Vielen Mieterinnen und Mietern flatterten in den letzten Monaten gleich mehrere Mieterhöhungen ins Haus. Ob Altbau oder Neubau – die allermeisten Mieten im Land sind an die Inflation gekoppelt. Das treibt die Mieten. Und das bestätigt auch die Statistik Austria in einer aktuellen Erhebung zu den Wohnkosten, die am Mittwoch präsentiert wurde. Insgesamt spielen die Wohnungsmieten bei den im Vorjahr um 12,6 Prozent gestiegenen Wohnkosten allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Es sind nämlich vor allem die Energiepreise, die gegenüber 2021 um fast 37 Prozent zugelegt haben. 

Wolkenloser Himmel über dem Wohnungsmarkt? Das sehen nicht alle so.
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Interessant ist angesichts dieser großen Preissprünge allerdings, dass sich der Anteil der Wohnkosten am Einkommen kaum geändert hat. Über alle Mietsegmente gesehen gingen für die Wohnkosten 2012 17 Prozent des Einkommens drauf – und 2022 16 Prozent. Auch bei Zahlungsverzügen sind im Miet- und im Eigentumssegment derzeit noch keine großen Anstiege zu sehen. Im vierten Quartal 2021 konnten 7,6 Prozent der Mieterinnen und Mieter diese nicht mehr bezahlen, im vierten Quartal 2022 waren es sieben Prozent. Seltener kommt es bei Eigentümerinnen und Eigentümern bei der Rückzahlung des Wohnkredits zu Schwierigkeiten: Hier lag der Wert 2021 bei 2,4 und 2022 bei 2,5 Prozent.

Alles im grünen Bereich also? Nicht unbedingt. Denn es gibt eine starke Zunahme bei der Erwartung zukünftiger Zahlungsschwierigkeiten: Im Segment der Mieterinnen rechneten Ende 2021 18,8 Prozent damit, sich die Wohnkosten nicht mehr leisten zu können, im vierten Quartal 2022 waren es schon 33,6 Prozent. Auch bei Eigentümerinnen und Eigentümern ist der Wert von 7,4 auf 21,4 Prozent gestiegen. Besonders häufig gibt es die Befürchtung in vulnerablen Haushalten, die etwa von Arbeitslosigkeit betroffen sind oder ein geringes Einkommen haben.

Und noch etwas geht aus den Zahlen der Statistik Austria hervor: Delogierungen nehmen wieder zu. Während der Corona-Pandemie gab es einen Stopp, nun nehmen die Delogierungen aber wieder Fahrt auf. Rund 3.900 Räumungen gab es im Vorjahr, in 8.877 Fällen wurden Anträge für Räumungsexekutionen gestellt.

Angesichts dieser hohen Zahl rechnet Regina Fuchs von der Statistik Austria auch für heuer wieder mit mehr Delogierungen – auch weil sich die Mietspirale wegen der Inflation weiter drehen wird. Die Richtwertmieten im Altbau wurden, wie berichtet, im April angehoben. Im Juli folgen die Kategoriemieten, die bei älteren Mietverträgen noch bezahlt werden und zuletzt im November erhöht wurden. 2022 gab es über alle Mietsegmente gerechnet einen Anstieg von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr bei Mieten inklusive Betriebskosten – es ist der höchste Anstieg seit Beginn der Erhebungen 2005.

Daher werden nun die Rufe nach einer Mietpreisbremse wieder lauter. Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria, geht aber nicht davon aus, dass sich eine solche Maßnahme stark auf die Inflation auswirken würde: "Unabhängig davon, wie man das Instrument politisch einschätzt, haben Wohnungsmieten nur geringes Gewicht im Warenkorb, weil österreichweit viele Menschen im Eigentum leben", sagte er bei der Pressekonferenz. Ein Anstieg des Wohnungsangebots würde sich aber dämpfend auf die Preise auswirken.

Doch auch damit schaut es aktuell eher düster aus: Wegen hoher Zinsen und stark gestiegener Baukosten bremst sich die Bautätigkeit in Österreich gerade ordentlich ein. Im Rekordjahr 2017 wurden österreichweit noch 86.300 Wohneinheiten genehmigt. 2022 waren es nur noch 58.900, weniger waren es nur 2010 und 2012 – allerdings fehlen in der Erhebung die Zahlen der Stadt Wien zu Auf-, An- und Umbauten im Bestand, die nicht geliefert wurden. Am meisten wird pro 1.000 Einwohner in Tirol gebaut.

Die Kaufpreise für Immobilien sind 2022 noch einmal deutlich gestiegen – allerdings ging es Ende 2022 erstmals seit 2016 ganz leicht, nämlich um 0,6 Prozent, zurück. Ein "recht moderater Rückgang" allerdings, sagte Thomas, angesichts der Preisentwicklung der letzten Jahre. Seit 2010 sind die Preise in Österreich um mehr als 126 Prozent gestiegen. Am höchsten sind die Preise im Westen und in Ballungszentren. Dort liegen sie immer noch auf Rekordhöhen: In Wien kam eine Durchschnittswohnung 2022 auf 5.550 Euro pro Quadratmeter, in Tirol waren es 5.333 Euro und in Vorarlberg 5.322 Euro. 

Und auch die Mieten haben angezogen: Insgesamt sind die Mieten seit 2012 inklusive Betriebskosten um fast 36 Prozent gestiegen, am stärksten im privaten Segment mit 37 Prozent, am schwächsten in Gemeindewohnungen und Genossenschaftswohnungen mit jeweils rund 29 Prozent. Ein entscheidender Faktor für die Höhe von Miete inklusive Betriebskosten ist der Zeitpunkt der Vermietung: Am höchsten sind Nettomieten bei Wohnungen, die vor weniger als zwei Jahren angemietet wurden (8,15 Euro), am niedrigsten bei einer Mietdauer von 30 Jahren und mehr (3,6 Euro). Am teuersten kommt das Mieten in Salzburg, wo die Nettomiete bei fast acht Euro liegt, am niedrigsten im Burgenland mit einer Nettomiete von 5,1 Euro. In Wien sind es 6,6 Euro.

In einem aktuellen Report zum österreichischen Immobilienmarkt weist die linke Denkfabrik Momentum-Institut auf eine Ungleichverteilung des Immobilienvermögens in Österreich hin. Mieterinnen und Mieter seien fast ausschließlich in der ärmeren Hälfte der Bevölkerung zu finden, während Vermieterinnen fast ausschließlich zum reichsten Zehntel gehören und von steigenden Mieteinnahmen und Immobilienpreisen profitieren: "Ihre Einnahmen werden automatisch, ohne dass dafür Verhandlungen notwendig sind, um die Inflationsrate erhöht", heißt es im Bericht, in dem daher eine Mietpreisbremse empfohlen wird. (Text: Franziska Zoidl, Grafiken: Michael Matzenberger, 31.5.2023)