Schenkt man den ersten Tests von "Diablo 4" Glauben, darf man sich auf die Veröffentlichung des Dungeon-Crawlers freuen. Ein bitterer Beigeschmack könnte dennoch enthalten sein.
Blizzard Entertainment

Für viele Gamerinnen und Gamer steht definitiv ein Großereignis bevor. Nach mehr als einem Jahrzehnt erscheint in Kürze ein neues "Diablo" und damit der Inbegriff des Dungeon-Crawlers. Vor dem Release gibt es nun weitere Indizien, dass man sich auch in der nächsten Interpretation von Sanctuary wohlfühlen dürfte: Die ersten Rezensionen der Fachpresse fallen gut aus. Kritik gibt es unterdessen an einem Wettbewerb von Entwickler Blizzard.

Ein Blick auf den Wertungsaggregator Metacritic zeigt, dass sich das lange Warten auf "Diablo 4" gelohnt haben dürfte: 88 von 100 möglichen Punkten am PC rücken das Action-Rollenspiel definitiv unter die besten Neuerscheinungen des Jahres, für Playstation 5 und Xbox Series fällt die Wertung sogar noch eine Spur höher aus. Besonders auffallend daran ist das durchgängige Lob für das Endgame des Spiels  – nur über die Qualität der Handlung (ohne sie an dieser Stelle zu spoilern) sind sich die Rezensenten offenbar nicht einig.

Diablo 4 Review
IGN

Travis Northup von "IGN" vergleicht "Diablo 4" mit dem Auftritt einer Lieblingsband, von dem man begeistert ist, obwohl man von der ersten Note schon genau weiß, was folgen wird. Er sieht im Dungeon-Crawler eine "beeindruckende Fortsetzung mit einem nahezu perfekten Endgame", wenngleich er gleich im Anschluss nicht mit Kritik spart: Demnach sei die Handlung eine ziemlich große Enttäuschung, und es gebe zum jetzigen Zeitpunkt auch noch einige nervige Bugs, die Blizzard beheben müsse. Der Rest sei dennoch dermaßen gut, dass er 9 von 10 möglichen Punkten vergibt.

Ein wenig verhaltener gibt sich Timothy Monbleau von "Destructoid". Er sieht "Diablo 4" zwar als Ergebnis einer "raffinierten Action-RPG-Formel" und berichtet über ein grundsätzlich solides Spielerlebnis. Allerdings habe er Bedenken, dass die Live-Service-Elemente und Mikrotransaktionen dem Spiel langfristig schaden könnten. "Selbst wenn man diese Teile des Spiels ignorieren kann, lässt sich nicht leugnen, dass sie das Endprodukt insgesamt schlechter machen", so Monbleau. Für Fans der Serie sei das letztlich dennoch kein Hindernis, Monbleau resümiert mit 8 von 10 möglichen Punkten.

Und dann gibt es noch Pressestimmen, die bewusst alle Aspekte ihrer Meinung zurückhalten und dies wie "Eurogamer" auch begründen: Da im Vorfeld der Veröffentlichung noch wichtige Funktionen des Spiels, allen voran der Ingame-Shop, fehlen und man bei einem Live-Service-Game gerade zu Beginn die Serverstabilität abwarten wolle, hält man sich mit einem Review noch zurück und will es erst nach der Veröffentlichung des Spiels publizieren.

Auch bei "Gamestar" gibt es aus genannten Gründen noch keine Bewertung, allerdings lässt man sich hier schon zu deutlich klareren Aussagen hinreißen: "Diablo 4" sei "verflucht nahe an der Perfektion" und "so wahnsinnig vollgestopft mit Inhalten, […] dass es uns anfangs schier den Atem verschlägt". Blizzard dürfte nach Jahren der Enttäuschung wieder einen Volltreffer gelandet haben, heißt es.

Alessandro Barbosa von "Gamespot" betrachtet Blizzards neuestes Werk insbesondere unter dem Aspekt der Vorgänger. So hätten viele Elemente aus vorangegangenen Abenteuern, die sich bewährt haben, zu einer Kombination beigetragen, die sich in Form von "Diablo 4" wie "der neue Standard für Action-Rollenspiele" anfühle. Nicht zuletzt, weil die Handlung für die Marke neue Maßstäbe setze, werde er das Spiel noch lange Zeit regelmäßig besuchen. Auch er gibt dem Spiel 8 von 10 möglichen Punkten.

Kritik an "Hardcore"-Wettbewerb

Nicht sonderlich erfreut zeigen sich unterdessen erste Spieler vom Wettbewerb "Make your Mark", den Blizzard im Vorfeld der "Diablo 4"-Veröffentlichung angekündigt hat. Die Idee dahinter ist, dass der Entwickler den ersten 1.000 Spielern, die es schaffen, im Hardcore-Modus Level 100 zu erreichen, eine Statuette schenkt, auf der ihr Benutzername eingraviert ist.

Manche Leute haben in diesem Zusammenhang Bedenken geäußert, dass Tester und Influencer, die frühzeitig Zugang zum Spiel hatten und sich bereits mit den Mechanismen und Kämpfen vertraut gemacht haben, einen "unfairen Vorteil" in diesem Wettbewerb hätten.

Rod Fergusson von "Blizzard" hat darauf reagiert, indem er die Community darauf aufmerksam machte, dass seit letztem Freitag die Charaktere und Fortschritte aller Spieler mit frühem Zugang gelöscht wurden. Dennoch sind  einige der Meinung, dass diese Maßnahme nicht ausreicht, und fordern, dass jeder, der das Spiel vorzeitig gespielt hat, von der Teilnahme am Wettbewerb ausgeschlossen wird.

Am Freitag geht es los

Offiziell wird "Diablo 4" erst am 6. Juni für PC, Playstation 4 und 5 sowie für Xbox One und Xbox Series X/S veröffentlicht. Blizzard hat angekündigt, dass die Server um ein Uhr morgens online gehen sollen. Vorbesteller haben aber die Möglichkeit, am Early Access teilzunehmen, der bereits am Freitag um ein Uhr morgens startet. Dies gilt jedoch nur für diejenigen, die entweder die Digital Deluxe Edition (ca. 90 Euro) oder die Ultimate Edition (ca. 100 Euro) statt der Standardausgabe (ca. 70 Euro) kaufen.

Eine Segmentierung wie diese ist an sich nicht mehr unüblich bei größeren Titeln wie "Diablo 4". Hinzu kommt allerdings eine weitere Komponente, die auch nicht auf uneingeschränkte Freude bei Spielern stößt. Wer regelmäßig spielt, dürfte früher oder später im Ingame-Shop landen. Neben rein kosmetischen Mikrotransaktionen lockt dort vor allem der "Battle Pass", der alle drei Monate mit bis zu 25 Euro zu Buche schlagen kann. Kontroversen scheinen in diesem Zusammenhang vorprogrammiert, gehören aber offenbar leider auch schon zur Tradition von "Diablo". (bbr, 31.5.2023)