Michael Konsel und Toni Polster traten im Team auch beim Weihnachtsbasar 2019 gemeinsam auf. Am Mittwoch trennen sie Welten.
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Konsel: "Eine heißblütige Beziehung"

Ex-Torhüter Michael Konsel sieht AS Roma dank Trainer Mourinho reif für den ersten Titel in der Europa League.

Michael Konsel absolvierte zwischen 1997 und 1999 insgesamt 45 Spiele für die AS Roma. Der Torhüter hinterließ bei den Fans der Associazione Sportiva einen nachhaltigen Eindruck. Am Mittwoch zählt der Wiener ganz auf den Trainer der Giallorossi.

STANDARD: Was spricht für die AS Roma?

Konsel: In erster Linie der TaktikfuchsJosé Mourinho. Er ist Spezialist für Finalspiele. Wenn es um alles geht, bringt er die nötige Cleverness mit. Das hat er schon oft genug bewiesen. Die Mannschaft hat einen unglaublichen Kampfgeist entwickelt. Die Spieler gehen für ihn durchs Feuer.

STANDARD: Welcher Spieler kann im Finale den Unterschied machen?

Konsel: Die Roma ist um einen Tick besser, wenn Paulo Dybala spielen kann. Und da schaut es für Mittwoch ganz gut aus. Er kann Spiele im Alleingang entscheiden.

STANDARD: Die defensive Ausrichtung bringt Mourinho immer wieder Kritik ein. Heiligt der Zweck die Mittel?

Konsel: Auf jeden Fall. Und er kann es auch anders. Das hat man gegen Salzburg gesehen. Da war richtig Dampf dahinter. Mit dem Offensivspiel hat Mourinho alle überrascht. Er stimmt die Taktik präzise auf den Gegner ab. Der Erfolg hat bei ihm oberste Priorität.

STANDARD: Im vergangenen Jahr waren die Feiern nach dem Triumph in der Conference League euphorisch. Was bedeutet der Verein für die Stadt?

Konsel: Das ist unbeschreiblich, das muss man miterlebt haben. Alles dreht sich um den Fußball. Vom Kleinkind bis zum Urgroßvater wird der Sport von allen gelebt. Die Euphorie kann grenzenlos sein. Es gibt aber auch diese fast schon übertriebene Traurigkeit, wenn man als Fan enttäuscht wird. Es ist eine heißblütige Beziehung.

STANDARD: Sie hatten eine erfolgreiche Zeit in Rom und wurden 1998 zum besten Torhüter der Liga gewählt. Was ist Ihre schönste Erinnerung?

Konsel: 70.000 Menschen haben meinen Spitznamen "Pantera" gerufen, das vergisst man nicht. Die Derbys waren emotionale Momente. Es ist nicht einfach, sich in die Herzen der Fans zu spielen. Hat man es einmal geschafft, bleibt man auch dort. Das merke ich jedes Mal, wenn ich unten bin. Darauf bin ich sehr stolz.

STANDARD: War die Zeit in Rom Ihre beste Zeit im Fußball?

Konsel: Es war im fortgeschrittenen Alter eine tolle Erfahrung. Ich durfte noch einen Höhenflug erleben. Einen Großteil meiner Karriere habe ich aber bei Rapid verbracht. Und da standen wir zweimal im Europacupfinale.

STANDARD: Wo werden Sie das Spiel verfolgen? Und wie geht es aus?

Konsel: Ich werde in Budapest vor Ort sein. Und ich werde natürlich die Daumen drücken. Ich glaube fest an einen Sieg. (Philip Bauer, 31.5.2023)

Michael Konsel (61) aus Wien stand 384-mal im Tor von Rapid. Der 43-fache österreichische Nationalspieler beendete seine Karriere 2000 beim AC Venedig.

Michael Konsel wechselt 1997 zum AS Roma
Michael Konsel spielte 1985 bis 1997 für den SK Rapid (482 Einsätze in Pflichtspielen), zwischen 1995 und 1997 - also in der erfolgreichsten Zeit des SK Rapids - war er sogar Kapitän. Als im Frühjahr 1997 der Meistertitel verspielt wurde, zeichnete sich ein Um
Harald GAZZETTA

Polster: "Die Leute haben mich geliebt"

Ex-Stürmer Toni Polster propagiert kreativen Fußball und hofft auf den siebenten Triumph Sevillas in Europa.

