Es blieb einem der markantesten "Jedermänner" der vergangenen Jahre vorbehalten, zum Boykott aufzurufen: Cornelius Obonya, von 2013 bis 2016 der Büßer auf dem Domplatz, lieh den Teilnehmern der anti-schwarz-blauen Demonstration am Pfingstmontag in Salzburg seine Stimme. Er erinnerte Landeshauptmann Wilfried Haslauer, den frischgebackenen Koalitionär, an dessen Beteuerung: "Nie wieder" dürfe dem Ungeist des Faschismus Platz eingeräumt werden.

Salzburgs Hochkultur schweigt – andere gingen gegen die Koalition auf die Straße.
APA/FRANZ NEUMAYR

Obonyas Empfehlung lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Kolleginnen und Kollegen "aus allen Bereichen der Kunst" sollten pünktlich zu Beginn von Haslauers Festspielrede 2023 geschlossen die Felsenreitschule verlassen.

Verständlich wird solche Schärfe erst, wenn man das dröhnende Schweigen ermisst, das von den Wänden der Felsenreitschule widerhallt. Salzburgs Hochkultur begleitet die Schließung des ÖVP-FPÖ-Paktes reaktionslos. Während der Landesvater von "Brücken der Zusammenarbeit" mit einer notorisch antiliberalen Partei spricht, äußerten bis jetzt vornehmlich Autoren ihre Fassungslosigkeit. Vertreter der Kultureinrichtungen blieben bis jetzt hübsch still.

Es kann sein, dass man gerade die Salzburger Festspiele und die Museumsleiter an der Salzach einmal fragen wird: Was habt ihr in den Mai-Tagen 2023 getan, um aus euren Herzen keine Mördergrube zu machen? (Ronald Pohl, 30.5.2023)