In Oberösterreich ernten Vietnamesinnen und Vietnamesen Gemüse.
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"Ohne die Helfer aus Vietnam ginge es gar nicht, da wären die Geschäfte zur Hälfte leer", sagt Landwirt Ewald Mayr. Er bewirtschaftet rund 180 Hektar in Oberösterreich und baut Radieschen, Kartoffeln, Zucchini, Knoblauch an. 80 Prozent seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus Vietnam. "Ohne ausländische Erntehelfer hätten wir in Österreich massive Probleme, das Gemüse vom Feld in die Geschäfte zu bringen", die Versorgungssicherheit wäre gefährdet, sagt er.

Für ihre ORF-"Schauplatz"-Reportage "Hilfe aus Vietnam" – zu sehen am Donnerstag um 21.05 Uhr in ORF 2 – hat Beate Haselmayer mit den Erntehelferinnen und Erntehelfern aus Vietnam und ihren Chefs gesprochen. Gemeinsam mit Ewald Mayr und seinem Sohn Daniel war sie auch in Vietnam unterwegs, hat die Familien der Arbeiter besucht und gewährt den Zuschauerinnen und Zuschauern so einen authentischen Einblick in die Lebenssituation dieser Menschen, die zu uns kommen und helfen, dass das Gemüse in unseren Supermarktregalen ankommen. 

Va Ry Kim Sa arbeitet rund sechzig Stunden pro Woche, "hier bekomme ich mindestens 1.580 Euro im Monat, in Vietnam könnte ich nur 300 Euro verdienen", erzählt der 32-Jährige, der schon länger für die Mayrs tätig ist. Er spricht Englisch und ist so etwas wie ein Bindeglied zwischen den Chefs und den vietnamesischen Kolleginnen und Kollegen. Ewald Mayr war vor einigen Jahren auf einer Bildungsreise in Vietnam. Damals hatte er die Idee, Arbeiter von dort nach Österreich zu holen. "Ich habe keine Österreicher gefunden, die am Feld oder in der Produktion arbeiten wollen", erzählt er. Er habe alles probiert, auch gemeinsam mit dem AMS. Es sei nichts zustande gekommen.

Va Ry Kim Sa arbeitet schon die vierte Erntesaison auf den Feldern von Familie Mayr im Bezirk Eferding in Oberösterreich.
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Wie würde ihr Leben aussehen, wenn sie nicht in Österreich arbeiten würden, will Haselmayr von Ry wisse. Dann hätte er gerade genug zu essen, aber für Notfälle könnte er nichts zur Seite legen. Und wie sieht es Landwirt Ewald Mayr, wenn Menschen in Geldnot im Ausland Jobs erledigen, die dort keiner will? Ob das nicht Nährboden für Ausbeutung und Sklaverei sei? "Sklaventum ist für mich etwas anderes, unter Zwang und Peitsche", sagt Mayr. "Wir behandeln die Mitarbeiter wie Mitarbeiter, sie kommen nur aus einem fernen Land. Wir sind in der Situation, dass die Lebensmittel günstig sein müssen, damit sie sich jeder leisten kann. Und können dadurch keine Spitzenlöhne zahlen wie etwa BMW oder Mercedes oder Steyr. Wir müssen uns nach der Decke strecken. Wir müssen innovativ sein, damit wir die Versorgung sicherstellen können mit Obst und Gemüse."

Gemeinsam mit Daniel Mayr und seinem Vater Ewald hat ORF-Reporterin Beate Haselmayer vietnamesische Erntehelfer in ihrer Heimat besucht.
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Man merkt, dass die Mayrs ihre Helferinnen und Helfer schätzen. Schön zu sehen, wie sehr das Verhältnis von gegenseitigem Respekt geprägt ist. In Vietnam trifft Haselmayr auch Rys Mama. Sie sie froh, dass sie seine Chefs aus Österreich kennenlernt. "Mein Sohn ist bei ihm gut aufgehoben", sagt sie. Und er kann in Österreich Geld für eine bessere Zukunft verdienen. Ry will bald heiraten und dann bei seiner Frau in Vietnam bleiben. Den Mayrs streut er Blumen, es sei die beste Firma und auch das beste Land, in dem er je gearbeitet habe, sagt er. "Es fühlt sich an wie Familie". (Astrid Ebenführer, 1.6.2023)