Heidi Horten
Marc Chagalls "Les Amoureux" (1916), zu sehen im Privatmuseum Heidi Hortens.
Bildrecht, Wien, 2023

Ein Blickfang ist der auf Hühnerfüßen balancierende monströse Kohlkopf aus patinierter Bronze allemal: Gekauft für den weitläufigen Park der Villa am Ufer des Wörthersees, buhlt die Skulptur Claude Lalannes nun nebst anderen in Wien auf dem kleinen Vorplatz vor Heidi Hortens Privatmuseum um Aufmerksamkeit. Skurril – und darum durchaus effektiv.

Allein der Zauber der Natur von Fontainebleau, die der zeitgenössischen französischen Bildhauerin und Generationen von Künstlern vor ihr etwa im Umfeld der Schule von Barbizon als Inspirationsquelle diente, wirkt in einem Hinterhof im Herzen Wiens allenfalls als Zitat. Konveniert jedoch zur angelaufenen Sommerausstellung, der das Land Frankreich als roter Faden dient.

Abstecher nach Paris

Vereint unter dem Titel Rendez-Vous (bis 29. 10.) geht es um zugehörige Begegnungen, um Abstecher nach Paris und Südfrankreich, zu den Wirkungsstätten jener Künstlerinnen und Künstler, deren Werke über die Jahre Eingang in die Sammlung Heidi Hortens fanden. Teils noch zu Lebzeiten des ersten Ehemanns Helmut Horten, eher als hochwertige Dekoration zur Ausstattung der Wohnsitze, überwiegend jedoch seit Mitte der 1990er-Jahre unter der fachlichen Regie der Museumsdirektorin Agnes Husslein.

Aus dieser Epoche stammen interessante Werke, die Seite an Seite mit Lithografien von Henri Toulouse-Lautrec, George Braque oder Serge Poliakoff den zeitlichen Schwerpunkt von 1890 bis 1970 spannen.

Exemplarisch mit August Rodins Bronze Bruder und Schwester, gegossen nach einem Entwurf von 1890, oder Marc Chagalls dessen Ehefrau gewidmetes Die Liebenden (1916), 1996 für mehr als drei Millionen Euro erworben, bis zu Yves Kleins RE 1, dem allerersten Schwammrelief des aus Nizza gebürtigen und für das von ihm patentierte spezifische Ultramarinblau bekannten Künstlers aus dem Jahr 1958 (Christie’s, 2000: 6,7 Millionen Dollar). Picasso nicht zu vergessen, der mit 18 Gemälden, Grafiken und Keramiken für eine Privatsammlung vergleichsweise üppig vertreten ist.

Legendäre Yachten

So kann man "life and legacy" einer Milliardärin inszenieren, vor allem in Kombination mit Einblicken in deren mondäne Lebenswelt fern der Öffentlichkeit: Ein Kapitel befasst sich etwa mit dem zum Verkauf stehenden 1958 von Helmut Horten erworbenen Anwesens an der Côte d’Azur und der zuletzt 2021 umgestalteten Villa Dubeau in Antibes. Thema sind auch die einst legendären Yachten, die Carinthia VI und Carinthia VII, für die eigens eine Geschirrlinie zur exklusiven Verwendung an Bord entworfen worden sei, wie es im Katalog heißt. Konkret wurde dafür die seit 1931 von Wedgewood produzierte Porzellanserie Florentine Turquoise um ein individuelles nautisches Element ergänzt, wie Serviceteile zeigen.

"Rendez-Vous" in der Heidi Horten Collection
Ein mit Mobiliar und Kunsthandwerk eigentümlich ausgestatteter Nebenraum in "Rendez-Vous".
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Etwas eigentümlich gerät das in einen Nebenraum gepferchte Arrangement von Mobiliar und Kunsthandwerk unterschiedlicher Epochen, das in Auswahl und Kombination etwas beliebig wirkt. Zumal wenn damit "Le Goût Heidi Horten" beispielhaft und öffentlich preisgegeben werden will. (Olga Kronsteiner, 31.5.2023)