigt, soll darüber hinaus ein vereinfachtes Verfahren für Netzanschlüsse eingeführt und unter gewissen Voraussetzungen innerhalb von drei Monaten genehmigt werden. Für das Repowering von Solaranlagen, die keine zusätzlichen Flächen beanspruchen, soll die Pflicht für Umweltprüfungen gänzlich entfallen.

Thomas Kirschner

Beispiel Repowering Parndorf der oekostrom AG

Bestehende Windkraftanlagen der beiden Windparks Parndorf 1 und 2 mit einer Gesamtleistung von 20 MW, die in den Jahren 2003 bzw. 2004 von der oekostrom AG in Betrieb genommen worden sind, wurden abgebaut und durch sieben neue Anlagen ersetzt.
Mit den sieben neuen High-Tech-Windkraftanlagen der leistungsstarken 4 MW-Klasse von Marktführer VESTAS versorgt die oekostrom AG mehr als 20.000 Haushalte mit sauberem Strom, vermeidet 50.000 Tonnen klimaschädliches CO2 und sichert die regionale Wertschöpfung auf viele Jahre.
Die Windräder erzeugen in Summe fast doppelt so viel Strom– das heißt jedes neue Windrad liefert bis zum Vierfachen an erneuerbarer Energie. Der neue Windpark hat eine Gesamtleistung von 27 MW. Die größeren Anlagen sind mit 235 Metern knapp 100 Meter höher als der Wiener Stephansdom und reichen fast an den DC Tower – mit 250 Metern Österreichs höchstes Gebäude – heran.
Die Gesamterzeugung am Standort Parndorf wird durch das Repowering von aktuell rund 40 GWh auf etwa 70 GWh erhöht.