Technisches Museum
Das Wiener Technische Museum hat jetzt eine Music Lounge, sie widmet sich unter anderem Pionierinnen der elektronischen Musik.

Was passiert eigentlich mit einem Grammy, nachdem er verliehen wurde? Er steht so lange in der Vitrine, bis er bricht. Zumindest jener, den Joe Zawinul 1979 erhielt. Ob er tatsächlich in einer Vitrine lädiert wurde, bleibt im Dunkeln, jedenfalls steht er nun zweigeteilt in einer solchen im Technischen Museum Wien. Dort wurde im vierten Stock die Music Lounge eröffnet. Sie widmet sich dem Thema elektronische Musik, bildet aber nicht die Geschichte dieses Fachs ab. Viel mehr will das neu geschaffene Ausstellungsmodul zeigen, in welche Bereiche Elektronik hineinreicht.

Das führt zwangsweise zu einer etwas beliebigen Stückelung der Schau, da kein dokumentiertes Musikstück ohne von Elektronik gestützte Aufnahmetechnik verfügbar wäre. Deshalb kommt es zu seltsamen Nachbarschaften. Da gerät eine CD des volkstümlichen Musikanten Chris Steger in die Nähe von Brian Enos Album "Discreet Music", Laurie Anderson wundert sich über Pizzera & Jaus. An der Wand hängen – ebenfalls Exponate von der Peripherie des Themas – Gemälde von Parov Stelar, dem heimischen Elektronikmusiker. Und in der Mitte der Ausstellung steht platzgreifend eine Karaokebühne – auf der darf sich ausprobieren, wem zwischen Kraut und Rübe nach ein wenig Amateurkunst ist.

Sampling und Rhythmus

Abseits dieser beliebig wirkendenden Trophäensammlung, die vom Mischpult des Falco-Produzenten Thomas Rabitsch über diverse Zawinul-Erbstücke bis zu frühen Synthesizern reicht, befinden sich aber ein paar nützliche Basisinformationen. Kleine Tafeln zu Themen wie Rhythmus, bei dem, wie jedes Konzert zeigt, wenige im Publikum firm sind – nicht theoretisch und schon gar nicht praktisch. Auch Sampling wird erklärt. Diese niederschwelligen didaktischen Stationen adeln die Schau, ebenso wie eine Facette der elektronischen Musik: Die Music Lounge holt weibliche Pioniere des Fachs vor den Vorhang, von Daphne Oram bis zu Wendy Carlos oder Pauline Oliveros.

In diversen audiovisuellen Stationen sind Beiträge über eher zeitgenössische Protagonisten wie ein Gespräch mit DJ Electric Indigo abrufbar, die ihr Netzwerk Female Pressure erläutert. Auch bietet die Ausstellung auf anderen Stationen über zehn Stunden Material aus dem ORF-Archiv: Beiträge von den 1990ern bis heute über heimische Musik. (Karl Fluch, 1.6.2023)