Toni Polster ging ab 1988 drei Saisonen für den FC Sevilla auf Torejagd. Er erzielte in 102 Spielen 55 Treffer für die Andalusier und stellte 1989/90 mit 33 Toren einen bis heute gültigen Vereinsrekord auf. Am Mittwoch drückt er der Blanquirroja die Daumen.

STANDARD: Was spricht für den FC Sevilla?

Polster: Was sie international abliefern, ist unglaublich. Warum es in der Meisterschaft heuer nicht so klappt, kann ich nicht beurteilen. Die Mannschaft hätte viel mehr erreichen müssen. Sie haben drei Weltmeister im Team, dazu noch zwei Marokkaner, die in Katar eine super WM gespielt haben. Das ist schon eine Klassemannschaft.

STANDARD: Welche Spieler beeindrucken Sie am meisten?

Polster: Mittelfeldspieler Lucas Ocampos, Bono im Tor oder Mittelstürmer Youssef En-Nesyri. Spielgestalter Ivan Rakitić ist auch in fortgeschrittenem Alter noch immer eine wichtige Stütze. Und Verteidiger Jesús Navas ist ein Denkmal.

STANDARD: Sevilla hat zweimal den Uefa-Cup und gar viermal die Europa League gewonnen. Wie lässt sich das erklären?

Polster: Die Mannschaft gibt in solchen Spielen mit dem Publikum im Rücken immer noch ein bisserl mehr. Sie spielen einfach einen herrlichen, schön anzuschauenden Fußball.

STANDARD: Wie würden Sie als Trainer das Spiel gegen die von Defensivtaktikfuchs José Mourinho trainierten Römer anlegen?

Polster: Sevilla kann nicht anders, als anzugreifen. Sie müssen ihren offensiven Fußball spielen und über die Seiten kommen. Aber sie müssen sehr aufmerksam sein, weil Mourinho bestimmt wieder Beton anrühren und schauen wird, über Konter zum Torerfolg zu kommen. Die Karten liegen offen auf dem Tisch.

STANDARD: Wie geht man als Stürmer gegen eine so defensive Mannschaft vor?

Polster: Man muss geduldig sein und das Spiel auseinanderziehen. Auch Weitschüsse sind ein probates Mittel. Wenn man den Ball verliert, muss man sehr schnell in der Rückwärtsbewegung sein.

STANDARD: War Sevilla die schönste Station Ihrer Auslandsengagements?

Polster: Ja, gemeinsam mit Köln. Die Leute haben mich dort geliebt. Die Unterstützung von den Rängen war immens, das beflügelt. So kann man ein paar Prozente mehr geben, die sonst vielleicht verborgen geblieben wären. Die Leute haben meinen Fußball geliebt, und ich habe versucht, ihnen auf dem Feld viel zurückzugeben.

STANDARD: Gab es spezielle Momente?

Polster: Ich hatte viele schöne Momente in Sevilla. 1989/90 habe ich 33 Tore gemacht. Es hat dort nie jemand mehr Tore in einer Saison geschossen. Ich habe natürlich Spuren hinterlassen.

STANDARD: Wo werden Sie das Spiel verfolgen? Und wie geht es aus?

Polster: Ich schaue zu Hause. Ich hoffe, dass der kreative Fußball über das Mauern siegt und Sevilla 2:1 gewinnt. (Thomas Hirner, 31.5.2023)

Toni Polster (59) aus Wien erzielte für die Austria in 145 Spielen 119 Tore. Er ist mit 44 Treffern aus 95 Spielen Österreichs Rekordschütze und beendete 2000 seine Karriere in Salzburg.

El Francogoleador – Anton Polster
Recordamos al mítico delantero austriaco del Sevilla Fútbol Club. Anton Polster marcó 33 goles. Ningún sevillista en la historia hizo tantos, solo se le acerca Arza con 29 a mediados de los 50. Aquí teneís TODOS los goles de Polster con nuestro equipo. ► ¡Sus
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