Regenwald in Ecuador. Kommt es durch Dürren zu Wasserknappheit, können die wichtigen Wälder im Klimasystem aus Selbstschutz weniger CO2 speichern.
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Klimamodelle sind nicht perfekt. Wie die komplexen Faktoren im System zusammenspielen, lässt sich im Detail nicht leicht bestimmen und vorhersagen, auch wenn generelle Trends immer deutlicher werden. Doch es mehren sich Studien, die auf ein schnelleres Voranschreiten der globalen Erhitzung hindeuten, als bisher angenommen wurde. Darauf deutet auch eine aktuelle Veröffentlichung im Fachjournal "Nature" hin, die von einem internationalen Forschungsteam mit Beteiligung der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich kommt.

Die Studie zeigt: Der tropische Regenwald nimmt wegen Dürren immer weniger Kohlenstoffdioxid auf. Dieser Rückkopplungseffekt im CO2-System wird von einem Großteil der Klimamodelle nicht berücksichtigt. Dahinter steckt unter anderem ein Schutzmechanismus von Pflanzen. Sie stellen die CO2-Aufnahme ein, um Wasserverluste zu vermeiden, wenn es zu heiß und trocken wird.

Waldbrandrisiko

Zudem gibt es bei heiß-trockenen Bedingungen auch mehr Waldbrände, die zu CO2-Verlusten in der Biosphäre führen. Kommen solche Bedingungen also öfter vor, könnte der Wald laut den Forscherinnen und Forschern weniger CO2 aufnehmen, das von Menschen im Übermaß in die Atmosphäre eingebracht wird. Die Klimaerwärmung würde dadurch verstärkt.

Bisher gingen die Forschenden davon aus, dass die Land-CO2-Senke erst bei einer hohen bis sehr hohen globalen Erwärmung von zwei bis vier Grad Celsius klar beeinträchtigt würde. Die neue Studie deutet jedoch darauf hin, dass die Landökosysteme weniger robust gegenüber Klimaveränderungen sein könnten. Konkret konnten die Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass sich die Kopplung zwischen der tropischen Wasserverfügbarkeit und der CO2-Wachstumsrate in den jüngsten 30 Jahren von 1989 bis 2018 im Vergleich zur vorherigen Periode von 1960 bis 1989 intensiviert hat.

Blick in die Zukunft

Diese Ergebnisse geben laut der Studienleiterin Sonia Seneviratne Anlass zur Sorge. Dennoch warnt die Klimaforscherin vor voreiligen Schlüssen: "Unsere Studie schaute zurück – nicht nach vorn. Die Resultate sind keine Prognosen", sagte sie laut einer Mitteilung der ETH.

Mit dem Blick nach vorne, also der Verbesserung von Klimamodellen, will man sich in einem weiteren Schritt auseinandersetzen. Die Folgen von Dürren auf den Kohlenstoffkreislauf sollen besser berücksichtigt werden. "Erst dann können wir genauere Prognosen für die künftige Kohlenstoffsenke an Land erstellen", sagte Seneviratne. (APA, red, 5.6.2023)