Floridas Gouverneur Ron DeSantis beginnt seinen Vorwahlkampf mit einer klassischen Tour durch wichtige US-Bundesstaaten. Erste Station war Iowa, ein Schlüsselstaat, in dem im nächsten Februar die ersten Nominierungswahlen der Nation abgehalten werden. Die große weiße, evangelikale Bevölkerung des Staates konnte sich noch nie so recht mit DeSantis' parteiinternem Gegner Donald Trump anfreunden. Trump verlor die Vorwahlen im Jahr 2016 dort gegen den US-Senator Ted Cruz, der einen Großteil der christlichen Wählerschaft für sich gewinnen konnte. Deshalb war es auch wenig überraschend, dass DeSantis seine erste Veranstaltung in Iowa in der Aula einer evangelischen Kirche abhielt. 

DeSantis spricht in Clive im Bundesstaat Iowa mit seinen Fans.
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Dort ging DeSantis auch folgerichtig auf Konfrontation mit dem Ex-Präsidenten. Zumindest zeigte er bei der Beantwortung der Fragen der Medien nach der Veranstaltung wenig Zurückhaltung. Nur er, DeSantis, habe in der Präsidentschaftswahl gegen Joe Biden Chancen. DeSantis kritisierte Trump für dessen Einwanderungs- und Covid-Politik und deutete an, dass dieser als Präsident von konservativen Grundsätzen abgewichen sei: "Leider hat er beschlossen, sich in einigen dieser Fragen nach links zu bewegen", sagte DeSantis. Trump hatte kürzlich DeSantis' Umgang mit der Pandemie angegriffen, weil sich DeSantis gegen eine bundesweite Masken- und Impfpflicht gewehrt hatte. "Ron DeSantis ist keine ernstzunehmende Person, die es mit Joe Biden aufnehmen könnte", konterte der Sprecher der Trump-Kampagne, Steven Cheung, DeSantis' Äußerungen.

Müllhaufen der Geschichte

Ebenfalls am Dienstag führte DeSantis ein ebenso angriffiges Interview mit dem TV-Sender Fox News, in dem er seine eigenen Schwerpunkte hervorhob. Unter anderem kündigte er darin an, "die Linke in diesem Land zerstören" zu wollen. Er werde "die Woke-Ideologie auf dem Müllhaufen der Geschichte zurücklassen", sagte DeSantis und ließ wiederum keinen Zweifel daran, dass er auch Trump links verortet.

DeSantis, der sich in Florida in einer Auseinandersetzung mit dem Disney-Konzern befindet, dem er nach der Kritik an seinem "Don't say gay"-Gesetz den Selbstverwaltungsstatus entziehen möchte, warf Trump vor, sich in dem Streit auf die Seite von Disney zu stellen. DeSantis hingegen setze sich für die Eltern und Kinder ein, die der Konzern "sexualisieren" wolle. Kinderschutz wird in rechten Kreisen gerne als Argument genutzt, um Unterricht zu verbieten, der sich auch mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen beschäftigt.

Erste Tour

Nach Iowa geht es für DeSantis weiter nach New Hampshire und South Carolina. Seine Tour wird von den Kommentatoren und Kommentatorinnen mit Argusaugen verfolgt: Sie werden genau beobachten, ob der zugeknöpfte, politisch denkende Gouverneur auch zwischenmenschliche und rhetorische Konturen erkennen lässt, die ihm nach Meinung einiger Kritiker fehlen.

Trump wird ihm dabei dicht auf den Fersen sein. Er wird Veranstaltungen in Iowa abhalten, wenn DeSantis bereits in New Hampshire ist – ein Zeichen dafür, dass der Kampf um die Nominierung in eine intensivere Phase tritt. 

Jedenfalls wird dieser Vorwahlkampf einer sein, bei dem auch auf Deepfakes zurückgegriffen wird, die praktisch nicht mehr als Fälschungen erkennbar sind. Derzeit geistert beispielsweise ein gefälschtes Video von Hillary Clinton durch das Internet, in dem die ehemalige Präsidentschaftskandidatin der Demokraten DeSantis über den Klee lobt. "Ich mag Ron DeSantis wirklich sehr. Er ist genau die Art von Mann, die dieses Land braucht, und das meine ich wirklich." 

Bereits im April hatte die Republikanische Partei mit einem – als solchen gekennzeichneten – KI-Wahlspot für Aufsehen gesorgt. Darin wurde ein apokalyptisches Szenario für den Fall einer Wiederwahl Bidens an die Wand gemalt. Zu sehen waren unter anderem mit künstlicher Intelligenz geschaffene Bilder von verrammelten Häuserzeilen, von Sicherheitskräften auf den Straßen und von brennenden Hochhäusern. (Reuters, mhe, 31.5.2023)