Es rumort im österreichischen Fußball. Es ist ein bisserl wie Simmering gegen Kapfenberg, nicht ganz so brutal, die Gegner sind die zum Gewerkschaftsbund ÖGB gehörende Younion und die Vereinigung der Fußballer (VdF). Die wurde im Jahr 1988 von Rudolf Novotny gegründet, der 69-Jährige ist immer noch deren Ehrenpräsident, zieht im Hintergrund die Fäden. Damals herrschte im heimischem Kick Chaos, ein Konkurs nach dem anderen, nicht wenige Fußballer standen plötzlich auf der Straße. Die Zahlungsmoral der Vereine war amoralisch.

Absicherung

"Es musste eine Vertretung her", erinnert sich Novotny. Kontakte zum ÖGB wurden geknüpft, der damalige Präsident Anton Benya war zugleich Macher bei Rapid. Novotny sprach gemeinsam mit Heribert Weber und Herbert Prohaska vor. Der selige Benya hat übrigens den Austrianer Prohaska stets bewundert, was er nie rausposaunte. Novotny: "Jetzt kann man es ja sagen"

Sascha Horvath (LASK Linz) und Nicolas Seiwald (Salzburg)
Fußballer wie Sascha Horvath (LASK Linz) und Nicolas Seiwald (Salzburg) kämpfen um den Ball. Die Gewerkschaften kämpfen um die Fußballer. FOTO:
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Der ÖGB zeigte nicht allzu großes Interesse, irgendwann hat er die Bedeutung des Fußballs erkannt, also wurde mit der VdF kooperiert. Die Vereinigung ließ sich einiges einfallen, schuf die Bruno-Gala und Kindercamps. Novotny und Co bekamen ein Büro im Gewerkschaftshaus, später wurden sogar zwei Mitarbeiter finanziert. Generell war die Beziehung aber nie von unermesslicher Liebe geprägt.

Österreich ist das Land der Sozialpartnerschaft. Arbeitgeber und Arbeitnehmer machen sich die Dinge untereinander aus. Für den Kollektivvertrag ist somit der ÖGB Ansprechpartner. Die Fußballer bekamen 2008 einen, verhandelt hat ihn in erster Linie Novotny. Er liegt übrigens bei rund 1.600 Euro. Für die Größen des Sports ist das lachhaft. Novotny sagt: "Es ging und geht um die Absicherung der ganz Jungen." Der riesengroße David Alaba braucht die VdF sicher nicht, unterstützt sie aber trotzdem.

Erloschene Liebe und offener Brief

Die Liebe ist mittlerweile völlig erloschen, im Vorjahr quartierte der ÖGB die VdF aus. Während der Pandemie fühlten sich die Mitglieder von der Younion im Stich gelassen, im ÖGB hieß es, der Handel sperrt zu, dabei ist Fußball kein Einkaufszentrum. Novotny: "Es wurde überhaupt nicht bedacht, dass Fußballer ihren Beruf ausüben müssen, um nicht ihre Karriere nachhaltig zu schädigen." Die VdF trat für Geisterspiele ein.

Vor ein paar Tagen veröffentlichte die VdF einen offenen Brief, adressiert an ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und den Younion-Vorsitzenden Christian Meidlinger. Die Spielervertreter der 28 Bundesligaklubs stellten in dem Schreiben klar, dass die VdF "unsere einzige berufliche Interessenvertretung darstellt". Das Verhalten der sogenannten "Fußballgewerkschaft" Younion gefährde die Bewegung nachhaltig. Das Grundrecht, Kollektivverträge zu verhandeln, stehe im Sinne des solidarischen Gedankens der VdF zu. Unterzeichnet war der Brief von Kapazundern wie Alexander Schlager, Nicolas Seiwald, Michael Liendl oder Christopher Dibon.

Rudolf Novotny
Der studierte Betriebswirt Rudolf Novotny setzt auf den großen Rückhalt.
Privat

Die Younion lehnt das ab, will die Hoheit über das Thema Kollektivvertrag bewahren. Wie in anderen Branchen. Aber der Fußball ist eben anders. Jene 300 Bundesligaprofis, die ÖGB-Mitglieder waren, sind ausgetreten und großteils zur VdF gewechselt. Die VdF vertritt mittlerweile 1.000 Personen (Amateure inklusive). Die Younion ist inoffiziell panisch, sie versprach den Ausgetretenen, im Falle einer Rückkehr den Mitgliedsbeitrag zu erlassen. Das sind übrigens 29 Euro für einen Erstligisten, 19 für einen Zweitligisten, zehn für einen Amateur. Novotny empfindet diese Maßnahme als "lächerlich und obszön. Es gibt Fußballer, die verdienen 20.000 Euro im Monat. Was soll sich ein Friseurlehrling denken, der ein Prozent seines Bruttogehalts abliefert?"

Cheffrage

Das beim Wirtschaftsministerium angesiedelte Bundeseinigungsamt entscheidet, ob die VdF Kollektivverträge ausverhandeln darf. Das hätte gravierende Auswirkungen auf andere Berufsgruppen. Gewerkschafter Thomas Kattnig ist von einem Nein überzeugt. Allerdings hat er dann trotzdem keine Mitglieder. Novotny wartet ab. "Es geht ja nicht nur um den Kollektivvertrag. Wir betreuen die Spieler in allen Belangen. Wichtig ist: Sie müssen immer der eigene Chef bleiben." (Christian Hackl, 1.6.2023)